Cedric Pescia gelingt die Quadratur des Kreises. Der Zyklus klingt unter seinen Händen wie ein autonomes Klavierwerk. Das ist eine Lebensaufgabe für einen Pianisten, denkt man nur an die Komplexität dieser Musik und an die nötige Konzentration, die es dafür braucht, um überhaupt die Spannung zu halten.
Auffallenderweise spielt der Pianist aus der französischen Schweiz mit Wahlheimat Berlin Bach nicht so, wie man Bach sonst spielt: nicht akzentuiert, barockisierend, historisierend, sondern sehr gesanglich. Bei aller Künstlichkeit der Musik fließen die Stimmen. Dieses „Singen“ auf dem Klavier ist es, was dieses stille Werk in Pescias Lesart so geheimnisvoll macht und so modern.
Dieser sensitive Musiker spielt die einfacheren und immer komplizierter und verdichteter werdenden Fugen bis hin zu den verwinkelten, geistreichen Spiegelfugen so sensibel, durchsichtig, klangschön und kantabel, dass der alte Bach aus dem Elysium sicher erfreut seine Zustimmung dazu gegeben hätte.