Lörrach Keltische Geister heraufbeschwört

Die Oberbadische
Kathleen Dineen mit ihrer Harfe Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

„Meine Stimmen“ – Folge 7: Sängerin Kathleen Dineen über die Produktion „Celtic Road“ in Augusta Raurica

Von Kathleen Dineen

Lörrach. Meine tiefgründigsten Erinnerungen an das Stimmen-Festival stehen mit der Produktion „Celtic Road” im Jahr 2010 in Zusammenhang. Celtic Road wurde zum Leben erweckt während einer angeregten Diskussion zwischen mir und Stimmen-Chef Helmut Bürgel in einem Lörracher Café im Herbst 2009. Helmut wollte mich als Expertin für Gesang des Mittelalters und der Renaissance treffen, um mit mir seine Idee für eine keltische Musikproduktion zu besprechen, welche im antiken Amphitheater Augusta Raurica im Sommer 2010 stattfinden sollte. Er lud mich dazu ein, als Projektleiterin zu fungieren und gab mir freie Hand, die Künstler auszuwählen und die musikalischen Konzepte zu entwickeln. Es war eine riesige Ehre für mich, mit solch einem Projekt betraut zu werden. Innerhalb von Minuten – noch während unseres Gesprächs – sprudelten die Ideen und unsere Vorstellungen liefen auf Hochtouren. Das war ein sehr aufregender Moment.

Das sollte meine erste umfangreiche Produktion sein und ich werde Helmut immer dankbar sein, dass er meine Talente erkannt und genährt hat – von denen ich kaum wusste, dass ich sie habe und dafür, dass er mich in meiner Arbeit immer zu 100 Prozent unterstützt und ermutigt hat.

Das Konzept von Celtic Road bestand darin, die wesentlichen keltischen Gesangstraditionen aus Irland, Schottland, der Bretagne und den USA zusammenzuführen, um diese Traditionen in ihrer reinsten Form zu hören, aber auch um zu sehen, wie sich diese große Tradition über die Jahrhunderte und Kontinente hin entwickelt hat.

Um ein paar Beispiele zu nennen: Der American Roots-Sänger Tim Eriksen repräsentierte für mich beispielsweise die Seele keltischer Musik, die Jahrhunderte früher über den Atlantik nach Amerika gewandert ist. Tim ist der ultimative „Sean-nós”-Sänger (gälische, unbegleitete und stark ornamentierte Gesangsform). Die Band „Dual”, mit Julie Fowlis und Muireann Nic Amhlaoibh repräsentierte bei Celtic Road die enge musikalische Verbindung zwischen Schottland und Irland. Annie Ebrel engagierten wir als stimmliche Vertreterin des bretonischen, traditionellen Gesangs.

Meine Partnerin für die Produktion war die Dramaturgin Marion Schmidt-Kumke, mit der ich schon viele Male bei der Lörracher Reihe „Stimmen im Advent” zusammengearbeitet hatte. Marion ist eine ausgezeichnete Dramaturgin mit großem Weitblick und Geschick. Der Höhepunkt unserer Vorbereitungen für Celtic Road bestand darin, gemeinsam nach Irland zu reisen und einige der Sänger in ihrem persönlichen Umfeld zu treffen und zu hören: Die junge Nell Ni Chroinin sang in ihrer Küche in County Cook für uns, dazu gab es ein Frühstück mit dem Dudelsackspieler und Sänger Tomás Ó Canainn in Cork City und einen Nachmittagstee mit Muireann Nic Amhlaoibh an der Westküste von Kerry, während wir die majestätischen Blasket Islands überblickten. Vor diesem wilden atlantischen Hintergrund und bei endlosen Tassen Tee und Kuchen wurden die letzten Details des Projekts ausgearbeitet.

Als schließlich der Tag der Premiere von Celtic Road gekommen war, war die antike Arena in Augusta Raurica bis zum letzten Platz besetzt. Auf der Bühne waren es trotz kalendarischem Hochsommer gerade einmal 13 Grad, aber bald wurde sie mit der Wärme der Musik gefüllt. Als Tim Eriksens Stimme durch das Amphitheater hallte, war die Sonne hinter der Bühne bereits untergegangen und das Publikum konnte nicht nur die rohe Schönheit der verschiedenen Stimmen hören, sondern auch die herrschende Magie zwischen den Künstlern spüren. Ich bin in meinem Leben schon auf vielen Bühnen gestanden, aber das was da auf der Bühne von Augusta Raurica passierte, schien die alten keltischen Geister heraufzubeschwören und wird immer die beeindruckendste Erfahrung meiner musikalischen Karriere bleiben!

Ich möchte diesen Artikel meinem lieben Freund, Lehrer, Sänger und Dudelsackspieler, Tomás Ó Canainn, welcher traurigerweise am 15. September 2013 im Alter von 83 Jahren verstarb, widmen. Mit seinem Humor, seiner Musik und seinem Gesang war er der eigentliche Star der Show in Augusta Raurica. Wir vermissen ihn sehr!

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