Lörrach Mit hintergründigem Blick

Die Oberbadische

„Zeiten und Wege“: Drei regionale Künstler stellen in der Galerie Ars Nova aus

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Dass das eine vielschichtig-inspirierende Werkschau ist, wird dem Besucher bereits beim Betreten der großzügigen Galerieräume von Ars Nova klar. Drei Künstler, die „Zeiten und Wege“ – so der Titel der Ausstellung – miteinander geteilt haben und es auch heute noch tun, zeigen in einer Art Retrospektive Malerei, Grafik, Papierarbeiten und Skulpturen sowie Fotografien. Kunsterzieher waren sie alle drei: Der in Lörrach und Südfrankreich lebende Fotograf Dietrich Brucker, dessen Arbeiten parallel im Dreiländermuseum in Lörrach ausgestellt sind, sowie das Ehepaar Peter Franke und Barbara Franke-Caspari aus Schlächtenhaus.

Bruckers hauptsächlich in Schwarz-weiß gehaltene Fotoarbeiten zeugen von genauer Beobachtungsgabe, von Neugier für Motive und Menschen. Dabei ist die hier gezeigte Auswahl groß: Musiker-Aufnahmen sind ebenso vertreten wie Fotografien in Werkstätten, Menschen bei der Arbeit sowie zum Teil augenzwinkernde Paar-Porträts. Faszinierende Abstraktion findet sich auf der Fotografie eines zugefrorenen Baches, ein Motiv, das ohne Titel nicht identifizierbar wäre, dessen Strukturreichtum bestens mit den schwarz-weiß Papierarbeiten von Barbara Franke-Caspari korrespondiert.

Bemerkenswert ist Bruckers „Beifang“. Vermeintlich nichtswürdige Objekte werden durch die Kamera des Fotografen zu Kunstwerken – diesmal in Farbe: der Ausschnitt einer bemalten Stahltür, Plakatreste auf einem Bauzaun, überwachsene Farbreste. Vom Gegenstand entfernt auf die Farbe konzentriert, entstehen hier wunderbare abstrakte Arbeiten – wie alle anderen im Eigendruck geschaffen.

Diese hängen im selben Raum wie die dreischichtigen Collagen aus gefaltetem Papier von Barbara Franke-Caspari. Die aus Sachsen stammende Künstlerin ist wie ihr Mann Mitglied der Künstlergruppe Polygon. Sie kann auf eine beste handwerkliche Basis bauen, davon zeugen Zeichnungen aus den 80er Jahren mit stark vereinfachten Formen und Horizontalen, filigran und wie hingeworfen, Hügel und Wolken, abstrahiert und doch erkennbar, dynamisch und voller Bewegung. Landschaften haben es ihr besonders angetan.

Viele Motive findet sie in Südfrankreich, wo sie zeitweise mit ihrem Mann lebt, und Zeit und Muße findet, in aller Ruhe zu experimentieren. Da werden Papiere auf Wiese, Sand oder Beton gelegt, mit der Walze bearbeitet, Strukturen geschaffen. Die vielseitige Künstlerin hat eine ureigene, zum Teil geradezu geheimnisvolle Arbeitsweise entwickelt. Davon zeugen die von Stoffobjekten inspirierten transparenten Papierschichten, die in einem komplizierten Arbeitsvorgang bedruckt, besprüht, gezogen und geschnitten anregende Strukturen entstehen lassen. Ein inspirierendes Arbeiten, bei dem sich Papierstücke und -fetzen zu poetischen Bildern formen.

Ihre stapelbaren Schwarz-weißen Papierwürfel – geometrische Formen findet man bei ihr selten – haben etwas Spielerisches. Voller Leichtigkeit, Transparenz und Beweglichkeit sind ihre Papierfiguren in Plexiglasröhren. Im assoziativen Arbeiten entstehen aus Strukturpapier verrätselte Arbeiten von großer Ästhetik. Gemeinsam ist diesen allen, dass es der Künstlerin um die Entdeckerfreude des Betrachters, die Offenheit für einen Blick hinter die Dinge geht.

Ein origineller Charakter schafft dementsprechend originelle Arbeiten: Peter Franke braucht Bewegung. Seine aus Blechen und Holz bestehenden Skulpturen haben Gelenke, lassen sich drehen oder biegen, dem Eisenvogel wurde gar ein Motor eingepflanzt. Aus Zufälligem und großer Sammelleidenschaft wird bei ihm assoziativ Absichtliches. Fabulierfreude und Originalität beweist der Künstler zudem in der Titelfindung: „Utopoesironkel“ (Vehikel der Utopie, der Poesie und der Ironie) nennt er seine Werke, und dieser Wortschöpfung umfasst ebenso kurz wie prägnant sein künstlerisches Schaffen.

Bewegen ist auch bei seinen Triptychen erlaubt: einfach zuklappen, wenn’s nicht mehr gefällt, so Franke augenzwinkernd. Ein Setzkasten kommt ironisch-wissenschaftlich daher: verrätselte Kleinteile, dazu eine Fantasieschrift und ein scheinbar aufklärende Titel – voilà, der Museumsbesuch hat sich gelohnt.

Mit Pinsel, Schweißbrenner und Schrift zeigt sich Franke mal ironisch, mal kritisch, mal sarkastisch, präsentiert skurrile Arbeiten, die den Betrachter immer auch ein bisschen herausfordern. u Vernissage „Zeiten und Wege“: Sonntag, 7. Juni, 11 Uhr, Galerie Ars Nova, Weinbrennerstraße 2a Lörrach; einführende Worte: Jörg Bertsch

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