Lörrach Lotsen im Dschungel des Lebens

Die Oberbadische

Prävention: HTG-Schüler übernehmen außerschulische Patenschaften für Grundschulkinder vom Salzert

Von Bernhard Konrad

Das Hans-Thoma-Gymnasium (HTG) und die Salzert Grundschule beteiligen sich seit diesem Schuljahr am bundesweiten Mentorenprogramm „Balu und Du“. Dabei übernehmen junge Leute ein Jahr lang individuelle, außerschulische Patenschaften für ausgewählte Grundschulkinder. Zwölf Monate, die das Duo bereichern sollen – jeden auf seine Weise und doch gemeinsam.

Die Initiatoren

„Balu und Du“ ist ein Verein mit einer Idee, die seit dem Jahr 2002 Schule macht. In Lörrach war HTG-Lehrerin Claudia Kaiser Initiatorin dieser besonderen Tandembildung. Frank Braun unterstützt den Ansatz als Schulleiter ebenso wie Martin Löw, der das Projekt als Lehrer begleiten wird.

Die Idee

Der Bildungserfolg von Kindern hängt in Deutschland noch immer stark von ihrer sozialen Herkunft und der Bildung ihrer Eltern ab. Das bedeutet keineswegs, dass Kinder mit schwierigeren Startbedingungen untalentiert sind – aber „Chancengleichheit“ bleibe für sie oftmals „ein Fremdwort“, betont der Verein.

„Balu und Du“ möchte mit Blick auf teilnehmende Grundschüler („Moglis“) zum einen „dem Gefühl vorbeugen, abgehängt zu sein, nicht dazu zu gehören“, so Kaiser, und zum anderen ihre positive Entwicklung fördern.

Kaiser wurde im privaten Freundeskreis auf das Projekt aufmerksam gemacht. Aus diesem wurde auch die Bereitschaft zur finanziellen Unterstützung signalisiert. „Das wäre natürlich auch eine Idee für den Freundeskreis des HTG“, sagt Kaiser mit Blick auf die mögliche Etablierung dieses Modells.

Balu und Mogli

In Anlehnung an das „Dschungelbuch“ – ein Erzählband des britischen Autors Rudyard Kipling, in dem der Bär Balu das Menschenkind Mogli im indischen Dschungel begleitet – treffen sich die beiden in der Regel einmal die Woche für ein bis drei Stunden. Dabei geht es nicht um Hausaufgabenhilfe, sondern um die persönliche Begegnung. Im Austausch soll Mogli etwa Verhaltensweisen und Fähigkeiten seines älteren Paten wahr- und aufnehmen und damit Alltagskompetenzen steigern. Balu kann auch ein Ratgeber sein, an den sich Mogli mit Fragen wenden kann. Die Paten nehmen sich Zeit – gehen mit ihren Schützlingen auf den Spielplatz, in die Bücherei, ein Eis essen, basteln miteinander, haben ein offenes Ohr. Hierfür muss das Einverständnis der Eltern teilnehmender Grundschüler vorliegen. Die HTG-Schüler, so Braun, müssen zudem ein polizeiliches Führungszeugnis vorweisen.

Die Jugendlichen schulen im Miteinander ihrerseits Schlüsselqualifikationen, etwa ihre Arbeitshaltung und Selbstorganisation – was sie nicht zuletzt mit Blick auf Studium oder Beruf weiterbringt. Dies sei durch Studien belegt, betont der Verein.

Die Salzert-Grundschule

„Die Eltern der Kinder haben sich sofort offen für die Offerte gezeigt“, sagt Harald Valachovic, Rektor der Salzert Grundschule. Ausgewählt wurden Moglis, deren Ausgangssituation die jugendlichen Balus nicht überfordert, denen aber dieses Angebot gut tue, so Valachovic – etwa Grundschüler mit Migrationshintergrund oder von alleinerziehenden Müttern.

Seminarfach am HTG

Am HTG wird die Aktion an das „Seminarfach“ in der elften Klassenstufe angebunden. Die Paten sprechen dabei auch in Gruppentreffen über Herausforderungen, Problemlagen, Lösungsansätze oder Erfolge ihres Engagements. Ein geschütztes Online-Tagebuch dokumentiert die Partenschaft und bildet das Gerüst einer Facharbeit. Nach einer mündlichen Prüfung wird eine Note für das Gesamtprojekt erteilt.

Löw ist davon überzeugt, dass die 16- bis 17-jährigen Schüler die Herausforderung meistern werden: „Sie haben eher zu wenig Gelegenheiten, bei denen sie Verantwortung übernehmen können.“

Braun und Kaiser sind ebenso zuversichtlich. 30 Paten aus der 9. Klassenstufe habe das HTG für die Kinder der eigenen fünften Klassen im vergangenen Jahr gebraucht – 55 haben sich gemeldet: ein Beleg für die Bereitschaft zum Engagement und möglicherweise ein Reservoir an engagierten jungen Leuten, die später ein Grundschulkind ein Stück weit in dessen Leben begleiten möchten.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading