Von Kristoff Meller
Lörrach. Der  Gemeinderat hat im Mai 2014 die Aufstockung der Schulsozialarbeit an Lörracher Schulen beschlossen. Für den Campus Rosenfels wurde eine zweite Vollzeitstelle ab dem Schuljahr 14/15 genehmigt. Diese ist jedoch bis heute nur teilbesetzt – es mangelt an geeigneten Bewerbern. Dabei wäre mehr Personal dringend notwendig.

„Wir suchen nach wie vor eine  Verstärkung“, bestätigt Schulsozialarbeiterin Petra Held-Wannenmacher. Sie hat 2013 als „Einzelkämpferin“ am Campus mit einer 70 Prozent-Stelle begonnen und wurde zunächst von Sibylle Burkart (30 Prozent) vom  CVJM Lörrach, dem Träger der Schulsozialarbeit am Campus, unterstützt. Noch 2014 kam Sandra Schmid (80 Prozent)  neu hinzu, und ab Januar  sollte nun eine weitere 50 Prozent-Stelle besetzt werden,  doch die einzige passende Bewerberin, kündigte  laut Held-Wannenmacher bereits in der Probezeit wieder. „Die Nähe zur Schweiz ist für uns auch ein Problem, dort gibt es ganz andere finanzielle Perspektiven“, erklärt die Sozialarbeiterin.

Der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) empfiehlt  bei der Schulsozialarbeit eine Vollzeitkraft für 300 Schüler. An der Albert-Schweitzer-Schule kommt beispielsweise eine Fachkraft auf 370 Schüler, am Campus Rosenfels sind es mit Held-Wannenmacher und  Schmid derzeit jedoch gerade einmal 1,5 besetzte beziehungsweise zwei genehmigte Vollzeitstellen bei rund 2700 Schülern.  „Wir sind deutlich unterbesetzt“, beklagt Held-Wannenmacher, zumal die Klientel auf dem Campus sehr umfangreich sei: „Es gibt hier alles – von der Hochbegabung bis zur Inklusion.“ Das sei zwar ein „hoch spannendes Feld“, verlange von den Sozialarbeitern aber eine „immense Bandbreite“ ab.

Schon die von Ilona Oswald (stellvertretende Fachbereichsleiterin Jugend, Schulen und Sport) verfasste Beschlussvorlage des Gemeinderats aus dem vergangenen Jahr kam zu dem Schluss: „Die vorhandenen Ressourcen reichen bei weitem nicht aus, um den auftretenden Bedarfsfällen bei der Einzelfallhilfe und auch bei den offenen Angeboten sowie der Präventionsarbeit auch nur annähernd gerecht zu werden.“

„Der Bedarf ist groß“

Seit dem „Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung“ werde die „Schülerschaft zunehmend heterogen“. Damit gingen „schulische und persönliche Schwierigkeiten nach dem Schulwechsel einher“ und auch familiäre Problemlagen  sowie Mobbing nehmen zu.

„Der Bedarf ist groß, aber wir können nicht zeitnah reagieren“, bestätigt Held-Wannenmacher. „Bei einem Härtefall lassen wir alles stehen und liegen, aber wir können nicht nachhaltig arbeiten.“ 

Vor allem die Prävention kommt oft zu kurz. Sandra Schmid ist gerade dabei eine zwanglose Mädchengruppe aufzubauen, die sich für gemeinsame Aktivitäten mit ihr trifft.  Die Idee dabei: Den Kontakt zu den Jugendlichen auf- und Hemmschwellen abzubauen, damit die Schüler wissen, an wen sie sich mit ihren Problemen wenden können.

Dieses Ziel wird auch mit dem zeitaufwendigen Besuch aller 5. Klassen  am Campus verfolgt: „Die Schüler sollen merken, wir sind ganz normale Menschen und psychologisieren nicht“, erklärt Held-Wannenmacher.

Für das kommende Schuljahr erhofft sich die Sozialarbeiterin eine weitere Aufstockung und natürlich auch deren zeitnahe Besetzung. „Um die Schulsozialarbeit am Campus zu etablieren“, brauche es aber noch   mehr. Ihre mittelfristige Hoffnung: fünf Vollzeitstellen. „Das hört sich utopisch an, aber dann könnten wir wirklich qualitativ gut und nachhaltig arbeiten.“

Schulsozialarbeit am Campus Rosenfels:
(Hans-Thoma-Gymnasium, Hebelgymnasium und   Theodor-Heuss-Realschule) existiert seit dem Schuljahr 2012/13 und befindet sich  weiterhin im Aufbau und Ausbau. Die Schulsozialarbeit bietet  ergänzende Hilfen zum Schulalltag, beispielsweise bei  Überforderungsstiuationen und ist Anlaufstelle bei Fragen, Problemen, Sorgen und Nöten für Schüler,  Lehrer, Schulleitung und Eltern.

Es findet Beratung und Einzelfallhilfe in schulischen und/oder familiären Belastungssituationen statt. Dazu gehört Krisenintervention, auffälliges Sozialverhalten, Suchtverhalten sowie Suchtprävention, Klasseninterventionen, ressourcen- und prozessorientiertes Arbeiten zur Stärkung des Klassenklimas, Mobbingprävention und –intervention, Schulunlust/-frust und Schulverweigerung (Quelle: CVJM Lörrach)