Lörrach Lutz schiebt Frust: Stadt kann Bahngelände nicht bebauen

Die Oberbadische

Autoreisezug: Erweiterungsgebäude des Landratsamtes muss wohl auf MMZ-Gelände / Kritik an der Deutschen Bahn

Von Guido Neidinger          und Tim Nagengast

Lörrach. Jörg Lutz schiebt mächtig Frust. Der Grund: Stadt und Landkreis können das Areal des Güterbahnhofs nicht bebauen. Davon war Lutz noch im Februar gegenüber unserer Zeitung ausgegangen. Aus unserer Zeitung hatte er am Samstag erstmals erfahren, dass der Autoreisezug, den die Deutsche Bahn ab Herbst aufgeben wird, nun doch fortgeführt wird. Damit steht das Gelände des Güterbahnhofs für die geplante Bebauung nicht mehr zur Verfügung. Das räumte Lutz nach einem gestrigen Gespräch mit der Bahn ein.

Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, auch wenn er dies mit ein paar Späßchen zu überspielen versuchte (siehe „Guten Morgen“).

Für ausgeschlossen hält Lutz eine Idee der SPD-Fraktion im Gemeinderat. Günter Schlecht hatte vorgeschlagen, den Erweiterungsbau des Landratsamtes trotz Autoreisezug auf dem Bahnareal zu realisieren. „Das können wir vergessen“, sagte Lutz kurz und knapp dazu.

Der Deutschen Bahn wirft der Oberbürgermeister „kein gutes Miteinander“ vor. Seit November stehe er mit der Bahn in konkreten Verhandlungen. In diesen habe die Bahn ihm stets signalisiert, dass die Stadt Lörrach die frei werdenden Flächen auf dem Areal des Güterbahnhofs Zug um Zug bebauen könne – mit dem Erweiterungsbau für das Landratsamt und mit Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben. „Es ist nicht die feine Art, wenn wir dann aus der Zeitung erfahren müssen, dass unsere Pläne obsolet sind“. Die Bahn hätte die Stadt zumindest darüber informieren müssen, dass mit der Firma BahnTouristikExpress (BTE) ein privater Betreiber den Autoreisezug auf der Strecke Lörrach – Hamburg – Lörrach weiterbetreiben wolle, und dass der Bahnbetrieb Vorrang habe vor einer anderweitigen Nutzung von Bahngelände. „Jetzt aber stehen wir vor einem Scherbenhaufen“, konstatierte Lutz enttäuscht.

Dem neuen Betreiber des Autoreisezugs traut Lutz indes nicht viel zu. Das auf der Homepage der Firma BTE abgebildete Rollmaterial „habe ich vor 20 Jahren zuletzt gesehen“. Es stamme offenbar aus den 70er Jahren. Im schlimmsten Fall könnte es laut Lutz passieren, dass BTE mit dem Autoreisezug wie die Deutsche Bahn nicht aus den roten Zahlen komme und den Betrieb einstelle. „Dann aber wäre die Chance für die Bebauung des Areals vertan“, mutmaßte Lutz.

Es könnte aber auch anders kommen. Nach zuverlässigen Informationen unserer Zeitung hat die Deutsche Bahn zwar hohe Verluste mit ihrer Autoreisezug-Sparte eingefahren. Für das vergangene Betriebsjahr sprechen Kenner von einem Minus in Höhe von 20 Millionen Euro. Allerdings soll die Strecke Lörrach – Hamburg – Lörrach die einzige gewesen sein, mit der schwarze Zahlen geschrieben wurden. Auch die Firma BTE scheint das zu wissen. Sie hat nur den Antrag für den Betrieb dieser Strecke gestellt.

Solche Gedankenspiele müssen den Oberbürgermeister jedoch nicht kümmern. Er muss sich vielmehr mit Landrätin Marion Dammann um eine Alternative für den dringend benötigten Erweiterungsbau des Landratsamtes kümmern. Im Fokus befindet sich hier das MMZ-Areal – nördlich der Arbeitsagentur an der Brombacher Straße. Den Platzbedarf für den Behördenbau beziffert Lutz auf rund 5000 Quadratmeter. Insgesamt ist dieses Gelände 13 000 Quadratmeter groß. Es bleibt also laut Lutz noch eine Teilfläche für Wohnungen übrig.

Lutz wollte dieses attraktive und innenstadtnahe Grundstück allerdings ausschließlich mit Wohnungen bestücken. Zumal hier schnell gebaut werden kann, weil das Grundstück der Stadt gehört. Und diese benötigt insgesamt 2500 neue Wohnungen bis zum Jahr 2015.

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