Lörrach Literaturaustausch über Jahrhunderte

Die Oberbadische
Hebelpreisträger Franz Hohler überzeugte mit seinem Programm im Dreiländermuseum. Foto: Silvia Waßmer Foto: Die Oberbadische

Hebelpreisträger Franz Hohler traf beim Hebelbund auf Johann Peter Hebel

Von Silvia Waßmer

Lörrach. 200 Jahre liegen zwischen ihrem literarischen Schaffen und doch finden sich viele Gemeinsamkeiten in den Werken von Johann Peter Hebel und dem Schweizer Hebelpreisträger Franz Hohler, der am Sonntagabend auf Einladung des Hebelbundes Lörrach im Rahmen der literarischen Begegnungen sein Programm „Hohler trifft Hebel“ präsentierte.

In dem gut einstündigen „Dialog“ zwischen Johann Peter Hebel – gespielt von Hohler – sowie dem Autor selbst zeigte dieser anhand von Texten und Gedichten Parallelen und Unterschiede zwischen ihrem beider Werk auf.

„Ich möchte sie bitten, den Austausch mit einem Gedicht zu eröffnen“, wandte sich Hohler an den imaginären Hebel, bevor er den Platz wechselte und selbst ein von Hebel verfasstes Gedicht über den Herbst vortrug. Wieder er selbst, stellte er dieses in Vergleich mit einer seiner eigenen lyrischen Schöpfungen und erklärte humorvoll: „Meins ist zwei Zeilen länger“.

Gestenreich und ausdrucksstark

Überhaupt kam an dem Abend der Humor nicht zu kurz. Gestenreich und ausdrucksstark las Hohler die Kurzgeschichten und Gedichte – sowohl seine eigenen als auch die von Hebel –, in denen so manche überraschende Wendung oder Pointe die Zuhörer in Gelächter ausbrechen ließ.

Selbst altbekanntes wie Hebels Kalendergeschichte „Kannitverstan“, in dem ein deutscher Handwerksbursche in Amsterdam durch seine Unkenntnis der Sprache zuerst falsche Schlüsse zieht und später doch zur richtigen Erkenntnis gelangt, entlockte dem Publikum so manchen Heiterkeitsausbruch. Dieser steigerte sich noch als Hohler als Antwort darauf seine Geschichte „Wie die Berge in die Schweiz kamen“ vortrug. „Ich wurde einmal zu einem Kongress nach Holland eingeladen zum Thema ‘Flachland und Psyche’“, erzählte er, woraufhin er diesen Text geschrieben habe. „Er ist auf Holländisch“, warnte er die Zuhörer, bevor er anfing vorzulesen, wie die Schweiz früher einmal „een van de vlagste lande van de wereld“ war, während Holland voller Berge gewesen sei. Geschickt spielt der Autor dabei mit typischen Landesklischees und findet so eine abstruse und lustige Erklärung für das real umgekehrte Landschaftsbild.

Doch nicht nur Erheiterndes gab Hohler bei seinem Auftritt zum Besten. Neben Hebels alemannischem Gedicht „Die Vergänglichkeit“ regte auch sein bereits in den 1970er Jahren verfasster Text „Der Weltuntergang“ die Zuhörer zum Nachdenken an. Diesen untermalte er zudem durch Klopfgeräusche, die sich mit der Dramaturgie der Handlung steigerten und zu einem wahren Trommelwirbel ausarteten. Erschütternd hierbei auch die Erkenntnis, die Hohler am Ende des Textes zieht: „Ich bin sicher, meine Damen und Herren, der Weltuntergang hat schon begonnen.“

In seiner Eröffnungsrede zu Beginn erklärte Volker Habermaier, Vorsitzender des Hebelbunds, dass der Leser bei Hohler „belehrt im besten Sinne des Wortes und bereichert aus dem Lesevergnügen entlassen“ werde. Er sollte auch am Sonntag Recht behalten.

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