Es begann mit gut 40 Ständen, einem kleinen Karussell und 375 Metern Lichterkette am 9. Dezember 1977 auf dem Neuen Marktplatz. Heute nimmt der Lörracher Weihnachtsmarkt einen Großteil der  Fußgängerzone ein. Zur 40. Auflage blicken engagierte Lörracher zurück.

Von Katharina Ohm

Lörrach. „Alles war eng und unheimlich improvisiert, aber dennoch irgendwie gemütlich“, erinnert sich Frieder Speck, ehemaliger Inhaber des Fachgeschäfts Wein-Speck und Beschicker erster Stunde, an die erste Premiere. „Wir benutzten die Jahrmarktsstände der Stadt und  mussten sie jeden Abend wieder abbauen.“

Georg Sichler ist es zu verdanken, dass sich heute Tausende Besucher an den mehr als 100 Ständen erfreuen können. Der damalige Vorsitzender des Einzelhandelsverbands setzte sich 1977 zum ersten Mal mit der Idee eines Weihnachtsmarktes bei der Stadt durch. Der Markt war gleichzeitig der Auftakt für das Jubiläumsjahr zu 575 Jahren Lörracher Marktrecht und sollte auf dem Neuen Marktplatz stattfinden. Der Plan fand schnell große Zustimmung.  So schrieb unsere Zeitung im Dezember 1977: „Ungeteilten Beifall bei den Akteuren wie bei den Besuchern fand der erste Lörracher Weihnachtsmarkt. Es herrschte nach 18.30 Uhr in den Straßen Lörrachs eine für diese Stunde ungewöhnliche Geschäftigkeit.“

Allein die Marktfrauen fürchteten um ihren Platz, da die weihnachtliche Veranstaltung  am Samstag parallel zum Wochenmarkt stattfand. Strittig war auch die gleichzeitige Einführung eines verkaufsoffenen Abends, der einen wesentlichen Teil des neuen Konzepts ausmachte. Während der Weihnachtsmarkt einerseits bei Kunden großen Anklang fand, verhinderten die Betriebsräte der Kaufhäuser Schöpflin in Haagen und Hertie (heute Karstadt) ihre Teilnahme an der Veranstaltung.

Sichler berichtete laut unserer Zeitung der eigens ins Leben gerufenen Marktfestkommission dennoch von einem unerwartet großen Ansturm auf die 40 Stände rund um den Marktplatz-Brunnen. Der Platz wurde weihnachtlich gestaltet und schon damals mit einem großen Tannenbaum geschmückt, was bei den Besuchern gut ankam. Auch die Sorge der Marktfrauen vor Verdrängung war unbegründet, wie sich im Nachhinein herausstellte. Nach einer gelungenen Premiere wurde vielerorts der Wunsch geäußert, den Weihnachtsmarkt künftig jedes Jahr zu veranstalten.

Der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Denn bis zur zehnten Auflage 1986 entwickelte sich „der Lörracher Weihnachtsmarkt  zweifellos zu einem der schönsten und stimmungsvollsten Märkte der Stadt“, lobte der damalige Organisator Hanspeter Troendle im Gespräch mit unserer Zeitung.

 Mit dem zehnten Geburtstag kam auch eine Veränderung:  Erstmals  dauerte der Markt  von Freitag bis Sonntag.  Diese Verlängerung  musste gegen das Veto der Kirche und dem Protest der Gewerkschaften durchgesetzt werden. Doch der Markt entwickelte sich trotz des Gegenwinds immer weiter: Der Umzug vom Neuen zum Alten Marktplatz war ein Umbruch,   blickt Speck zurück: „Da hatte man erst das Gefühl, da ist ein Markt.“ Durch diese Eigenständigkeit sei es gelungen, die Qualität eines richtigen Weihnachtsmarktes  zu schaffen.

Mit der Qualität stieg auch das Interesse der Beschicker weiter an: „Es gab eine große Warteschlange und Kämpfe um die Standplätze“, erinnert sich Marktmeister Heinrich Benner, Mitstreiter von  Sichler. Um der Nachfrage besser gerecht werden zu können,  wurde der Weihnachtsmarkt jedes Jahr größer und größer. 1994 wurde zudem ein neues  Konzept eingeführt: Am Auftaktwochenende dehnte sich die Veranstaltung bis zum Senser Platz aus, die restlichen Tage fand sie ausschließlich auf dem Alten Marktplatz statt. „Für mich war das die größte Veränderung“, sagt der langjährige Standbetreiber Uwe Wagner, Inhaber der Wäscheetage.

Pünktlich zur Jahrtausendwende gab es laut Wagner im Jahr 2000 beim Weihnachtsmarkt einen weiteren Umbruch: Endlich wurden die improvisierten Stände durch gemietete Holzhütten abgelöst.

Über das Besondere am Weihnachtsmarkt sind sich alle einig: Das große Sortiment  mit ungewöhnlich hoher Qualität und vor allem wenige Imbissbuden. Das hat sich laut Petra Höfler, die als Marktmeisterin den Weihnachtsmarkt ebenfalls lange betreut hat, auch unter den Beschickern deutschlandweit herumgesprochen: „Selbst auf einem Kunsthandwerkermarkt auf Usedom wurde ich auf den Lörracher Weihnachtsmarkt angesprochen.“

Fotos des 40. Lörracher Weihnachtsmarkts gibt es in unserer Galerie