Lörrach MoMo und die Kinder kämpfen gegen die Zeiträuber

Die Oberbadische
Spannende gesellschaftskritische Inszenierung: „Momo und die Kinder“ Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Theater: Die Kindergruppe von Tempus Fugit inszeniert ein zum Nachdenken anregendes Stück, das Freude macht

Von Ursula König

Lörrach. Die Kindergruppe des Theaters Tempus Fugit feierte am Samstag mit dem Stück „MoMo und die Kinder“, frei nach Michael Ende, eine gelungene Premiere. Unter der Leitung von Laura Jakob widmen sich die Schauspieler einem Thema, das einen kritischen Blick in eine Gesellschaft wirft, die bestrebt ist, Zeit einzusparen und dabei zunehmend an Lebensfreude verliert.

Das Verblüffende an der Urfassung: Michael Ende schrieb die Geschichte zu Beginn der 1970er Jahre, einer Zeit also, in der Smartphones und die globalisierte und digitalisierte Welt allenfalls Utopie waren. Es sind auch bei der Inszenierung von Tempus Fugit Kinder, die erkennen, dass der Alltag an Glanz und Magie verliert. Die Erwachsenen werden zu Marionetten, die ein Ziel verfolgen: Zeit einzusparen. Worin der Gewinn bei dem sich immer schneller drehenden Lebensrad liegen soll, erklären auch die Zeitagenten nicht. Sie leben schließlich von der freigewordenen Energie, die in Kaugummis umgewandelt, ihr Dasein verlängert.

In das Stück führt eine Erzählerstimme, die von alten Theatern erzählt. „Es war einmal“; so beginnen die Geschichten der Freunde, die sich hier versammelt haben. Dabei entsteht Streit unter den Kindern. Da taucht das Mädchen Momo auf und schafft es, Harmonie in die Gruppe zu bringen. Denn Momos Aufgabe ist es, Menschen wieder fröhlich zu machen. Doch das ist gar nicht so einfach: Die Kinder sind zunehmend besorgt über die grauen Gestalten, die hinter der Zeit der Erwachsenen her sind. Zum Glück gibt es die sprechende Schildkröte Cassiopaia und Meister Hora, der sogar die Zeit anhalten kann, um die grauen Gestalten mit Hilfe der Kinder außer Gefecht zu setzen. Denn die haben es vor allem auf Momo abgesehen, die ihre Pläne durchkreuzt.

Es sind die Kinder einer starr wirkenden Welt, die mehr Lebendigkeit und mehr Zeit ihrer Eltern einfordern. Dazu müssen sie als Gruppe zusammenfinden, ihre Ängste überwinden und einige Abenteuer bestehen. An ihrer Seite ist Momo, die sie durch Fantasiewelten und wechselnde Wirklichkeiten führt. Die grauen Gestalten sind nicht leicht zu bekämpfen. Doch mit List und Einfallsreichtum kommen die Kinder weiter. Und sie zeigen sich versöhnlich: Zum Schluss werden auch die reglosen Zeiträuber wieder zu menschlichen Wesen. Den jungen Darstellern zwischen sieben und elf Jahren gelingt eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit. Überzeugend stellen sie die Schattenseite einer Welt dar, die alles andere als kindgerecht ist. Kreative Kostüme,ansprechende Musik, mitreißende Spielfreude und ein minimalistisches Bühnenbild bieten den Schauplatz für ein spannendes Szenario, das Raum für eigene Gedanken lässt. Dabei konnten die Kinder ihre Ideen einbringen. So gelang der Gruppe eine Inszenierung, die Freude macht und zum Nachdenken anregt.

Regieassistenz: Maxi Blässing, Rasmus Friedrich, Felix Heil und Martin Kilwing. n Weitere Aufführung: Montag, 20 Februar, 9 und 12 Uhr, im neuen Theaterhaus, Adlergäßchen13

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