Lörrach Mit Humor gegen schwierige Zeiten

Die Oberbadische
Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Kabarett: Volkmar Staub (l.) und Florian Schroeder mit der „Zugabe“ im ausverkauften Burghof

Zwei Lörracher Meister-Kabarettisten unter sich: Dieses Rezept bewährt sich auch in der 13. Ausgabe im ausverkauften Burghof. Unwiderstehlich charmant ist der Gegensatz zwischen Volkmar Staub und Florian Schroeder, die mit ihrem gemeinsamen Jahresrückblick unter dem Motto „Zugabe“ ihr Publikum einmal mehr blendend zu unterhalten wissen.

Lörrach. Vom Ableben der EU bis zum Aufstieg von Donald Trump: Schwierige Zeiten hin oder her, mit messerscharfem Verstand und beißendem Humor stellen die beiden die Verhältnisse für einen Moment wieder vom Kopf auf die Füße. Den Zuschauern tut das augenscheinlich sehr wohl.

Auf den ersten Blick paradox erscheinende Resümees

Schroeder trägt seinen Teil dazu bei mit wortschwallartig vorgetragenen gesellschaftlichen Analysen voller akribisch recherchierter Zahlen und Fakten, in denen er oft ungewöhnliche Positionen bezieht. „Ich bin gegen ein Burka-Verbot, und ich bin gegen die Burka“, so eines seiner nur auf den ersten Blick paradox erscheinenden Resümees.

Er führt den Beweis, dass es in Deutschland wahrscheinlicher ist, an einer verschluckten Fischgräte zu ersticken, als Opfer eines islamistischen Anschlags zu werden, und bezichtigt eine Boulevard-Zeitung, welche die „Angst!“ auf’s Titelblatt hob der Lüge. Glasklar begründet er, warum „Wir müssen die Ängste der Menschen ernst nehmen“ der dümmste Satz ist.

Schroeder spottet über alte Linke und über junge Rechte, wenn auch erstere mit etwas mehr Nachsicht – und sei es aus Respekt vor seinem Kompagnon. Der jüngere des ungleichen Kabarett-Duos bezieht an diesem Abend deutlich Position.

Der Brombacher Altmeister Volkmar Staub, seit vielen Jahren als vermeintlicher Schwabe in Berlin ansässig, bleibt sich treu: zuverlässig gesellschaftskritisch, bedächtig beobachtend, was ihn umgibt, selbstironisch und immer mit einem passenden (Adorno-)Zitat auf den Lippen. Er ist der feinfühlige Poet und zugleich der umjubelte Rockstar des Duos, garniert das kabarettistische Rohmaterial mit treffend formulierten Gedichten und an der Gitarre begleiteten Songs.

„Oh“ und „Ah“ klingt es durch den Saal, als er auch in diesem Jahr als Winnetou die Bühne betritt, ohne Hemd, dafür mit stolzem Blick und Federschmuck – ohne jeden Zweifel ist das der begehrteste Bauch Lörrachs.

Zu zweit geht es im Galopp gegen Lieblingsfeinde wie Frauke Petry

Alle Register ihres Könnens ziehen Staub und Schroeder, wenn sie sich in den Dialogen die Bälle zuspielen. Da wird gerätselt, wer’s gesagt hat: AfD- und CSU-Zitate stehen zur Wahl und auch eines von Sigmar Gabriel. Da hält man Rückschau auf die vielen Gestorbenen in diesem Jahr, stellt sich vor, wie Helmut Schmidt und Elie Wiesel, Leonard Cohen und Prince nun dem himmlischen Kulturangebot neuen Glanz verleihen. Zu zweit geht es im Galopp gegen Lieblingsfeinde wie Frauke Petry – mit Seitenhieben unter die Gürtellinie, entlarvenden Videos und frechen Collagen. Als hervorragende Stimmenimitatoren inszenieren sie die aberwitzigsten Begegnungen als urkomische Spektakel.

Ein Höhepunkt, einfach grandios vor der Pause: Staub und Schroeder als doppeltes Ich des EU-Kommissars Günther Oettinger. Beim Blick in den Spiegel geraten sie in einen heillosen Streit. Je höher die Erregung, desto weniger versteht man als Zuhörer die auf Deutsch und Englisch aus ihnen herausknatternden Wortkanonaden – bis der in Rage geratene Kommissar am Ende verzweifelt das Licht löscht.

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