Kirchengemeinde feiert Sommerfest
Lörrach-Hauingen (pad). Vom Turm der evangelischen Nikolauskirche Hauingen künden die Glocken „Bethlehem“, „Wartburg“, „Heimat“ und „Golgotha“ seit 1. Advent 1950 jede Stunde und Viertelstunde – auch beim Sommerfest am morgigen Sonntag.
„Endlich klingen unsere Glocken wieder“, freut sich Pfarrerin Andrea Heuberger-Sturm. Beim Sommerfest finden verschiedene Aktionen zugunsten der Reparatur statt. Über mehrere Monate schwiegen die vier Glocken abwechselnd, da die Steuerung defekt war und erneuert werden musste.
Die nachweisliche Historie des Hauinger Geläuts beginnt nach dem 30-jährigen Krieg. Die einst in Basel gegossene älteste Glocke zersprang 1909. Die zweite und größere Glocke stammte aus dem Jahr 1733. Schließlich wurde 1781 als kleinere Glocke in Basel eine Schulglocke hergestellt. Alle zusammen wurden 1909 eingeschmolzen, nachdem die älteste der Glocken zersprungen war. Danach wurde laut Dorfchronik in der Gießerei Andreas Hamm Sohn in Frankenthal/Pfalz ein Moll-Geläut mit zwei Glocken bestell.
1917 musste die kleinere Glocke für 1408,50 Mark an die Heeresverwaltung im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden. Später demontierten die Nazis die Anlage und schmolzen sie für Kriegszwecke ein.
Die heutigen vier Glocken wurden 1950 beim Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation produziert. Zeitzeuge Ernst Räuber erinnert sich genau daran, dass 1950 das alte Eichengebälk des Glockenstuhls aus dem Kirchturm abgeseilt wurde. Tage später wurden die neuen Glocken eingebaut. Als gelernter Schmied und Stahlbaumonteur kennt er den Glockenstuhl wie kaum ein anderer. 1977 habe eine Neubürgerin gegen das Geläute protestiert und Pfarrer Gerhard Reis ließ laut Räuber daraufhin die Schläge dämpfen. Vor allem ältere Mitbürger ärgerte dies, denn viele orientierten ihr Zeitempfinden am Glockenschlag. Später musste Elektromeister Ludwig Rösch auf Anordnung der Ortsverwaltung die gewohnte Schlagstärke wieder herstellen.
