Lörrach Klang-Marathon mit Parforce-Einlagen

Die Oberbadische
Besondere Klangfarben brachten die Geigerin Caroline Läufer und der Organist Matthias Kreutz in das fünfstündige Programm. Foto: Die Oberbadische

Konzert: Lange Orgelnacht in St. Bonifatius mit „Veni-Creator-Spiritus“-Versionen aller Stilepochen

Von Walter Bronner

Lörrach. Der schon vor 1100 Jahren erstmals gesungene lateinische Pfingsthymnus „Veni creator spiritus“ – von Luther mit „Komm, Schöpfer Geist“ übersetzt – hat Kirchenmusiker aller Epochen zu teils großartigen Nachschöpfungen angeregt. Etwa ein Dutzend Versionen darüber von der Renaissance bis zur Gegenwart standen auch auf dem Programm der zweiten langen Orgelnacht in der Lörracher Kirche St. Bonifatius, die am Samstag von 19 Uhr bis Mitternacht erklang und von sieben renommierten Organisten aus der Region bestritten wurde. Sportlich betrachtet glich der musikalische Anlass einem anspruchsvollen Biathlon aus Marathonlauf plus eingeschobenen virtuosen Parforceritten. Denn da walteten nacheinander Birgit Tittel, Matthias Kreutz, Willi Tittel, Dieter Lämmlin, Herbert Deininger, Matthias S. Krüger und „Hausorganist“ Andreas Mölder – mithin die regionale Elite der Interpreten an der Königin der Instrumente – am 2009 neu installierten Kircheninstrument aus der Werkstatt von Thomas Jann im bayrischen Laberweinting. An Volumen und differenzierten Klangeigenschaften sticht diese voluminöse Orgel mit ihren drei Manualen, einer Pedalklaviatur nebst enormer Registervielfalt, effektwirksamem Schwellwerk, Zimbelstern- und Lerchenregister und weiteren Extras die meisten anderen in den Gotteshäusern hiesiger Kirchenbezirke und Seelsorge-Einheiten aus. Die Möglichkeiten, ihre vielschichtigen Intonationseigenschaften bis hin zu orgiastischen Klangballungen zu entfalten, wurde von den Konzertgebern denn auch weidlich genutzt. Dabei waren von besagtem Pfingsthymnus allein von Johann Sebastian Bach drei Versionen zu hören. Weitere Umsetzungen des uralten musikalischen Gebets, das wahrscheinlich anlässlich des von Karl dem Großen einberufenen Aachener Konzils anno 809 verfasst wurde und unmittelbar an den Heiligen Geist gerichtet ist, erklangen hier in Tonschöpfungen der Altmeister Nicolas de Grigny, Heinrich Scheidemann und Dietrich Buxtehude; sowie der modernen Klassiker Max Reger, Sigfrid Karg-Elert, Floor Peters und Harald Genzmer. Starke Eindrücke hinterließen nicht zuletzt Herbert Deininger und Andreas Mölder mit zwei kaum bekannten neueren Veni-Creator-Stücken – ersterer mit einer siebenteiligen Partita des Ungarn Zoltán Gárdonyi (1906 – 1986), der zweite mit einer Auszug aus den zwölf Préludes zu gregorianischen Chorälen der Französin Jeanne Demessieux (1921-1968). Ein großer Bewunderer dieser Komponistin und Organistin war übrigens Olivier Messiaen, dem ebenfalls mehrfach gebührende Referenz erwiesen wurde. So von Willi Tittel und Matthias S. Krüger, der auch ein eigenes Werk vortrug und mit Stücken von Eric Satie, Nicolas Jacques Lemmens und des Zeitgenossen Thomas Daniel Schlee (*1957) imponierte.

Eine angenehme zusätzliche Klangfarbe steuerte die Geigerin Caroline Läufer in Kooperation mit Matthias Kreutz und mit Stücken von Hans André Stamm, Robert Hebble und Fritz Kreisler sowie kurzen Einsprengseln in Léon Boëllmanns gewaltige „Suite gothique“ bei. Mit Toccaten, Präludien und Fugen des großen Bach brillierten ferner Lämmlin, Deininger und Mölder. Das Ehepaar Tittel auch mit Referenzstücken der französischen Spätromantiker Alexandre Guilmant, Charles Marie Widor und Louis Vierne. Die anfangs stattliche Hörergemeinde nahm zu später Stunde langsam ab hatte sich am Schluss auf knapp zwei Dutzend Hörerinnen und Hörer reduziert.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading