Lörrach Neuer Schwung gegen alte Schulden

Die Oberbadische

Gugge 53’: Fokus liegt auf der Musik / Administrativer Bereich wird von der Narrengilde betreut

Von Elena Polnau

Mit samtig rotem Mantel und Hermelinkragen, so kennt man das Löwenkostüm der Lörracher „Gugge 53’“, der ältesten Guggenmusik Deutschlands. Nachdem der ehemalige Kassierer sich aus der Vereinskasse bedient hat, stand die Traditionsgruppe jedoch vor dem Aus. Nun versucht sie mit Hilfe der Narrengilde einen Neuanfang.

Lörrach. Ihren Ursprung hat die Guggenmusik in Basel, doch auch jenseits der Grenze fanden sich im Jahr 1953 erste begeisterte Anhänger für die schrägen Klänge – die „Gugge 53’“ wurde gegründet. Erst 14 Jahre später folgten weitere Cliquen in Lörrach nach dem selben Vorbild: „Bis nach Meerane sind durch uns Guggenmusiken entstanden“, erzählt der Vorsitzende Michel Herr. Diese traditionsreiche, symbolträchtige Musikgruppe „wollen wir nicht sterben lassen“, erklärte Obergildenmeister Jörg Roßkopf darum kürzlich bei der Jahreshauptversammlung der Narrengilde (wir berichteten).

Doch für den Patienten bestand akute Lebensgefahr: Ein Kassierer hatte 17 000 Euro aus der Kasse entwendet und konnte das Geld bis heute nicht zurückzahlen, was die Gugge in ein Loch fallen ließ: „Von über 30 Mitgliedern sind wir auf zuletzt sieben geschrumpft“, erzählt Herr. Die Kasse sei zudem generell in einem desaströsen Zustand und ohne vernünftige Belege, so Roßkopf. Die jüngsten Kassierer blieben nie lange im Amt, und auch die Kassenprüfer schlugen nicht Alarm.

Inzwischen seien die Finanzen jedoch weittgehend geregelt, die Narrengilde sei dabei eine große Unterstützung, lobt Herr. Der administrative Bereich des Vereins werde derzeit von ihr betreut: „Wir haben diese Aufgabe in erfahrenere Hände abgegeben, damit wir uns voll und ganz auf die Musik konzentrieren können“, erklärt der Vorsitzende.

Eine dauerhafte Lösung sei dies nicht, sobald der Verein wieder auf eigenen Beinen stehen könne, solle diese Aufgabe wieder Teil der Gugge 53’ werden.

Roßkopf hat bereits mit sieben von elf Schuldnern eine Einigung erzielt. Der Rückhalt innerhalb der Narrengilde sei groß. Zahlreiche Cliquen haben insgesamt 2400 Euro gespendet oder leihen das Geld als zinslosen Kredit.

Durch die tatkräftige Unterstützung des Musikchefs Martin Ross, besser bekannt als „Rossi“, und vielen ehemaligen Mitgliedern, die zwar nicht mehr aktiv im Verein tätig sind, sich aber immer noch hinter den Kulissen engagieren, habe der Verein außerdem mittlerweile wieder 18 Mitglieder zusammenbekommen. Tendenz steigend.

In den letzten Jahren habe sich die Guggenmusik generell neu orientiert. Schlager wurden gegen Popsongs getauscht und anspruchsvolle Musik werde gespielt: „Wir haben diesen Wandel verpasst und wollen ihn jetzt aufholen“, sagt Musikchef Ross. Die Gugge 53’ wolle sich gezielt auf die Musik konzentrieren und sich in der nächsten Fasnachtssaison 2017 von ihrer besten Seite präsentieren. Dabei lege sie den Fokus auf die Lörracher Fasnacht und Cliquenbälle, um dem Vorbereitungs- und Vorfasnachtsstress zu entgehen. Nur einige ausgewählte Besuche außerhalb der Lerchenstadt seien geplant, verrät Ross.

Zeitgemäße Musik, teils sogar aus eigener Feder, sollen auf die Bühne gebracht werden: „Die Stücke sind auf das Orchester abgestimmt und für sie maßgeschneidert. Wir wissen, wer was kann und stimmen die Schwierigkeitsstufe auf die jeweiligen Spieler ab.“

Die Mitglieder seien derzeit bunt gemischt – von 17 bis 55 Jahren. Weiterhin suche der Verein neue Mitglieder an allen Registern – traditionsgemäß jedoch nur Männer ab 16 Jahren, und natürlich sollen auch keine Aktiven von anderen Lörracher Cliquen abgeworben werden. Auch ältere Musiker sind willkommen. Treffpunkt ist laut Ross immer freitags um 19.30 Uhr im „Wiesentäler Hof“ und anschließend im Vereinsheim auf dem Maienbühl.  Weitere Informationen per E-Mail an michel.herr@ gmx.de, rossma@freenet.de

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