Lörrach Herrzerreißende Rockballaden

Die Oberbadische
Der smarte Brite Tom Odell ging richtig ab Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Stimmen-Konzert: Tom Odell riss auf dem Marktplatz sein überwiegend junges Publikum mit

Von Veronika Zettler

Lörrach. „Wir haben uns auf diesen Abend schon lange gefreut“, sagt Tom Odell. Seine Fans haben es ganz offensichtlich auch. Dabei begeisterte der Brite am Donnerstag nicht nur die am stärksten vertretene Klientel: Junge Mädchen – manche so jung, dass sie in Begleitung ihrer Eltern gekommen waren. Auch die älteren Semester konnten einsteigen in diesen emotionsgeladenen Poprock. Zumal die Musik in regelmäßig wiederkehrenden Rock-Etappen mal an die Stones (die Tom Odell 2013 in ihr Vorprogramm holten), mal an Robert Plant und auch mal an Elton John oder Billy Joel erinnerte. So mancher Song mündete in ein opulentes Rockgewitter.

Von den insgesamt fünf Marktplatzkonzerten dürfte der Gig von Tom Odell mit rund 1500 Zuhörern besuchermäßig am Schluss rangieren, musikalisch muss man ihn aber eindeutig weiter vorne platzieren. Odell packte überbordende Emotionen in tadellos gemachte Musik. Zudem wirkte der Frontmann inspiriert, energiegeladen und authentisch, bestach kurzum mit Bühnenpräsenz. Obwohl mit Klavier, Gitarre, Bass und Schlagzeug überschaubar besetzt, erzeugte die beispielhaft interagierende Band teilweise die Soundkulisse einer orchesterbegleiteten Rockoper.

Die melancholische Ballade „Another Love“ von Odells Debütalbum „Long Way Down“, einer seiner größten Hits auch in Deutschland, war nicht das einzige Stück, das die Zuhörer sofort erkannten und jubelnd begrüßten. Auch in sein zweites Album „Wrong Crowd“ von 2016 haben sich die Fans bereits intensiv genug eingehört, um die ernsten Lyrics von Stücken wie „Still Getting Used To Being On My Own“ auswendig mitsingen zu können.

Tom Odell fing im Kindesalter mit dem Klavierspielen an und Selbiges ist offenbar bis heute, da er stattliche 26 Lenze zählt, ein wichtiger Begleiter. Den mittig platzierten Flügel bearbeitet er immer wieder ekstatisch. Odell haut und hämmert in die Tasten, rockt das Instrument mit dramatischem Gestus. Einmal steigt er gar auf den Flügeldeckel, um das Publikum anzuheizen. Überhaupt liefert er eine veritable Show. Während Bühne und umliegende Fassaden bei den schnelleren Stücken in ein grell zuckendes Lichtspektakel getaucht sind, setzen die Scheinwerfer den Künstler bei langsamen und sehnsuchtsvollen Solo-Nummern wie etwa der herzzerreißenden Ballade „Heal“ in einen einsamen Lichtklecks.

Für Unverwechselbarkeit sorgt sein beachtlicher Stimmumfang. Mit durchgängig schönem Timbre nimmt Odells Stimme jähe Höhen und Tiefen, den Textinhalt immer passgenau unterstreichend. Man merkt, dass die meisten Songs aus der eigenen Feder des Singer-Songwriters stammen.

Entertainerische Ansagen liegen ihm dagegen weniger. Odell beschränkte sich –- durchaus ironisch – auf eine langatmige Schilderung, wie er den Song „Jealousy“ in einer kleinen Londoner Wohnung innerhalb von 20 Minuten geschrieben hat: „Möglicherweise war es ein Mittwoch“, zog er die kuriose Geschichte in die Länge, „möglicherweise hat es geregnet“.

Zu einem weiteren explosiven Rockfeuerwerk lag Odell am Schluss ausgestreckt auf dem Bühnenboden. Der Applaus fiel euphorisch aus, dauerte aber nicht allzu lange: Für viele im Publikum war jetzt eben doch Bettzeit.

Als Vorgruppe hatten Konni Kass und Band mit einem 45-minütigen Qualitäts-Set überzeugt. Die Sängerin zeigte durchaus Gemeinsamkeiten mit dem gleichaltrigen Tom Odell, schließlich glänzt auch sie mit einer schönen, flexiblen und ausdrucksstarken Stimmen, die immer wieder ungewöhnliche Klangfarben zutage fördert. Statt der Akustikgitarre bediente die Sängerin und Songwriterin diesmal ein Saxofon. Überdies brachte die sympathische Frontfrau mit ihren träumerischen Kopfschütteltänzen eine zauberhafte Aura auf die Bühne. Gut möglich (und wünschenswert), dass man von Konni Kass und Band noch einiges hören wird.

FOTOGALERIE Weitere Fotos unter www.dieoberbadische.de

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading