Lörrach Kein Friedhof  für  Männle  &  Co.

Die Oberbadische
Über Kunst disktutierten (v.l.): Christian Saehrendt, Frank Hovenbitzer, Esther Keller, Tanja Bürgelin-Aslan und Klaus Stein. Foto: Peter Ade Foto: Die Oberbadische

Kunst-Debatte: Gewagter These widersprochen

Lörrach. Über Kunst lässt sich trefflich streiten und auch provozieren. Dieses tat der Publizist und Kulturwissenschaftler Christian Saehrendt bei der Podiumsdiskussion zum Thema: „Darf Kunst in Würde sterben?“. Die Diskussion war Teil der Aktionsreihe des Kunst- und Kulturförderkreises (KKF), der eine Replik der Großen Säulenfigur von Stefan Balkenhol auf dem Senser Platz installieren will.

Saehrendt überraschte mit einem provozierenden Impulsreferat. Seine These: Kunst im öffentlichen Raum muss von Zeit zu Zeit schonungslos auf den Prüfstand, um gegebenenfalls Platz zu schaffen für Neues. Saehrendt ging soweit, dass er das Anlegen von Friedhöfen für den „kontrollierten Verfall ausgemusterter Werke“ empfahl.

Dem widersprach der Lörracher Architekt Frank Hovenbitzer. Für ihn sind Skulpturen und Plastiken im öffentlichen Raum das „kulturelle Gedächtnis einer Stadt“. Obendrein, so Hovenbitzer, erfüllten „öffentliche“ Kunstwerke eine soziale Funktion als „Bühne für Kommunikation“. Die Bürger wollten dies. Nicht wenigen sei aufgefallen, dass nach dem Abbau des „Männle“ auf dem Senser Platz „hier etwas fehlt“.

Als „wenig differenziert“ markierte der frühere Stadtbaudirektor Klaus Stein die Aussagen des Publizisten. Er verteidigte die „Große Säulenfigur“ von Balkenhol und erklärte, das Kunstwerk aus Holz sei von vornherein auf Vergänglichkeit angelegt gewesen. Jetzt wolle der Künstler dem „Männle“ einen „dauerhaften Bruder“ aus Bronze schaffen.

Zur Erinnerung: Die restaurierte Originalfigur steht mittlerweile im Untergeschoss des Burghofs. Die neue für den Senser Platz wird die Stadt 40 000 Euro kosten (wir berichteten).

Scharf wandte sich die Künstlerin Tanja Bürgelin-Aslan in der von Esther Keller moderierten Podiumsdiskussion gegen die Empfehlung von Saehrendt, die Bevölkerung über Sein oder Nichtsein eines Kunstwerks abstimmen zu lassen. Dies führe zu Manipulationen und erinnere fatal an die „entartete Kunst“ der Nazi-Zeit.

Das Publikum verfolgte die Diskussion aufmerksam bis leidenschaftlich. Einig waren sich so gut wie alle in der Ablehnung der Saehrendt-These. Es wurde betont: „Männle & Co. dürfen nicht auf den Friedhof.“

Dominierend der Tenor, dass Kunst zur Identität, ja zur Identifizierung mit einem Gemeinwesen beitrage und – so Klaus Stein – indirekt einen künstlerischen Wettbewerb mit anderen Städten unterstütze.

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