Die erhöhten Radon-Werte in den als Klassenzimmer genutzten Kellerräumen der Theodor-Heuss-Realschule (THR, wir berichteten) treiben die Eltern der betroffenen Schüler doch mehr um als bislang gedacht.

Von Gerd Lustig

Lörrach. Dies wurde bei einem Info-Abend am Dienstagabend in der Aula des Hans Thoma-Gymnasiums überdeutlich, zu dem Schulleiterin Sonja Mohren den Experten Ingo Fesenbeck vom Radon-Labor am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) eingeladen hatte, das auch für die Messungen im Rahmen des landesweiten Projekts „Radon an Schulen“ verantwortlich zeichnete.

Knapp 50 Interessierte hatten sich zum Info-Abend eingefunden und teils lebhaft diskutiert: „Wir sind in großer Sorge um unsere Kinder“, brachte es einer der betroffenen Elternvertreter auf den Punkt. Dass es, wie auch vom KIT empfohlen, ausreiche, die teils vorhandene Radon-Konzentration durch 20-minütiges Lüften der Klassenzimmer unter den zulässigen Referenzwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter, bis zu dem Konzentration als unbedenklich gilt, zu senken, reicht Vielen nicht aus.

Vor allem wird die Stadtverwaltung aufgefordert, über die Installierung eines automatischen Belüftungssystems nachzudenken. Auch könnte eine Abdichtung des Bodens, durch dessen kleine Risse das in der Natur überall als natürlich vorhandenes radioaktives Edelgas Radon eindringt, erfolgen, ganz so, wie es nach erhöhten Radon-Werten im Berufsschulzentrum Lörrach und auch in Schopfheim vor einigen Jahren geschah.

Die THR-Rektorin wurde daher gebeten, entsprechende Gespräche im Rathaus aufzunehmen. Bislang ist es in den Klassenräumen so geregelt, dass die Früh-Aufsicht für eine Lüftung der Räume sorgt. Das ist den meisten Eltern aber zu unsicher: „Man darf sich nie 100-prozentig auf den Faktor Mensch verlassen, eine automatische Belüftung ist die sicherere Variante“, meinte einer der Anwesenden. „Eine Verharmlosung halte ich für schwierig“, meinte ein weiterer besorgter Vater.

Experte hält regelmäßige Lüftung für ausreichend

Gleichwohl hält Radon-Experte Ingo Fesenbeck die regelmäßige Lüftung der betroffenen Räume in der THR grundsätzlich für ausreichend, zumal ja das Messprojekt im April 2016 auch jeweils nach der Lüftung Werte erbracht hat, die deutlich unter dem Referenzwert lagen. Die erhöhte Radon-Konzentration hatte sich lediglich bei längerem Nichtlüftens bei geschlossenen Türen ergeben. Und: Aufgrund der geringen „Quellstärke“ des Radons konnte außerdem kein schneller Wiederaufbau der Radonaktivitätskonzentration festgestellt werden.

Im Übrigen verwies der Fachmann darauf, dass derzeit eine Strahlenschutzverordnung in Sachen Radon mit der Umsetzung in Nationales Recht im Entstehen sei. Bis spätestens Februar 2018 solle dies geschehen. Er geht davon aus, dass dann dort auch der Referenzwert (nicht Grenzwert) von 300 Becquerel pro Kubikmeter festgelegt wird. „Und es wird auch einen Radon-Maßnahmenplan geben.“

Radioaktives Edelgas Radon
Das natürlich vorkommende radioaktive Edelgas Radon kommt in allen Böden und Gesteinen, in Gewässern und in der Luft vor. Als Gas kann es sich leicht von Böden und Gesteinen lösen und über Risse, Spalten oder Löcher in den Fundamenten und an den erdberührenden Wänden in Gebäude eindringen und sich dort anreichern. Gesundheitsgefährdend für den Menschen wird das Gas dann, wenn es in erhöhter Konzentration eingeatmet wird – gelangt es doch über die Atmung in die Lunge, wo die von Radon und seinen Folgeprodukten ausgehende Alpha-Strahlung das Lungengewebe schädigt. Laut einer europaweit durchgeführten Studie zählt Radon zu den zweithäufigsten Ursachen für Lungenkrebs.