Von Willi Vogl Lörrach. „Was für ein Glück, dass es diesen Dichter gibt“, sagt Martin Walser in seiner Laudatio zum 80. Geburtstag von Bruno Epple. Sie ist als Vorwort zum 2011 erschienenen Lesebuch „Erntedank“ abgedruckt. Volker Habermeier, Vizepräsident des Hebelbundes, lud am Sonntag im Dreiländermuseum zu einer literarischen Begegnung mit dem am Bodensee lebenden Dichter und Maler ein. Epple schreibt im Bodensee-alemannischen Dialekt und in der Hochsprache. Wenngleich seine Mundartdichtung eine innige Verbundenheit zu seiner Heimatregion, ihrer Natur und der Sprachfärbung ihrer Menschen zeigt, erliegt er nicht der Versuchung oberflächlicher „Heimattümelei“. Epple studierte Germanistik, Geschichte und Französisch. Sein kreativer Sprachumgang begann als junger Gymnasiallehrer vor allem in der Berührung mit dem Mittelhochdeutsch. Seit 1958 gibt es inzwischen zahlreiche Veröffentlichungen, teilweise in mehrfacher Auflage. Einen kleinen Querschnitt stellte der Meister der muttersprachlichen Poesie im Hebelsaal des Dreiländermuseums vor. Epples klangschwelgerische Naturbeschreibungen sind durchwoben von Gedanken an letzte, wirklich wichtige Dinge im Leben. Manchmal sind da ausgelassene Feierstimmung und tragisches Unglück nahe zusammen, etwa wenn er den fasnachtlichen Tod von elf Narren in Worten malt. In „Hond si gseet“ heißt es über einen gestorbenen Mann: „et zisch er dot, etz bliibt er dot, so isch de Dod,..“ Im Gedicht „Im Himbbelevesteck“ werden Kindheitserinnerungen vom Beerenpflücken im Wald lebendig, möglicherweise sogar bei Zuhörern, die weder gleiches erlebt haben, noch der alemannischen Sprache fähig sind. Dazu trägt auch Epples intensive wie differenzierte Vortragsweise bei. Weitere gewichtige Motive sind die ganz realen kleinen aber in der Darstellung Epples unendlich bereichernden Erlebnisse des Alltags. Dazu gehören Hunger, Heimweh und Einsamkeit, aber auch Glücksmomente und Dankbarkeit in der Bewunderung der Schöpfung Gottes. Respekt, Mitgefühl und Bewunderung bezeugt der noch äußerst lebendige Epple seinem bereits im frühen Mittelalter verstorbenen Dichterkollegen und Nachbarn Wahlafrid Strabos im „Lob der Reichenau“. Formal und inhaltlich dem Stil des Abts und Dichter der Bodenseeinsel nachempfunden, meint man hier den schielenden Diplomaten im Kirchendienst leibhaftig vor sich zu hören. Schließlich offenbart Epple mit „Doo woni wohn“ seine intimsten Verbindungen zur sichtbaren und geistigen Heimat. Eine intensive und berührende Begegnung mit einem großen Dichter.