Lörrach Missverhältnis bei Versorgungsquote

Die Oberbadische
Bald wieder mit Leben gefüllt: Im ehemaligen Analytica-Gebäude im Innocel-Quartier entsteht eine neue Kindertagesstätte. Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Kinderbetreuungssituation: Ausbaubedarf in den Ortsteilen/ Neues Online-Anmeldeverfahren

Lörrach (mek). Seit August 2013 besteht ein Rechtsanspruch für Kinder unter drei Jahren auf einen Platz in einer Kindertagesstätte (Kita). Durch die hohe Zuzugs- und Geburtenrate in Lörrach ist nach wie vor ein starker Bedarf an Betreuungsplätzen vorhanden, obwohl der Ausbau in den vergangen Jahren forciert wurde. Beim Vergleich der Kinderzahlen in den Stadtbezirken mit der Anzahl der dort vorhandenen Plätze ergibt sich allerdings ein Missverhältnis.

Im Planungsbezirk Mitte (Innenstadt, Nordstadt, Tumringen, Hünerberg und Homburgsiedlung) können laut der von Fachbereichsleiter Thomas Wipf für die Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag verfasste Vorlage 30 Prozent der 402 Kinder mit U3-Rechtsanspruch mit Krippenplätzen versorgt werden. Im Bezirk Süd (Stetten, Salzert, Tüllingen) gibt es für die 288 ein- und zweijährigen Kinder 131 Plätze – dies entspricht einer Quote von 45 Prozent. Gesetzlich vorgeschrieben sind 34 Prozent. „Weit abgeschlagen“, so Thomas Wipf, ist hingegen der Bezirk Nord, der die Ortsteile umfasst. Dort stehen für 233 Kinder lediglich 29 Plätze zur Verfügung – eine Versorgungsquote von zwölf Prozent. Die anderen beiden Bereiche decken zwar diesen Bedarf ab, für Familien mit Betreuungsbedarf bedeutet das jedoch einen erheblichen Fahraufwand.

Der Ausbaubedarf von Betreuungsplätzen in den Ortsteilen sei hoch, während die starke Einwohnerentwicklung im Bezirk Süd mit dem Ausbau im „Guten Hirten“ sowie den Kitas „Am Bächle“ und „Oase“ aufgefangen worden sei und die Lage im Bereich Mitte durch die geplante Kita im Innocel-Quartier auf eine Versorgungsquote von 50 Prozent gesteigert werden könne.

Mittelfristig sei es „dringend erforderlich“, den Familien in den Ortsteilen „Perspektiven für eine wohnortnahe Betreuung der U3-Kinder zu bieten“, so Wipf. Da besonders durch das geplante Neubaugebiet „Belist“ in Haagen mit einem erhöhten Bedarf – rund 30 Plätzen – zu rechnen sei. Insgesamt rechnet Wipf nach steigenden Zahlen für die Jahre 2011 und 2012 sowie dem außergewöhnlich starken Jahrgang 2012/13 (siehe Kurzinfo) mit leicht rückläufigen Zahlen, die sich bei etwa 430 Kindern unter einem Jahr in den nächsten Jahren einpendeln werden.

Eine Elternbefragung des Landkreises hat für den Planungsbezirk Lörrach und Inzlingen eine bedarfsgerechte Betreuungsquote von 39,2 Prozent für Kinder unter drei Jahren ermittelt. Darum soll die Quote auf 40 Prozent erhöht werden. Ein Dilemma ergebe sich durch die gegenwärtige Knappheit an Wohnraum und Kitaplätzen, schreibt Wipf. Familien ohne Wohnsitz in Lörrach könnten keinen Kitaplatz erhalten und ohne sichere Betreuungsplätze wollten sie sich nicht gleich auf den Wohnsitz in Lörrach festlegen. Grundsätzlich sei die Situation im Vergleich zu den Vorjahren aber wesentlich entspannter, zumal eine Perspektive mit der Kita im Innocel-Quartier entstehe.

Neben dem quantitativen Ausbau der Kitas soll auch der qualitative Fortschritt vorangetrieben werden. Dazu möchte die Verwaltung künftig für den gesamten Prozess – von der Platzanfrage bis zur Erstellung des Gebührenbescheids – die Software „Little Bird“ nutzen. Für die Verwaltung ergebe sich dadurch eine Vereinfachung, Optimierung und Modernisierung des Anmelde- und Vergabeverfahren. Für die Eltern soll ein spezielles Internetportal einen besseren Überblick über die Angebote geben. Weil am Rhein, Rheinfelden und Grenzach-Wyhlen nutzen bereits „Little Bird, so dass sich Wipf durch den gemeindeübergreifenden Einsatz und die an allen vier Standorten tätigen kirchlichen Träger auch Synergie-Effekte erhofft.

Entwicklung Kinderzahlen ab Geburt bis ein Jahr: 2011: 392, 2012: 409, 2013: 455, 2014: 417, Prognose 2015: 427, Prognose 2016: 433, Prognose 2017: 426

Anzahl Kinder mit Wohnort Lörrach zwischen einem und drei Jahren: 2009: 875, 2010, 842, 2011/12: 872, 2013: 938, 2014: 923, Prognose 2015: 885, Prognose 2016: 844, Prognose 2017: 860

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