Von Guido Neidinger Lörrach. Mehr geht nicht: Mit der Willy-Brandt-Medaille wurde Inge Gula die höchste Ehre zuteil, die die SPD zu vergeben hat. Sie erhielt diese Auszeichnung für ihren mehr als vier Jahrzehnte währenden Einsatz für das Gemeinwohl. Trotz der Sommerferien war der Ratssaal im Haagener Rathaus am Freitagabend bis auf den letzten Platz besetzt.Für Christa Rufer, die Vorsitzende des örtlichen SPD-Ortsvereins, war das ein beeindruckendes Zeichen der persönlichen Wertschätzung Inge Gulas. Unter den Gästen war auch der Justizminister des Landes, Rainer Stickelberger. Die Laudatio hielt ein ebenfalls sehr prominentes Mitglied der SPD: Rainer Offergeld, früherer Lörracher Oberbürgermeister und ehemaliger Bundeminister im Kabinett Schmidt. „Willy Brandt hätte seine Freude an ihr“, griff Offergeld in seiner Rede eine Überschrift unserer Zeitung auf. Wie Inge Gula sei auch Brandt unehelich geboren, sei nicht auf Rosen gebettet gewesen und früh diskriminiert und diffamiert worden. Die politische Karriere Inge Gulas ist denn auch eng mit Willy Brandt verbunden. Das Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Brandt im Jahr 1972 gab den Ausschlag für Gula, der SPD beizutreten. Und seither „sprudelt sie vor Ideen und präsentiert diese verständlich“, charakterisierte Offergeld Gula. Auch deshalb sei Haagen trotz Eingemeindung „eine lebendige Einheit geblieben“. Maßgeblich dazu trage außerdem die Ortschaftsverfassung bei, „die das lokale Leben aufrecht erhält und bürgerschaftliches Engagement ermöglicht“. Zuvor hatte Christa Rufer bereits die Meilensteine des politischen Lebens von Inge Gula nachgezeichnet. Von 1974 an gehörte sie 37 Jahre lang dem Haagener Ortschaftsrat an. Seit 1994 sitzt sie im Kreistag und ist seit 2004 Mitglied im Lörracher Gemeinderat – stets mit großer Stimmenzahl wiedergewählt. Seit 1990 war sie für drei Amtsperioden Ortsvorsteherin in Haagen. Ihr Einsatz für die Haagener Bürger war laut Rufer „pragmatisch, kompetent und umfassend“. Mit dem örtlichen Wochenmarkt habe Inge Gula sich „ein lebendiges Denkmal gesetzt“. Eine Reihe weiterer Märkte habe sie ebenso ins Leben gerufen wie die Reihe „Kultur im Rathaus“ mit Konzerten und Kunstausstellungen. Eine bürgernahe Verwaltung sei ihr wichtig. Auch für die Kleinarbeit sei Inge Gula sich nicht zu schade. Mit Zwiebelschneiden am Budenfest habe ihre Arbeit für die SPD begonnen, führte die Geehrte in ihrer Dankesrede aus. Kommunalpolitik koste nicht nur Zeit, sie bringe auch persönlichen Gewinn bekannte Gula. „Den Appell Willy Brandts, mehr Demokratie zu wagen, interpretiere ich so: mehr Engagement wagen. Demokratie bleibt nur lebendig, wenn viele sich engagieren und mitmachen“, forderte sie jeden Einzelnen auf, sich einzubringen. Neben den klassischen Anliegen wie soziale Gerechtigkeit, Solidarität, Friede und Freiheit ist Inge Gula „die Bewahrung der Schöfpung“ ein zentrales Anliegen.