Amsel und Drossel waren beileibe nicht die einzigen Vögel, die einem alten Volkslied zufolge Hochzeit hielten. Auch Kuckuck und Henne vermählten sich musikalisch etwa um die Mitte des 17. Jahrhunderts, wie ein originelles Stück für zwei Sopranblockflöten und Orgel von Marco Uccellini zu belegen sucht. Zu hören waren jetzt die kleinen Terzrufe des Hochzeiters und das bräutliche Gegacker im jüngsten Konzert der Reihe „Klangraum Kirche“ in der Christuskirche, das ausschließlich Musik über Vogelstimmen enthielt. Von Walter Bronner Lörrach. Dabei stellten die beiden brillanten Flötistinnen Sonja Kano-Landoll und Ulrike Wettach-Weidemaier sowohl einzeln als auch im Duo oder begleitet vom hörbar fröhlich intonierenden Organisten Tilo Strauß eine wahre Instrumenten-Batterie aus der vielgestaltigen Flötenfamilie vor. Um den jeweils richtigen Vogellaut wesensgemäß zu treffen, kamen neben den schon erwähnten auch Altblockflöten, Voiceflute, Piccolo und Traversflöten zum Einsatz. Ebenso Sopranino und Querflöte – etwa in Antonio Vivaldis kapriziösem „La Pastorella“-Konzert, dem Hauptstück der ornithologischen Musikstunde. Und dass der Kuckuck in der Tonkunst ähnlich häufig zu Ehren kommt wie die vielgepriesene Nachtigall, machten hier Johann Kaspar Kerlls „Cucu“-Capriccio für Orgel solo und das Flötenduett „Le Coucou“ von Louis Claude Daquin, desgleichen das Flötensolo „Engels Nachtegaeltje“ aus Jacob van Eycks „Der Fluiten Lusthof“ und Wilhelm Popps in schwärmerisch romantischem Melos schwelgende „Nightingale Serenade“ für Flöten und Orgel ebenso amüsant wie anmutig hörbar. Doch auch anderen Gefiederten galt die Vortragsfolge. So der Turteltaube in einem aparten Rondeau von Jean Jaques Hotteterre und dem biblischen Rebhuhn, das laut erstem Samuel-Buch in den Bergen gejagt wird. Oder dem Sperling, der Matthäus 10, Vers 29 zufolge im Zweierpack für einen Pfennig zu haben ist. Andreas Willscher (*1955) hat den beiden Gefiederten herrliche Orgelkapriolen gewidmet und würdigt auch den in der christlichen Symbolik ebenfalls bedeutsamen Pelikan mit einem erhabenen Hymnus. Tilo Strauß (früher einige Jahre katholischer Kantor in Lörrach, heute als solcher in Lahrer Kirchendiensten) verlieh den dreien wesenstypischen Klangcharakter. Desgleichen artgerecht in Flötentönen schwirrten Kolibri, wehklagten Nachtvögel und stimmte ein ganzer Schwarm sein Morgenkonzert in Solostücken von Agnes Dorwarth (* 1953) an. Dass zum Schluss auch noch den „Lockvögeln“ ein heiteres Intermezzo von Wilhelm Popp galt und als Zugabe zudem Mozarts „Vogelfänger“ aufkreuzte, hob die ohnehin schon aufgeheiterte Stimmung des Publikums noch um einige Heiterkeitsgrade.