Von Guido Neidinger Lörrach. Der im Jahr 1975 fertiggestellte Lörracher Rathausturm soll nach 40 Jahren energetisch saniert werden. Zudem ist an der Fassade eine großflächige Photovoltaikanlage geplant. Die derzeitige grobe Kostenschätzung beläuft sich auf fast zehn Millionen Euro. Die hohen Kosten machen bereits deutlich, dass es sich hier um ein Projekt handelt, das eine gründliche Planung voraussetzt und mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Der Zeithorizont wird in einem Papier der Verwaltung, das dem Gemeinderat Ende Juli vorgelegt wurde, mit dem Jahr 2020 angegeben. Neben den hohen Kosten gibt es ein weiteres Problem: Das Regierungspräsidium Freiburg hat das für die Stadtsilhouette markante Gebäude als Kulturdenkmal eingestuft. Begründet wird der Denkmalschutz vor allem mit seiner „bau-, stadtbau- und stadtgeschichtlichen sowie künstlerischen und heimatgeschichtlichen Bedeutung“. Da das Gebäude „mit hoher gestalterischer Individualität, ohne vergleichbares Vorbild und besonderem ästhetischem Wert“ dem Urhebergesetz unterliegt, muss die Architektengruppe F70 aus Freiburg, die das Rathaus seinerzeit geplant hatte, bei einem erheblichen Eingriff in die Fassade einbezogen werden. Weil die emaillierten Kassettenplatten der Fassade durch Fotovoltaikmodule ersetzt werden sollen, wird folglich ein neues Gebäudebild entstehen. Die Fachleute gehen davon aus, dass beim Rathaus nach einer umfassenden energetischen Sanierung mit Energieeinsparungen von 50 bis 60 Prozent zu rechnen ist. Trotz der relativ kompakten Bauweise ist der Energieverbrauch mit 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr derzeit hoch. Nach der energetischen Sanierung und dem Einbau der Photovoltaikanlage könnte sich das Rathaus durch den selbst erzeugten Strom quasi vollständig selbst versorgen. Da am Wochenende im Rathaus kein Strom verbraucht wird, wäre es sogar möglich, Strom ins Quartiersnetz einzuspeisen. Angesichts der Einsparungen beim Energieverbrauch einerseits und der Verringerung des CO2-Ausstoßes (Einsparungspotenzial über 5000 Tonnen CO2 pro Jahr) andererseits soll versucht werden, Bürgern Lust aufs Mitmachen beim Klimaschutz zu machen. Dies soll über eine sogenannte gläserne Baustelle erreicht werden. Die Kosten können zum jetzigen Zeitpunkt nur geschätzt werden. Sie liegen bei 9,3 Millionen Euro. Planungsmittel sollen im kommenden Haushaltsjahr bereitgestellt werden. Erst nach den erfolgten Planungen sind dann im Jahr 2016 genauere Kostenangaben möglich. Die Finanzierung wird durch die Stadt selbst erfolgen. Für den nicht-innovativen Teil der Sanierung wie Innenausstattung des Rathauses soll das KfW-Kreditprogramm „Energetische Sanierung Kommune“ in Anspruch genommen werden. Das derzeitige Projektteam kommt aufgrund des Denkmalschutzes zu dem Schluss, dass die Sanierung nur mit EFRE-Fördermitteln (*) aus Klimaschutz mit System für Lörrach darstellbar ist. Bei einer entsprechenden Förderung würde für die Stadt dennoch ein Eigenanteil von 6,3 Millionen Euro verbleiben. Davon könnten fünf Millionen Euro über einen KFW-Kredit finanziert werden. In der Kosten-Nutzen-Abwägung kommt das Projektteam zu dem Ergebnis, dass die Kosten sich trotz der hohen Energieeinsparungen nicht amortisieren werden. Deshalb stehen bei dem Projekt „eher Aspekte der Vorbildwirkung im Vordergrund“. Zudem sorge die Photovoltaikanlage langfristig für Strompreissicherheit. Außerdem werde das „Gebäude ertüchtigt und somit langfristig nutzbar gehalten“. Eine Sicherheitssanierung der Kassetten an der Außenfassade sei ohnehin nötig. Das Projektteam verweist außerdem auf Planungs- und Handwerkeraufträge für heimische Unternehmen.(*) EFRE: Europäischer Fonds für regionale Entwicklung