Lörrach Mardi Gras im Jazztone

Die Oberbadische
Nicole Johänntgen und Jon Ramm Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Konzert: Nicole Johänntgen und ihre New Orleans Band begeisterten im Jazzclub

Lörrach (zet). Zum Auftakt kommen sie musizierend die Treppe herunter, und auch während des Konzerts spielen die Saxofonistin und der Posaunist mal mitten unter den Zuhörern, mal vorne auf der Bühnenkante sitzend. Stimmung und Musik erinnerten am Freitag im Jazztone an Mardi Gras, den berühmten Karneval von New Orleans. Nicole Johänntgen präsentierte mit ihrer Band eine durchweg moderne Variante des Oldtime-Jazz aus New Orleans.

Ihr neues Album „Henry“ widmet die deutsche Saxofonistin ihrem musikbegeisterten, Posaune spielenden Vater Heinrich „Henry“ Johänntgen. Aufgenommen hat es die 35-Jährige in New Orleans mit Jon Ramm (Posaune), Steven Glenn (Sousaphon) und Paul Thibodeaux (Schlagzeug).

Mit der Originalbesetzung unternimmt sie aktuell ihre CD-Release-Tour. Die drei Männer leben alle in New Orleans - Johänntgen stieß auf sie über Empfehlungen und über Youtube, wie sie im Jazztone erzählt. Tatsächlich wirkt das lustvoll performende Quartett, als würde es seit Jahr und Tag zusammenspielen. In den von Johänntgen geschriebenen Nummern schaffen die Vier eine außergewöhnliche Balance aus schmissigem New-Orleans-Jazz und subtilen, melancholischen, kurzum: zeitgenössischen Einfärbungen. Letztere dürfen, wie im Stück „They Missed Love“, durchaus mal den Ton angeben.

Meistens aber trifft der „Second Line“-Schlagzeug-Beat aus New Orleans auf ein beharrlich pumpendes Sousaphon, das hier die Bassfunktion übernimmt – und das groovende Fundament legt für hitzige, improvisierte Dialoge zwischen Saxofon und Posaune, für sanfte Bläsersätze wie auch manche Freejazz-Anleihen. Was Steven Glenn am Sousaphon, der großen, gut 15 Kilogramm schweren Schwester der Tuba, hinsichtlich Ausdauer und rhythmischem Einfallsreichtum abliefert, ist allein schon beachtlich. Im zahlreich besuchten Jazztone genießen es die Zuhörer, das Instrument einmal mit so viel filigraner Kunstfertigkeit gespielt zu hören.

Indes lässt die herausragende Saxofonistin ihr Instrument mal jubeln, mal klagen und schreien. Johänntgen, gebürtige Saarländerin, lebt seit einigen Jahren in Zürich. Hier gewann sie 2015 das Atelier-Stipendium der Stadt für einen sechsmonatigen Aufenthalt in New York, wo sie wiederum die Musik für „Henry“ komponierte. Ihr Bild vom „tanzenden Bären“, vom „Dancing Bear“ - so der Titel eines Stücks, das auf dem geplanten Album „Henry No. 2“ platziert werden soll - passt ausgezeichnet zum stampfenden Groove und zur mitreißenden Performance des Quartetts.

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