Lörrach Lohn und Brot für viele

Die Oberbadische
Archivfoto: Guido Neidinger Foto: Die Oberbadische

Wirtschaft: 21 800 Arbeitsplätze im Jahr 2016 in Lörrach / Steigerung um 22 Prozent in zwölf Jahren / Einzelhandel und Gastronomie boomen

Von Guido Neidinger

Nicht nur die Bevölkerung wächst in Lörrach. Auch die Zahl der Arbeitsplätze in Lörracher Unternehmen ist in den vergangenen zwölf Jahren erheblich gestiegen. Auf dem regionalen Arbeitsmarkt nimmt die Stadt Lörrach eine führende Position ein..

Lörrach. Die von Wirtschaftsförderin Marion Ziegler-Jung in einem umfangreichen Kompendium zur wirtschaftlichen Entwicklung Lörrachs zusammengestellten Zahlen basieren auf Erhebungen der Agentur für Arbeit. Untersucht wurde im wesentlichen der Zeitraum von 2007 bis 2016. Gesamtbetrachtung Schaut man sich die Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen den Jahren 2003 bis 2016 an, so stellt man fest, dass Lörrach auf dem regionalen Arbeitsmarkt eine dominierende Stellung einnimmt. Abgesehen von kleineren Rückschlägen durch die Wirtschaftskrise (2009 bis 2011) und durch die Schließung der Firma Gaba steigt die Zahl der Arbeitsplätze in Lörrach seit 2005 kontinuierlich an. Insgesamt beträgt der Zuwachs 22 Prozent oder 3942 Arbeitsplätze. Ähnlich gut haben sich Rheinfelden (+24%), Weil am Rhein (+21%) und Maulburg (+16%) entwickelt., während Schopfheim (+2%) stagniert und die Zahl der Arbeitsplätze in Grenzach-Wyhlen leicht rückläufig ist (-1%).

Mit 21 800 Arbeitsplätzen weist Lörrach im Jahr 2016 fast doppelt so hohe Zahlen wie Weil am Rhein (11 300) und Rheinfelden (11 100) auf.

Die Entwicklung in Lörrach erstaunt vor allem, wenn man den Wegfall von Gaba berücksichtigt. Die Zuwächse an Arbeitsplätzen fielen zwischen 2012 und 2014, als Gaba abwanderte, lediglich etwas schwächer aus als in den Jahren davor oder danach. Bedeutende Branchen Betrachtet man die zehn wichtigsten Wirtschaftszweige, die im Jahr 2016 90 Prozent aller Arbeitsplätze stellten, zeigt sich die Dominanz von drei Wirtschaftszweigen: verarbeitendes Gewerbe, Handel und Gesundheitswesen. Jeder zweite Beschäftigte in Lörrach ist in einer dieser Branchen tätig. Aber auch hier ist ein deutlicher Wandel erkennbar. Lag das verarbeitende Gewerbe 2007 noch deutlich vorne, nimmt es 2016 nur noch Rang drei ein. Nach einem kontinuierlichen Zuwachs liegen Handel (47%) und das Gesundheitswesen (35%) inzwischen an der Spitze. Das verarbeitende Gewerbe hat seit 2007 gut 800 Arbeitsplätze verloren. Nimmt man den gesamten Landkreis Lörrach in den Fokus, so ist zu erkennen, dass die Kreisstadt wirtschaftlich deutlich stärker wächst als der Landkreis, in Teilen sogar stärker als Baden-Württemberg insgesamt. Verarbeitendes Gewerbe Genaue Erkenntnisse, warum hier seit 2007 über 800 Arbeitsplätze (-20%) verloren gingen, liegen nicht vor. Es ist davon auszugehen, dass die Wirtschaftskrise – wie in Deutschland insgesamt – dazu beigetragen hat. Der zweite Knick in der Gesamtkurve von 2013 auf 2014 ist wohl auf den Weggang von Gaba zurückzuführen. Die Entwicklung zeigt, dass das verarbeitende Gewerbe in Lörrach stärker rückläufig ist als im Landkreis. Eine Rolle spielt hier wahrscheinlich auch die Teilverlagerung der Firma Raymond nach Weil am Rhein. Handel Der starke Anstieg von 1400 Arbeitsplätzen (+47%) seit 2007 ist ausschließlich auf das Wachstum des Einzelhandels zurückzuführen. In diesem Bereich sind 71,7 Prozent der Beschäftigten dieses Wirtschaftszweigs tätig. Üblicherweise liegt der Anteil der Beschäftigten im Einzelhandel in deutschen Städten bei 50 Prozent. Der Einkaufstourismus aus der Schweiz ist für die Sonderentwicklung in Lörrach verantwortlich. Das zeigt auch das Beispiel Konstanz: Hier liegt der Anteil der Beschäftigten im Einzelhandel sogar bei über 80 Prozent. Der Handel ist seit 2007 in Lörrach deutlich stärker gewachsen als im Landkreis und wesentlich stärker als im Land – dank der Grenznähe zur Schweiz. Dieser positive Einfluss stellt aber auch eine Gefahr dar, weil grundsätzliche Veränderungen die weitere Entwicklung sogar umkehren könnten. Gesundheits-/Sozialwesen Der Zuwachs von 1100 Arbeitsplätzen (+35%) seit 2007 unterstreicht die Wichtigkeit der Stadt Lörrach als Krankenhausstandort. Spätestens mit der Inbetriebnahme des künftigen Zentralklinikums dürfte hier ein weiterer Schub erfolgen.

Im Gesundheits- und Sozialwesen (Krankenhäuser, Ärzte) sind in Lörrach 4220 Menschen beschäftigt. Zum Vergleich: Rheinfelden 2050, Schopfheim 683, Weil am Rhein 624, Kandern 521. Sonstige Dienstleistungen Den instabilsten Verlauf der Beschäftigungszahlen weisen die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen auf. Auch, weil zu diesem Bereich die Leiharbeiter gezählt werden. Die Vermittlung von Leiharbeitern aber ist stark konjunkturabhängig. So führte die Wirtschaftskrise zu einer verstärkten Entlassung von Leiharbeitern. Im Vergleich zu 2007 gingen 2009 insgesamt 570 Leiharbeitsplätze in Lörrach verloren. Als die Konjunkturlage sich wieder erholte, gab es einen Zuwachs von 892 Beschäftigten. Gastgewerbe Hier ist für die Stadt Lörrach ein Zuwachs von 270 Arbeitsplätzen (+67%) seit 2007 zu verzeichnen. Dieses erhebliche Plus entfällt fast ausschließlich auf die Gastronomie. Neun von zehn Beschäftigten dieses Wirtschaftsbereichs sind in der Gastronomie tätig. Sonstige Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistunger, zu denen Architektur-/Ingenieurbüros, Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater zählen, hatten einen Rückgang von 380 Arbeitsplätzen (-28%) zu verzeichnen.

Nicht im Einzelnen berücksichtigt sind in der Studie verbleibende Wirtschaftszweige wie Baugewerbe, Erziehung und Unterricht, öffentliche Verwaltung, Verkehr und Lagerei.

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