Lörrach „Irgendwie geht es schon weiter...“

Die Oberbadische
Romy Leis (Dritter v.l.) und weitere Mitglieder von „Defrage“ in der Lörracher Fußgängerzone Foto: Silvia Waßmer Foto: Die Oberbadische

Estnische Rockband „Defrage“ in Lörrach gestrandet / Tourbus in der Schweiz beschlagnahmt

Von Silvia Waßmer

Lörrach. Da standen sie nun und wussten nicht mehr weiter: Einige Mitglieder der bekannten Alternative und Hardrock-Band „Defrage“ aus Estland strandeten vergangenen Freitag in der Lörracher Fußgängerzone.

Ihr Tourbus sei in der Schweiz beschlagnahmt worden, erzählten die sechs Bandmitglieder, die vollkommen planlos und dennoch bester Dinge mit ihren Rollkoffern und einigen Exemplaren ihres Albums „Jackal“ im Gepäck vor dem Karstadt Passanten CDs zum Kauf anboten.

Sie seien gerade zwei Wochen auf Promotour in der Schweiz gewesen und hätten unter anderem Konzerte in Aarau und Bern gespielt, führten die Musiker, die alle um die 20 Jahre alt sind, auf Nachfrage aus. Bei der Fahrt von einem Veranstaltungsort zum nächsten sei ihr etwas auffälliger Lincoln-Bus von der Polizei angehalten und sie selbst verwarnt und mit einem Bußgeld von 2000 Schweizer Franken belegt worden. Der Grund: Die Beamten konnten nachweisen, dass die Musiker gekifft hatten.

10 000 Franken für die Auslösung des Busses

Dies wäre an und für sich nicht weiter problematisch gewesen, wenn ihnen nicht zehn Tage später genau Dasselbe noch einmal passiert wäre, erzählte gut gelaunt und im besten Englisch Romy Leis, der für den Auftritt der Band bei den sozialen Netzwerken verantwortlich ist. Dummerweise habe er dieses Mal allerdings gerade einen Joint drehen wollen. Zudem habe der Fahrer noch unter dem Einfluss von Drogen gestanden, wie die Polizei feststellte. Deshalb seien sie festgenommen und ihr Tourbus beschlagnahmt worden.

Für die Auslösung des Fahrzeugs wolle die Schweizer Polizei 10 000 Franken haben, schilderten die Bandmitglieder einen Teil des Problems. Zudem sei der Bus nicht auf den Fahrer, sondern auf dessen Mutter angemeldet.

Die Musiker, die auf Grund zu teurer Unterkünfte in der Schweiz zwangsläufig sogar auf der Straße übernachtet haben, sehen das ganze Dilemma aber erstaunlich gelassen. „Irgendwie wird es schon weitergehen, bisher hat es immer irgendwie geklappt“, sagte Leis. Sein Motto: „Wir erzählen einfach unsere Geschichte und hoffen das Beste.“

Ein Teil des Teams sei noch in der Schweiz, fügte er an und ergänzte, dass sie selbst sich im Moment nicht mehr dorthin trauen würden. Er zeigte sich leicht verwundert über das Vorgehen der Schweizer Behörden, habe er doch gehört, dass in der Schweiz der Besitz von „Gras“ relativ locker gehandhabt werde.

Zu Weihnachten gerne wieder in Estland

Zu Weihnachten wären sie aber schon gerne zu Hause, sagten die Bandmitglieder, die allerdings noch keine Ahnung hatten, wie sie das ohne Bus bewerkstelligen wollen.

„Defrage“, die stolz darauf sind, sich selbst zu organisieren, erhielten 2009 in Estland einen MTV-Award für das beste Video und sind seit zweieinhalb Jahren ununterbrochen auf Europa-Tournee. Nicht nur in ihrer Heimat Estland ist die populäre Band für ihre Eskapaden berüchtigt, sondern auch in anderen Ländern Europas. Die etwas chaotischen Bandmitglieder scheinen das Rockerleben inklusive Zechprellerei und Verwüstung von Hotelzimmern voll auszuleben.

Nächstes Jahr werden sie für ein paar Konzerte auch wieder nach Deutschland kommen, erzählten die sechs Gestrandeten, kurz bevor sie sich auf den Weg Richtung Bahnhof machten.

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