Vom 25. Juni bis 15. Juli findet in Lörrach nach einem Jahr Pause wieder  das Stadtradeln statt. Bereits zum fünften Mal nimmt die Lerchenstadt am Wettbewerb des „KlimaBündnisses“ teil.  In unserer Serie „Mein Stadtradeln“  lassen wir Radler zu Wort kommen, die über ihre Erlebnisse  auf dem Velo und ihre Motivation berichten.  

Von Marion Ziegler-Jung

Lörrach. Bei der Frage, ob ich Alltagsradlerin, Schönwetterradlerin,  Kurzstreckenradlerin oder  Flachlandradlerin bin,  könnte ich bei allen vier Vorschlägen ein Kreuzchen machen.

Ja, wir haben uns als Familie ganz bewusst für eine Wohnung im Stadtzentrum von Lörrach entschieden, damit alle Familienmitglieder ihre täglichen Wege zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen und zu den Freunden selbstständig und ohne Eltern-Bringdienst zurücklegen können.

Kurze Wegstrecke ins Büro, ohne Berg und ohne Parkplatzsuche

Ja, wir hatten großes Glück, Vor zwölf Jahren noch eine schöne Stadtwohnung in der Bergstraße bei der Baugenossenschaft zu finden. Und ja, die Bergstraße heißt nur so, weil sie am Fuße des Hünerbergs liegt, sie ist aber topfeben. Daher sind es für mich morgens mit dem Fahrrad nur zwei Kilometer von zuhause bis in mein Büro im Innocel Innovations-Center Lörrach in der Marie-Curie-Straße 8. Und das genieße ich!  Genauso wie meine vier Kolleginnen, die zum Teil sehr viel mehr Kilometer per Fahrrad zurücklegen als ich, mich aber trotzdem gerne ins WFL-Stadtradelteam aufgenommen haben.

Als ich während meiner Ausbildung in Stuttgart am Flughafen gearbeitet habe, waren es jeweils 1,5 Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die ich morgens und abends zurücklegen musste. Das hat mich geprägt. Mit dem Fahrrad ist es jetzt einfach praktisch. Ich tue etwas für meine Gesundheit. Ich bin meist schneller als mit dem Auto, muss nicht lange nach einem Parkplatz suchen, und ich nehme unsere Stadt auf dem Fahrrad aufmerksamer wahr.

Ich schätze es sehr, dass ich als Mitarbeiterin einer Energiestadt ohne Gesichtsverlust mit dem Fahrrad zu dienstlichen Terminen kommen darf. Auch mein Chef, Oberbürgermeister Jörg Lutz, ist hier Vorbild und steuert naheliegende Ziele mit dem Fahrrad an.

Natürlich fahre ich mit Helm, auch wenn unsere Töchter inzwischen mehr Wert auf ihre Frisur legen als auf unser Vorbild. Im Januar hat mich der Schneematsch zu einem unfreiwilligen Abstieg veranlasst, den ich dank Helm – der Aufprall klingelt mir noch immer in den Ohren – mit heilem Kopf überstanden habe. Seitdem erlaube ich mir, bei Schneematsch und Starkregen unser Auto zum Einsatz zu bringen.

Und natürlich gibt es auch Tage, an denen ich eigentlich kein Alibi habe und trotzdem ins Auto steige. Die Freiheit, wählen zu können, ist schön.

Als Sinologin habe ich mir als Benutzername für das Stadtradeln das chinesische Wort für Fahrrad „zìxíngch“ē ausgesucht. Die Zeichen 自行车 stehen für selbst/bewegen/Fahrzeug. Anders als man vermuten mag, kam das Fahrrad erst Ende des 19. Jahrhunderts aus Europa nach China und war zunächst eine Kuriosität aus einer fremden Kultur, denn reiche Chinesen ließen sich damals in Sänften tragen. Der badische Forstbeamte Karl von Drais hatte sein Laufrad bereits im Jahr 1817 erfunden.

Mein Tipp: Die Geschichte des Fahrrads kann man in der aktuellen Ausstellung „Faszination Fahrrad – von der Draisine zum E-Bike“, die noch bis 17. September im Dreiländermuseum zu sehen ist, sehr schön nachvollziehen.