Lörrach Leben im Netz: schön und gefährlich

Die Oberbadische

Digitale Bildung: Rund 3000 Schüler und 250 Eltern informieren sich über Risiken des Internets

Offensive in Sachen digitale Bildung: 3000 Schüler und 250 Eltern haben sich am Donnerstag im Burghof im Laufe des Tages über das Thema „Internetsicherheit“ informiert. Träger des Angebots ist die Stiftung „Bildung & Soziales“ der Sparda-Bank Baden-Württemberg.

Von Dorothea Gebauer

Lörrach. Wo wird ein Krimineller eher einbrechen? In ein Haus, dessen Türen und Fenster weit offen stehen, oder in eins, wo Sicherheitsanlagen schellen? Eine simple Analogie, die besagt, dass es möglich ist, sich im Netz zu schützen. Aber: Die totale Sicherheit gebe es nicht, so der „Live-Hacker“ und Referent des Abends Erwin Markowsky von „8com“.

„Würde ich das sagen, würde ich lügen“, so Markowsky. Die Hacker würden täglich besser. Gefährliche E-Mails habe man früher sofort an katastrophaler Rechtschreibung erkannt. Das habe sich geändert. Weder SMS noch E-Mail könne man wirklich trauen.

Eine weitere Falle: Während Facebook quasi als „böse“ und Whatsapp als „harmlos“ gelte, würde unterschätzt, was mit Letzterem etwa an Mobbing auf dem Schulhof betrieben werden könne. So seien 300 Schülerinnen befragt worden, ob sie via Whatsapp schon einmal sexuell belästigt worden sein. 98 Prozent hätten dies bejaht.

Das ist die Kernbotschaft, des Abends: Das Leben im Netz ist gefährlich – muss verantwortungsbewusst gestaltet werden. Ob beim Online-Banking, bei Webcams, oder beim täglichen Umgang mit dem Handy – zu unbedacht werden Daten einfach weitergegeben.

Doch das Referat ist keine bitterernste Angelegenheit. Da wird unterhaltsam aufgeklärt, gelacht, aber auch fassungslos erlebt, wie Markowsky sich kurz in das Handy der Freundin eines Besuchers einloggt oder bei zwei Leuten, die vor die Tür gesandt werden, via Handy ein Gespräch abhört. „Wir basteln jetzt kurz einen Trojaner.“ „Und nun gehen wir auf Identitätenklau“ sagt er und legt die Ergebnisse des Hackens für alle sichtbar bloß. Dabei wird deutlich: Hacken ist leicht, und Opfer werden kann eigentlich jeder. Cyberkriminalität habe die Drogenkriminalität überholt und schade wirtschaftlich mehr.

Die Empfehlungen des Abends scheinen trivial, werden aber häufig nicht ernst genommen: Mehrere Passwörter benutzen, solche die komplex sind. Regelmäßige Updates zeitnah durchführen oder Virenprogramme einsetzen. Schneller zur Polizei gehen, aber weniger Kontrolle zuhause ausüben. Dennoch Kinderschutzsperre einstellen und Sicherheitseinstellungen nutzen, auch bei Whatsapp. Der IT-Profi stellt auch pädagogische Fragen: Einem 15-Jährigen verbieten, sich im Netz zu tummeln, wäre schlichtweg albern. Aber muss ein Achtjähriger oder Neunjähriger schon Zugang zu Whatsapp haben?

Natürlich ist der Abend auch eine PR-Veranstaltung für die Spardabank. Aber er hat viele Jugendliche und Eltern informiert – und vor allem Letzteren gute Argumente geliefert.

Zu den Themenblöcken des Projekts werden gestaltete Unterrichtsmaterialien angeboten. Wer genug gelernt hat, macht das Webitur und erhält ein Zertifikat, das jedem Teilnehmer umfassende Kenntnisse im Bereich Internetsicherheit bescheinigt.  www.spardasurfsafe.de

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