Lörrach Hochkarätiger Konzertgenuss

Die Oberbadische
Jenna Reid (v.l.), Julie Fowlis und Tony Byrne mit gälisch-schottischer Folklore Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Julie Fowlis & Doris Wolters bei „Stimmen im Advent“

Von Willi Vogl

Lörrach. Eine allegorische Kurzgeschichte eines schottischen Schriftstellers und gälische Folklore passen in den Advent. Dies dürfte nicht nur Dramaturgin Marion Schmidt-Kumke bei ihrer Konzeption der inzwischen traditionellen Literatur- und Konzertreihe „Stimmen im Advent“ empfunden haben, sondern auch die Zuhörer in der gut besuchten Stadtkirche Lörrach.

Doris Wolters laß „Will von der Mühle“ von Robert Louis Stevenson, dazu musizierte Julie Fowlis (Gesang und Flöte) mit ihren Begleitmusikern Jenna Reid (Fidel) und Tony Byrne (Gitarre) in der Tradition gälisch-schottischer Musik.

Der mit Klassikern wie „Die Schatzinsel“ und „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ zu Weltruhm gelangte Stevenson schrieb seine Geschichte 1887. Will lebt in der Mühle seiner Pflegeeltern in einem Hochlandtal. Der Müller erweitert die Mühle um eine Schenke. Will erbt den Besitz wird wohlhabend und verliebt sich in die Pastorentochter Margreet. Auf Grund unterschiedlicher Anschauungen zum Zweck von Blumen kommt es nicht zur Heirat, die beiden bleiben jedoch gute Freunde. Die Pastorentochter heiratet einen Anderen, erkrankt kurze Zeit später und lässt Will an ihr Sterbebett rufen. Sie stirbt und Will wird ob seiner verschrobenen Naturphilosophie in den folgenden Jahren ein gefragter Mann. Als Will alt geworden ist, der Tod an die Mühle klopft und rau Wills letzte Reise ankündigt, zittert der Philosoph zwar, heißt den Tod aber dann willkommen. Denn seit Margreets Tod habe er auf diesen seinen letzten Tag gewartet.

„Seit mir Margreet genommen wurde, seid ihr der einzige Freund, auf den ich hoffen durfte“, antwortet Will auf die Einladung des Todes, ihn mit der Kutsche mitzunehmen. Wenngleich solche Sprachbilder in Geschichten aus dem traditionellen angelsächsischen Sprachraum des 19. Jahrhunderts in unsren Breitengraden heute etwas kitschig, zumindest aber rührselig wirken, regen sie doch zur Kontemplation an. Doris Wolters las mit klarer Diktion, anschaulicher Tempoführung und feiner klanglicher Unterscheidung zwischen den einzelnen Charakteren.

Julie Fowlis musikalische Kunst fügte sich mit zurückgenommenen jedoch feinsten Ausdrucksschattierungen aufs Schönste in die schwärmerisch gefühlsheischende Geschichte ein. Wenngleich man kein Wort der archaischen Laute aus dem Gälischen verstand, schienen sie dennoch der sprachliche Auslöser für die in der Musik hörbaren Trauer oder Ausgelassenheit zu sein. Bescheiden in ihren Gesten und Moderationen erzeugte Fowlis durch ihr enormes Können große Sympathie. In trautem Einklang lieferte Gitarrist Tony Byrne hierzu verhaltene wie punktgenau platzierte Harmonien. Ganz in der Tradition gälisch-schottischer Folklore basierte Fowlis Vortrag sowohl auf alten Balladen und Tänzen, den sogenannten Reeds, als auch auf behutsamen eigenen kompositorischen Erweiterungen. Zudem präsentierte mit übersprühendem Spielwitz auf der Tin Whistle zusammen mit Jenna Reid wohlig schluchzenden Fidel in den Reeds genretypische Einstimmigkeit oder zelebrierte in vornehmer Innigkeit dunkle Baladentöne. Ihr Gesang zeichnete sich nicht zuletzt durch allzeit wohlgesetzte instrumental anmutende Akzente im Gesang aus. So wird gälische Folklore zum hochkarätigen Konzertgenuss, nicht nur im Advent.

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