Die literarische Reihe „Wintergäste reloaded“ geht mit zehn Veranstaltungen – szenischen Lesungen und einem Hörspiel – in die zweite Spielzeit. Die Neuauflage vom 8. Januar bis 5. Februar steht unter dem Thema „Illusion – Aufschreiben, was niemand sieht“.

Von Jürgen Scharf

Lörrach-Brombach. Das Wintergäste-Team mit Birgit Degenhardt (Werkraum Schöpflin), Maria Iselin, Präsidentin des Vereins Wintergäste Basel, die diese Reihe in Kooperation veranstalten, und Dramaturgin Marion Schmidt-Kumke stellten gestern das neue, vielversprechende Programm vor.

Nach dem fulminanten Start der wiederbelebten Reihe im vergangenen Jahr – mit 1000 Zuhörern war es die erfolgreichste aller Zeiten – gehen die Macherinnen jetzt optimistisch, mutig und innovativ in die nächste Runde. Zu den Neuerungen gehört, dass mit der Reithalle im Wenkenhof Riehen ein weiterer Spielort dazu kommt und es eine Veranstaltung mehr gibt.

Erstmals wird risikofreudig eine Carte Blanche vergeben, denn das Format soll auch junge Leute ansprechen. Die studierte Dramaturgin Fiona Schreier bekam freie Hand und hat sich für ein Theaterstück des Pop-Literaten Rainald Goetz entschieden, das von der Liebe zur Kunst handelt. Man darf gespannt sein, was sie mit vier jungen Schauspielern erarbeiten wird.

Für die anderen Lesungen hat sich die erfahrene Dramaturgin Schmidt-Kumke durch unendlich viele Bücher gelesen und zuhörerfreundliche Schnittfassungen erstellt. Für ihre inszenierten Lesungen kann sie auf einen Pool von Schauspielern und Sprechern zurückgreifen, die oft schon bei den Wintergästen gelesen haben. Das sind bekannte Namen wie Doris Wolters, Peter Schröder, Angela Buddecke, Christian Heller, Stefan Saborowsky, Marie und André Jung, Vincent Leittersdorf und andere. Neu dabei ist Jörg Schröder, der lange am Basler Theater war.

Für Schmidt-Kumke ist es „ein Wunder, dass die Reihe weiter besteht“. Dank des Vereins, der 200 Mitglieder aus dem Stand heraus hatte, ist man in einer komfortablen Situation, was die Arbeitsbedingungen betrifft, kann sich gute Schauspieler leisten und beim Programm eine Schippe drauflegen.

Ausgewählt wurden  literarische Stoffe, die von fantastischen, in der Zukunft liegenden Welten, der Märchenwelt, absurden Welten und zerstörten Illusionen handeln. Zum Auftakt mit Vladimir Sorokins „Der Schneesturm“ in der Druckereihalle im Ackermannshof gibt eine Ikonen-Ausstellung das passende russisch-orthodoxe Ambiente.

Die größte Produktion mit sechs Sprechern ist das  Hörspiel „Unter dem Milchwald“ des walisischen Autors Dylan Thomas. Klar war auch, dass Thomas Bernhard in dieses Programm gehört, begleitet mit Live-Musik von Shirley Anne Hofmann. Ein modernes Märchen ist ebenso dabei wie eine Geschichte aus der K.u.K.-Monarchie. Und mit Erich Kästners „Gang vor die Hunde“ (Fabian) aus der illusionsträchtigen Berliner Welt gibt es ein wieder aktuelles Thema. 

Programm:
Vladimir Sorokin „Der Schneesturm“, 8. Januar, 11 und 16.30 Uhr, Druckereihalle Ackermannshof Basel.
Dylan Thomas „Unter dem Milchwald“, 15. Januar, 11 Uhr, Reithalle Wenkenhof, Riehen; 16.30 Uhr Werkraum Schöpflin.
Rainald Goetz „Jeff Koons“, 19. Januar, 20 Uhr, Druckereihalle Ackermannshof.
Thomas Bernhard „Am Ortler“, 22. Januar, 11 Uhr, Werkraum Schöpflin; 16.30 Uhr Druckereihalle Ackermannshof.  n Michael Köhlmeier „Das Mädchen mit dem Fingerhut“, 29. Januar, 16.30 Uhr, Werkraum Schöpflin.
Arthur Schnitzler „Leutnant Gustl“, 3. Februar, 18.15 Uhr, Fondation Beyeler.  n Erich Kästner „Der Gang vor die Hunde“, 5. Februar, 16.30 Uhr, Werkraum Schöpflin.
Vorverkauf: Tel. 07621/ 914 26 60