Lörrach Iranischem Druck nicht nachgegeben

Die Oberbadische
Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm mit dem aktuellen Stimmen-T-Shirt Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

„Meine Stimmen“ – Folge 6: Gudrun Heute-Bluhm erlebte besondere Momente im Rosenfelspark

Von Gudrun Heute-Bluhm

Lörrach. Vor 20 Jahren fand das erste Konzert auf dem Marktplatz statt und kaum einer hätte sich vorstellen können, was daraus entsteht. Für mich ganz persönlich sind es 20 Jahre voller wunderbarer musikalischer und auch menschlicher Entdeckungen. Paolo Conte auf dem Marktplatz, große Chöre wie im Burghof, Eugenia Leon im Wenkenpark, Bobby McFerrin auf dem Domplatz in Arlesheim, Soeur Marie Keyrouz in Les Dominicains in Guebwiller, Anne Lise Berntsen mit Engelskyts in der Fridolinkirche und große Produktionen in Augusta Raurica ziehen vor meinem inneren Auge und Ohr vorbei, wenn ich meine Erinnerung spielen lasse.

Am eindrücklichsten waren jedoch über die Jahre hinweg die Konzerte, die Helmut Bürgel im Rosenfelspark veranstaltet hat. Da waren nachdenkliche Stimmen wie Chava Alberstein mit ihren jiddischen Wiegenliedern und die südländische Ausgelassenheit von Eugenio Bennato, mit denen wir hinterher bis spät in die Nacht Tarantella getanzt haben. Einige Jahre konnten wir vom Balkon der Rosenfelsvilla zuhören, haben jedoch stets die Weidenzelte als kommunikativen Aufenthaltsort vorgezogen, wenn wir nicht gebannt von der Musik direkt zur alten Bühne vorgelaufen sind. Manches Konzert konnte einen richtig glücklich machen.

Eine Begebenheit hebt sich heraus aus der Erinnerung, weniger wegen des musikalischen Reizes für mich, sondern wegen ihrer politischen Dramatik. Im Sommer 1996 sollte der Rosenfelspark einen Schwerpunkt zeitgenössischer und traditioneller persischer Musik präsentieren: Musik von den Rändern Europas. Eingeladen waren Marzieh und Sharem Nazeri. Marzieh, die Grande Dame des iranischen Chansons, die persische Nachtigall, durfte wegen ihrer aktiven Opposition zum Ajatollah-Regime in ihrer Heimat nicht mehr auftreten und lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 2010 in Paris. Die iranische Botschaft wollte uns zwingen, sie wieder auszuladen und Helmut Bürgel, der mich ja noch nicht so recht kannte, war besorgt, ob ich diesem Druck nachgeben würde. Wir haben auf unserer Einladung bestanden, worauf der im Iran lebende Sharem Nazeri keine Ausreiseerlaubnis erhielt. Er kam einige Jahre später in den Burghof.

Marzieh war eine faszinierende, charismatische Persönlichkeit, die mich in der persönlichen Begegnung wie mit ihrer für unsere Ohren sehr ungewohnten Musik in den Bann zog. Der Rosenfelspark war wie geschaffen für diese Künstlerin, die begleitet von traditionellen persischen Instrumenten, auf der in ein orientalisches Zimmer verwandelten Bühne ein über zweistündiges Konzert gab.

Ich war mir gar nicht bewusst, dass schon 18 Jahre vergangen sind seit diesem Abend. Wer solche Momente im Rosenfelspark erleben durfte, bleibt immer auf der Suche nach ähnlichen Stimmungen und Stimmen in diesem Park. Wehmütig.

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