Von Dennis Kalt
Sonnenanbeter, Modellbootkapitäne, Seelenbaumler – Am Ufer des ruhigen und idyllischen Grüttsees, finden sich an sonnigen Sommertagen viele Menschen ein, um sich auf ganz unterschiedliche Weise dem hektischen Stadttreiben zu entziehen. Indes sind gewisse Vorschriften zu beachten, um die Qualität des Naherholungsgebietes zu erhalten und die ausgeprägte und sensible Biodiversität nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Drei junge Frauen sitzen am Ende eines alten Holzstegs und naschen gemütlich Obst. Ihre Blicke schweifen über den glatten und glänzenden Wasserspiegel, der die Silhouette der Auenwälder reflektiert. „Die Atmosphäre ist einfach herrlich. Hier ist der ideale Ort, um sich zu entspannen und das Leben zu genießen“, schwärmen die frischgebackenen Abiturientinnen.

20 Meter weiter auf einem anderen Holzsteg liegen zwei leicht bekleidete junge Frauen, die sich in der Sonne räkeln. „Wir holen uns hier ein wenig Bräune ab. Das Parkschwimmbad ist gerade in den Sommerferien durch die vielen Kinder sehr laut. Hier kann man hingegen die Ruhe genießen“, schildern die beiden Sonnenanbeterinnen, die laut eigener Aussage bei schönem Wetter öfters am Ufer des Grüttsees anzutreffen sind.

Die über dem See liegende Ruhe wird nur durch das leichte Dröhnen eines über das Wasser schnellenden Miniaturmotorbootes gebrochen.  Am gegenüberliegenden Ufer haben es sich drei passionierte Modellbootkapitäne in ihren Campingstühlen bequem gemacht. Einer von ihnen ist der Brombacher Markus Wüst, der bei schönem Wetter fast täglich im Sommer seinem Hobby am Grüttsee nachgeht. „Die Bedingungen hier sind top. Am Wochenende trifft man oft auf andere Modellbootfahrer, mit denen man fachsimpeln kann“, berichtet Wüst, während er an den Schaltern seiner Fernsteuerung justiert und dabei das Boot niemals aus den Augen verliert.

Die Gestaltung des Uferbereichs erstrahlt durch die Ansiedlung von diversen Ufer- und Wasserpflanzen in einem satten Grün und lässt nicht mehr erahnen, dass es sich um einen einstmals künstlich angelegten See handelt.

Lebensraum Schilf

So bilden die hohen, rohrartigen und unverzweigten Röhrichtpflanzenfelder den Übergang zwischen Wasser und Land. Die Blätter, Halme und Wurzeln des Schilfs sind durch ein Luftkanalsystem miteinander verbunden. Dadurch sind sie ideal an die sauerstoffarmen Bodenverhältnisse angepasst und reichern den See gleichzeitig mit Sauerstoff an.

Zwischen den zahlreichen Stängeln der Röhrichtpflanzen finden Vögel, Fische sowie Insekten Schutz und Nahrung. Die enge Beziehung vieler Tierarten zum Uferbewuchs geht bereits aus ihren Namen hervor: Schilfblattlaus, Schilf- und Rohrkäfer, Schilfradspinne, Rohrdommel, Rohrammer, Drosselrohrsänger, wie auf den Infotafeln am Seeufer zu lesen ist.

Um das ökologische Gleichgewicht dieser sensiblen Wechselbeziehungen von Flora und Fauna zu erhalten, sind Seebesucher angehalten, Enten und Fische nicht zu füttern.   Dies führe dazu, dass sich der Nährstoffgehalt im Wasser erhöhe und das Algenwachstum anrege, mahnt Britta Staub-Abt, Fachbereichsleiterin für Klima undUmwelt, und ergänzt: „Die Fadenalgen führen zu einer mechanischen Schädigung der jungen Schilfhalme. Zudem bilden sie durch den hohen Nährstoffgehalt weniger Festigungsgewebe aus, so dass sie bei Wind leichter abbrechen.“ Weiter würden die Algen beim Absterben dem Wasser Sauerstoff entziehen, was im schlimmsten Fall zu einem Umkippen des Sees führen könne.

„Das Baden im See ist untersagt“, betont Staub-Abt und ergänzt: „Gegen das Baumeln der Füße im Wasser, sagt natürlich niemand etwas.“

Gespeist wird der Grüttsee mit Grundwasser aus einem alten Tiefbrunnen. Das ist laut Klaus  Dullisch, Fachbereichsleiter Straßen, Verkehr und Sicherheit, auch der Grund, warum das Betreten des zugefrorenen Sees verboten ist: „Durch den ständigen Wasserzufluss kann das Eis nicht durchfrieren, daher besteht stets die Gefahr des Einbrechens.“

Baden und Füttern verboten

Dullisch hält die Besucher auch dazu an, „die Vorschriften zu beachten und den Müll nicht liegen zu lassen, sondern entweder mitzunehmen oder fachgerecht zu entsorgen.“ Denn die  Aufrechterhaltung der Qualität dieses Stücks Lörracher Naturgut, sollte  im Interesse aller erholungssuchenden Bürger liegen.

Ein primäres Ziel der Seegestaltung im Jahr 1981 war es, einen „glatten und sauberen Wasserspiegel“ zu erzielen, wie damals in mehreren Zeitungsartikeln zu lesen war. Um Trübungen des Wassers zu vermeiden, sei ein Fischbesatz ursprünglich nicht geplant gewesen, erklärt Heinz Wilke aus dem  Fachbereich Straßen, Verkehr und Sicherheit im Gespräch mit unserer Zeitung.  „Eines Tages haben jedoch Jäger berichtet, dass das Gefieder von Enten angeknabbert worden sei. Gut möglich, dass Passanten ihr privates Aquarium im See entleert haben und es so zum Fischbesatz gekommen ist.“


Kurzinfo:
Für den Bau des Bachs und Grütsees wurden 30 000 Kubikmeter Erdmaterial ausgehoben, was in etwa 15 olympischen Schwimmbecken, die bis zum Rand mit Wasser gefüllt sind, entspricht. Die Erde wurde unter anderem für Straßenbaumaßnahmen und zur Geländemodellierung verwendet. Die Grundfläche wurde mit Zement vermörtelt, auf der eine etwa sechs Zentimeter dicke Bitumendichtung aufgetragen wurde, um ein Durchsickern ins Grundwasser zu vermeiden.

An der längsten Stelle misst der Grüttsee 120, an der breitesten Stelle  80 Meter. Die Fläche beträgt etwa 12 000 Quadratmeter, was annähernd zwei Fußballfeldern entspricht. Der Unterwassergrund ist als zweistufiges Plateau konzipiert, welches dem Grüttsee an den meisten Stellen etwa eine Tiefe von 1,20 oder 1,80 Meter verleiht.

Der Grüttbach entspringt im Quelltopf der Villa Feer und wird mit einer unterirdischen Leitung aus dem Brombacher Mühleteich mit Wiesewasser gespeist. Er ist ein bis drei Meter breit, zehn bis 30 Zentimeter tief und schlängelt sich 1,5 Kilometer durch den Grüttpark, bevor er in die Wiese mündet. Grüttsee und –bach sind miteinander nur insofern verbunden, als dass der Überlauf des Sees in den Bach abgeleitet wird.

Die Kosten für die Planung und den Bau beider Gewässer beliefen sich auf etwa 4,2 Millionen  Mark, was  heute etwa 3,6 Millionen Euro entspricht. Zusätzlich war ein drittes Projekt, ein kleiner Modellbootsee in Höhe von 600 000 Mark geplant, welches jedoch später verworfen wurde.