Lörrach In allen Tonfarben zu Hause

Die Oberbadische
Ein selbstvergessenes Gitarrengenie im Jazztone: Brian Seeger Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Musik: Das Organic Trio von Brian Seeger begeisterte im Lörracher Jazztone

Lörrach. Dass im Jazz Seelenverwandte zusammenfinden, ist nichts Außergewöhnliches. Wenn aber der Gitarrist aus New Orleans stammt, der Organist aus Frankreich kommt und der Schlagzeuger ein aus Luxemburg stammender New Yorker ist, dann hat das schon Stil. Klar: die Mitglieder im Organic Trio von Brian Seeger können nur von Zeit zu Zeit zusammen Musik machen. Trotzdem grooven sie so organisch, wie es ihr zweideutiger Bandname nahelegt.

Was das Trio am Freitag im vollen Jazztone ablieferte, muss den Vergleich mit dem gleichnamigen Organic Trio von Jazzchefgitarrist John Scofield nicht scheuen. Lediglich die mitgebrachte Hammond Sk2 wummert konstitutionsbedingt nicht ganz so wuchtig wie die schwere B3, die Jean-Yves Jung üblicherweise bespielt. Sonst hat alles gepasst an diesem mitreißenden Jazz-Abend.

Im Januar brachte das Organic Trio die CD „Saturn’s Spell“ heraus – sie behauptet sich seither in den Top Ten der US-Jazzweek-Charts. Das Trio stellt die Scheibe derzeit auf einer Europa-Tour vor. Was sofort auffällt, ist die Vielseitigkeit. Kein Wunder: Drei Nummern hat der Gitarrist geschrieben, drei der Organist, vier der Schlagzeuger.

Rhythmische Welten liegen wischen dem melodiösen Opener „Johnny Young“ von Jean-Yves Jung und dem folgenden Titel „Quirky“ von Drummer Paul Wiltgen.

Dieses und weitere Stücke bestechen durch heftig pulsierende Funk-Anteile. Gleichwohl fehlt es nicht an Komplexität, wie das 5/4-Gebräu in „Saturn’s Spell“ zeigt. Der Applaus fiel von Stück zu Stück begeisterter aus.

Was Gitarrist Brian Seeger alles drauf hat, begreift der Zuhörer eigentlich erst gegen Schluss, wenn sich alle dargebotenen Stücke zum fertigen Puzzle fügen. Seeger spielt zwar das ganze Konzert auf einer Gibson-Jazzgitarre, durchstreift damit aber konsequent immer neues Terrain. Dass jemand in so vielen verschiedenen Stilen und Tonfarben nicht nur unterwegs, sondern offenbar zu Hause ist, lässt die Zuhörer staunen.

Auch Jean-Yves Jung kennt alle Sonnen im Hammond-Kosmos. Logisch, dass da die schwindelerregende Rasanz von Jimmy Smith ebenso anklingt wie das Sphärisch-Rockige eines John Paul Jones oder John Lord. In der Eigenkomposition „Twist“ verblüfft sein Parallelspiel von schnellem Walking Bass und schrägen Akkordwechseln.

Insgesamt erlebten die Zuhörer einen modernen, positiven und nicht zuletzt humorvollen Jazz. Das Stück „But When Do We Eat“ (Aber wann essen wir?) ist dem Dauerhunger von Jean-Yves Jung gewidmet. Brian Seeger kann davon ein Lied spielen: „Wir müssen ihn alle zwei Stunden füttern“, scherzt er. Dazu fällt Paul Wiltgen nur ein fantastisches Solo ein.

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