Kultur Metamorphose, Gefühl und Kritik

Die Oberbadische
Fotos: Gabrielen Hauger Foto: Die Oberbadische

Ausstellung: Gabriele Menzer, Hanna Benndorf und Sigrid Schaub vom VBK im Dreiländermuseum

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Sie sind das Herz des Vereins Bildende Kunst Lörrach. Oft hinter den Kulissen als Kuratorinnen agierend, stehen sie nun im Zentrum einer großen Ausstellung im Lörracher Dreiländermuseum: Gabriele Menzer, Hanna Benndorf und Sigrid Schaub.

Die drei Künstlerinnen sind seit Jahren, ja Jahrzehnten kreativ, haben sich künstlerisch ausprobiert, experimentiert, Stile entwickelt und weiterentwickelt, ihre unverwechselbare Handschrift gefunden.

Unter dem assoziationsreichen Titel „ohne anfang – ohne ende“, der wohl vor allem auf ihre künstlerische Tätigkeit anspielt, stellen sie nun im ersten Obergeschoss über 100 Arbeiten aus. Deren Bandbreite reicht von Malerei, die einen Schwerpunkt bildet, über Zeichnung, Fotografie bis hin zu Objekten.

Frauen spricht man ja gemeinhin große kommunikative Fähigkeiten zu, und die bewiesen die Drei auch, indem sie einen mutigen Schritt wagten: Die Arbeiten hängen nicht nach Biografie oder Thema gebündelt, sondern sie wurden in einem diskussionsfreudigen, kreativen Prozess so zueinander gesetzt, dass Harmonien, Bezüge oder Farb-Atmosphären entstanden. Helfende Hand war Ausstellungsgestalterin Heike Mages.

Die umfangreiche Schau fordert Zeit und Konzentration, um die Bezüge auf sich wirken zu lassen.

Gabriele Menzer Bemerkenswert das Werk Gabriele Menzers, deren 70. Geburtstag im Februar der Auslöser für die Ausstellung war. Ihr großes Thema sind seit Jahren Faltungen.

Das Prinzip ihrer Arbeit ist die Metamorphose. Durch Faltungen bekommt die Bildfläche Raum, wird ein schillerndes Spiel der Farben, Formen und des Lichts möglich. In Menzers Werk herrscht kein Stillstand. Aus der Beschäftigung mit Papierverpackungen entstand einst das Prinzip der Faltung, das die Künstlerin nun seit zwei Jahrzehnten beschäftigt.

Ihre neueren, meist in Öl gemalten Bilder werden oft von waagrechten Linien charakterisiert, einem lichten Horizont, der träumerische, gar philosophische Assoziationen auslöst. In ihren Arbeiten voller Licht und Farbe kann man sich verlieren und gleichzeitig die Akkuratesse und Konzentriertheit ihrer Malerei bewundern.

Von „Ins Blaue“ von 2004 bis zu „Öffnung“ 2015, wo die Faltungen aufbrechen, Licht und Fläche dahinter sichtbar gemacht werden bis hin zu „Nachtvogel“ von 2017, inspiriert von Caspar David Friedrich kann der Besucher diesen Weg mit der Künstlerin gehen.

Zeichnungen, Aquarelle, und einige weiße haptische Marmorarbeiten machen weitere Aspekte ihres Schaffens nachvollziehbar. Darunter auch zehn augenfällige Papierskulpturen in Holzkästen mit dem Titel „Momento“. Farbige Figuren, die wie in einem Sarkophag ruhen, auch sie auf Faltungen basierend, kontemplativ.

Hanna Benndorf Hanna Benndorfs Werke entstehen in langen emotionalen Prozessen, in denen sie mit sich ringt, zweifelt, Geschaffenes wieder verwirft, überdenkt.

Ihre Bilder entstehen durch Schichtungen und Übermalungen, spiegeln zuweilen einen geradezu leidvollen Prozess wider, der in pure Freude wechseln kann. Ihre in Acryl gemalten Werke zeigen gegenständlich gemalte Blumenkelche vor dunklem Grund oder helle lichte „Wilde Erbsen“ in Rot. Genauso aber verschachtelte Farbflächen, in denen sie mit Gegensätzen arbeitet: Ein intensives Schwarz drängt sich vor, an anderer Stelle zurückgeworfen von knalligem Rosa oder Gelb. Hier, wie insgesamt in den mal dunklen, mal fast ätherisch-lichten Phasen lässt sich ein Ringen zwischen Licht und Dunkel, zwischen Zuversicht und Zweifel hineinlesen.

In „Loop“ setzt sie intensiv farbige Loops vor dunklen Grund, deren Leuchtkraft dadurch umso intensiver wird. In „Early Spring“ scheint in den Vasen verdeckt der Frühling zu entstehen, der die darin steckenden kahlen Äste noch nicht erreicht hat, dessen baldiges Kommen aber gewiss ist.

Sigrid Schaub Sigrid Schaub präsentiert in vielfach kleinformatigen Arbeiten engagierte, gut lesbare Kunst. Darunter einige Collagen, die auf eine ganz aktuelle Thematik verweisen: zum Beispiel auf den Klimawandel. Häufig arbeitet sie auch mit Texten. So zum Beispiel in der Collage mit einem von Scholle zu Scholle springenden Eisbär mit den sarkastischen Zeilen „Zarter Schmelz des Eises“ oder den auf Blumenwiesen watschelnden Pinguinen.

Oft verwendet Schaub auch das filigrane, mit akribischer Vorsicht zu behandelnde Reispapier. Daraus lässt sie teils geometrische Formen entstehen, teils bemalt sie es mit Tusche. In Aquarellen wie dem Porträt des ernsten „Mädchen mit rotem Tuch“, einem Reisebild aus Usbekistan, zeigt sie eine ausdrucksstarke Persönlichkeit, was ihr viel wichtiger ist als bloße Schönheit darzustellen.

Sigrid Schaubs Liebe und Achtung zur Natur lässt sich vielfach ablesen. Ob in den zarten Pflanzen und Blüten-Bildern, den Papierschnitten der ziehenden Kraniche, ihren Vogel-Zeichnungen nach Fotografien oder ihrer Digitalprint-Serie von Schmetterlingen und Käfern, der sie den traurigen Titel gibt: „Gestern waren sie noch da.“ n bis 23. April; Di bis So, 11 bis 18 Uhr

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