Von Beatrice Ehrlich Lörrach. Drei unterschiedliche Sichtweisen, umgesetzt in Tanz: Mit Choreographien von Kit Holder, Will Tuckett und Mark Bruce feierte das „Ballet Black“ am Donnerstag im Burghof die Deutschlandpremiere seines neuen Programms. Die von Cassa Pancho im Jahr 2011 gegründete Tanzcompagnie setzt sich ausschließlich aus afrikanisch- oder asiatischstämmige Tänzern zusammen und soll unter anderem ein Statement sein gegen deren eher schwache Repräsentation in führenden Compagnien. Immer wieder choreographieren berühmte Choreographen für das „Ballet Black“, das längst über die Grenzen seiner britischen Heimat hinaus bekannt ist. Als „Appetithappen“ gibt es ein verspieltes, etwa zehnminütiges Pas de Deux von Kit Holder, dem ein englischer Kinderreim zugrunde liegt – „To Fetch a Pail of Water“. Kanika Carr und Jacob Wye tanzen diese Abfolge von eleganten Hebungen und unvermittelten Stürzen mit Schwung und kindlicher Lebendigkeit, die Musik von Clark und Ray Conniff ist eingängig und leicht wie ein Glas Sekt. „Dépouillement“, das zweite Stück, erscheint hingegen wie eine eher arbeitsreiche Lektion in neoklassischem Ballett, die Streicherklänge von Maurice Ravel erscheinen manchmal widerborstig und kratzig und stellen so eher einen Kontrapunkt her zu den ästhetischen und lehrbuchmäßig ausgeführten Bewegungen der sechs Tänzer, die, ganz in puristischem Weiß und Schwarz gekleidet, in immer wieder neuen Konstellationen auf der Bühne zusammenfinden. Höhepunkt des Abends ist dann der dritte Programmteil „Second Coming“. Auf der Basis verschiedener Texte und Illustrationen hat der Choreograph Mark Bruce im Auftrag des Ballet Black eine eigene Bilderwelt voller Widersprüche erschaffen: Engel und Teufel, Liebe und Hass, Gutes und Böses, Archaisches und Modernes, Leben und Tod treffen in immer neuen Konstellationen aufeinander und wirken gegenseitig aufeinander ein. Die Bildersprache gestaltet diese Gegensätze farbig, zum schlichten Schwarz und Weiß kommt jetzt Rot – einerseits; auf der anderen Seite lassen Tücher in dunklen Farben und kleine Wunderlampen für Momente an Tausendundeine Nacht, an Märchenerzähler in Nomadenzelten denken. In einer Szene ziemlich zu Beginn zeigen sich die Tänzer in schlichten Gewändern, die Frauen tragen eine Art Turban, am Ende wiederum scheinen alle ausgelassen in einer Diskothek zu tanzen – in Teufelskostümen und einer Tiermaske. Seinen Bilderbogen unterlegt Bruce mit einem musikalischen Medley von Tom Waits über Dimitri Schostakowitsch bis hin zu Edward Elgar. Der dritte Moment folgt ganz am Schluss, als sich alle Tänzer noch einmal treffen, wobei die Bewegungen zu Musik von Tom Waits und im Discolicht plötzlich so gar nichts mehr mit klassischem Ballett zu tun haben. Leider ist diese Szene viel zu kurz – als es gleich darauf hell wird, lässt der donnernde Applaus für dieses großartige Stück nicht auf sich warten.