Lörrach Musikalischer Türöffner

Die Oberbadische
Christoph Kopp als Gymnastik treibende Schildkröte und die exzellent kommentierenden Cellisten des SWR Sinfonieorchesters beim Konzert im Burghof Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Cellisten des SWR Sinfonieorchesters und Christoph Kopp mit Michael Endes „Der Teddy und die Tiere“

Von Willi Vogl

Lörrach. „Ihr glaubt ja gar nicht, was die Leute alles wegwerfen“, machte Sprecher Christoph Kopp die jungen Konzertgänger im Alter von etwa sechs Jahren auf Michael Endes Erzählung „Der Teddy und die Tiere“ neugierig. Als putzender Hausmeister kostümiert schlug Kopp bereits optisch eine Brücke zur Lebenswelt der Kinder.

Ein flickenbesetzter ramponierter Stoffteddybär erwies sich für die jungen Besucher im gut gefüllten Burghof nicht nur als Projektionsfigur zum Staunen und Schmunzeln, sondern dürfte bei einigen auch zur Sinnsuche angeregt haben. Musikalisch mit von der Partie waren Frank-Michael Gutmann, Rahel Kramer, Panu Sundquist, Indira Rahmatulla, Alex Richtberg und Dita Lammerse, sechs Cellisten des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg.

Der Teddy namens Washable fragt die Tiere, wozu er eigentlich lebt. Die Befragten antworten so, wie sie können oder wie man es von ihnen erwartet.

So geht das Huhn davon aus, dass der Lebenssinn im Eierlegen bestehe und Washable gekommen wäre, um seine wunderbare Produktion zu bewundern. Die emsige Biene rät, fleißig zu sein. „Der letzte Sinn des Daseins ist allein die Schönheit“, kokettiert der Schwan zum gleichnamigen melodischen Violoncello-Höhepunkt von Camille Saint-Saëns. „Was man zählen kann ist wirklich, was man nicht zählen kann, zählt nicht“, reagiert sinnspielerisch der hektische Kuckuck. Die Affen plädieren zur Gründung von Vereinigungen Kommandierender und Gehorchender, während die Elefanten den Sinn darin sehen, über den Sinn nachzudenken. Die Eidechse döst in der Sonne und rät dazu, über gar nichts nachzudenken.

Washable findet sich in keiner dieser Empfehlung wieder. Auch die des Ohrwurms, der lispelnden Klapperschlange oder des sich entfaltenden Schmetterlings bringen ihn bei der Beantwortung seiner Lebenssinnfrage nicht weiter. „Du bist wunderschön. Willst du mir gehören?“, fragt ihn schließlich ein kleines Mädchen und gibt dem Teddy das Gefühl, um seiner selbst willen geliebt zu werden.

Michael Endes Geschichte scheint kindgerecht, witzig und klug. Christoph Kopp zeichnet sie mit frotzelnder Gestik und Mimik sowie sparsam inszenierten Requisiten anschaulich nach.

Die sechs Cellisten lieferten musikalische Kommentare nach einem Arrangement von Werner Thomas-Mifune. Mit Jean-Philippe Rameaus „Le poule“, Camille Saint-Saëns „Schwan“ oder Paul Hindemiths „Die beiden lustigen Mistfinken“ fand der Arrangeur bereits eine musikgeschichtliche Steilvorlage vor. Der Großteil der beiläufig unterhaltenden Melodieschnipsel stammt von den Zeitgenossen Stanley Weiner und Wilfried Hiller. Deren harmonische und formale Anleihen aus dem Barock, der Klassik oder der Tanzmusik von vor 100 Jahren wirken zwar wie ein blasses, leicht verzogenes Abziehbild.

Dennoch dürfte dieser Melodiereigen in seiner plakativen Funktion einen förderlichen musikalischen Türöffner für die junge Zielgruppe darstellen. Die exzellente Cellogruppe jedenfalls musizierte mit ansteckender, gleichsam kindlicher Lust.

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