Lörrach Grenzüberschreitende Leistung

Die Oberbadische
Der Kinder- und Jugendchor Lörrach und Petits Chanteurs de Strasbourg überzeugten die Stimmen-Gäste. Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Stimmen I: Kinder- und Jugendchor Lörrach und Petits Chanteurs de Strasbourg begeisterten im Burghof

Von Veronika Zettler

Lörrach. Beim Stimmen-Festival sollen, wie Festivalleiter Markus Muffler zu Konzertbeginn sagte, die deutsch-französischen Verbindungen intensiviert werden. Ein Resultat dieser Bemühungen war am Samstag im Burghof zu erleben. Zwei junge Chöre – die Petits Chanteurs de Strasbourg und der Kinder- und Jugendchor Lörrach – haben zusammen ein anspruchsvolles und selten aufgeführtes Repertoire erarbeitet. Das nunmehr präsentierte Ergebnis war beeindruckend und hätte deutlich mehr Zuhörer verdient gehabt.

Im Mittelpunkt steht lateinamerikanischer Barock, genauer: der „Codex Martinez Compañón“, eine Handschriftensammlung des peruanischen Bischofs Baltasar Martinez Compañón (1737-1797). Der gelehrte Menschenfreund versammelt in seinem von der europäischen Aufklärung geprägten Werk zahlreiche aquarellierte Szenen aus seiner Diözese sowie 20 mündlich überlieferte Lieder, die er um Noten ergänzt hat. Einige Werke sind einzigartig. Sie entstanden, wie im Programmheft zu lesen ist, „im Ergebnis einer wechselseitigen Durchdringung der dem Inka-Reich vorausgehenden Chimu-Kultur und der spanischen Zivilisation.“

Als Zuschauer kann man erahnen, wie diszipliniert und ambitioniert die Kinder und Jugendlichen an den Liedern gearbeitet haben. Die Töne sitzen tadellos und entfalten in den Höhen Strahlkraft, die spanischen Texte fließen auch bei schnellen Passagen ohne Holperer, das gesamte Ensemble überzeugt mit seiner hoch konzentrierten Darbietung.

Spanisch ist an diesem Abend die verbindende Sprache zwischen den deutschen und französischen Nachwuchssängern, deren Chöre zu einem verschmelzen. Bei dem Tanzlied „Tonada del Chimo“ geht es gar in die ausgestorbene indigene Mochica-Sprache. Das hört sich in etwa so an: „Ja Ya Lloch, Emenspochifama, Chondocolo mechecje“. Es soll sich um das einzige überlieferte Mochica-Lied handeln und die rund 40 Mädchen und Jungen aus Straßburg und Lörrach meistern es bravourös. Wovon die Lieder im einzelnen erzählen, erfuhren die Zuhörer von Luciano Bibiloni, Leiter der Petits Chanteurs de Strasboug und Gesamtleiter des Codex-Projekts: Sklaverei, Liebe, Religion, Fröhlichkeit, Partys – die ganze Palette ist vertreten. Einiges mutet heute fremd an. So handelt ein Lied von einer grausamen Frau, die sich einen ebenso grausamen Berg („cruel mountain“) wünscht, wie Bibiloni erläutert. Ein anderes enthält nebeneinander Two- und Three-Beats-Gruppierungen, um den Gesang mit einem Geh-Rhythmus zu verbinden. Bei dem Weihnachtslied „Cachua al Nacimiento de Nuestro Senor“ dürfen die Zuhörer mitmachen und in an- und abschwellender Lautstärke den Freudenruf „Quillalla“ (gesprochen: Ki-ja-ja) singen.

„Wir haben viel Energie in dieses Projekt gesteckt“, sagte Bibiloni und meinte damit auch Andrea Nydegger, Leiterin des Lörracher Chors, und das Orchestre du Rhin, das für eine sensibel-virtuose Barockbegleitung sorgte. Chapeau, oder besser: „Quillalla“ für diese Leistung.

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