Lörrach Im Renaissance-Schloss ermordet

Die Oberbadische

Geschichte: Das bislang unbekannte Schicksal des Lörrachers Oskar Brantner

Von Hansjörg Noe

Lörrach. Bei Recherchen über seinen Onkel Hermann Albrecht stieß Herbert Albrecht (77) aus Buchen im Odenwald auf die Geschichte eines Lörrachers: Oskar Johann Brantner. Dieser hatte dasselbe Schicksal erlitten wie sein Onkel im Dritten Reich.

Herbert Albrecht, der ursprünglich aus Tiengen am Hochrhein stammt, hat sich an Lokalhistoriker Hansjörg Noe (75), Lörrach gewandt, um seine Recherche zu unterstützen. Aufgrund der Ergebnisse kann nun über das Schicksal dieses Lörrachers berichtet werden.

Oskar Brantner ist am 14. April 1913 in Lörrach geboren. Seine Geburtsurkunde liegt im Standesamt Lörrach-Brombach. Die Eltern sind Johann Brantner, Wagner, und Frieda Maier, sie wohnen in der Teichstraße.

Das weitere Leben des Oskar Brantner ist zwar unbekannt. Aufgrund der Recherchen war Oskar Brantner aber in Steyr, Österreich, gemeldet. Dort hatte er am 27. September 1936 seine Braut Hedwig Hanetzeder geheiratet. Die junge Familie bekommt ein Kind, das auf den Namen Sonja Maria getauft wird. Nach Österreich ist Oskar Brantner nach 1933 auf der Flucht vor dem nationalsozialistischen Regime emigriert. Er ist Maschinenschlosser und arbeitet offensichtlich in den Automobil-Werken Steyr-Puch. Die Steyr-Werke fusionierten 1934 mit Daimler und firmieren unter Steyr-Daimler-Puch AG. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 werden die Werke zu einem Rüstungsbetrieb umgeformt. Vermutlich steht Oskar Brantner seiner Herkunft und seiner Arbeit nach der Arbeiterbewegung nahe. Möglicherweise hat er an Sabotage-Aktionen oder politischen Agitationen teilgenommen. Das hat ihn in die Observation der Nationalsozialisten nach dem Anschluss Österreichs 1938 gebracht.

Über die Gestapo der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz wird Oskar Brantner am 7. Juni 1940 ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Das Konzentrationslager ist schon 1933 eingerichtet und vom damals noch freiwilligen Arbeitsdienst gebaut worden. Dachau gilt als Konzentrationslager für politische Häftlinge. Auch das spricht für die Verhaftungsgründe des Oskar Brantner.

Danach wird er am 10. März 1941 nach Mauthausen-Gusen I überstellt. Mauthausen-Gusen I liegt östlich von Linz und wird als Verstärkung des KZ-Mauthausen 1939 gebaut. Dort sind nach dem Polenfeldzug viele polnische Intellektuelle inhaftiert. Es wird nach dem Grundsatz „Vernichtung durch Arbeit“ betrieben. Der Name Oskar Brantner ist im virtuellen „Raum der Namen“, Gedenkbuch für die Toten des KZ-Mauthausen und seiner Außenlager, verzeichnet.

Oskar Brantner, Häftlingsnummer 11016, wurde wie der Onkel Herbert Albrechts, Häftlingsnummer 11006, am 21. August 1941 im Schloss Hartheim bei Alkhoven, ebenfalls Oberösterreich, durch Kohlenmonoxid ermordet.

Schloss Hartheim, das schönste Renaissance-Schloss von Oberösterreich, ist ab 1900 eine Behinderten-Einrichtung, damals „Idiotenanstalt“ genannt. Ab 1940 wird die Einrichtung zu einer Euthanasie-Anstalt umgerüstet. Es wurden dort von 1940 bis Dezember 1944 rund 30000 Menschen ermordet, davon etwa 7000 ausgehungerte und kranke Gefangene der Konzentrationslager Mauthausen, Gusen und Dachau.

Wie der Leiter des Stadtarchivs Lörrach, Andreas Lauble, mitteilt, ist das Schicksal des Oskar Brantner in Lörrach unbekannt. Wie er zudem sagt, wäre das Stadtarchiv am Schicksal des vergessenen Lörrachers interessiert.

Wer Zutreffendes weiß, möge sich an Hansjörg Noe, Lörrach, oder an das Stadtarchiv wenden.

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