Die vielfältige Arbeit, die in den Ortsverwaltungen geleistet wird, kann nicht ohne Weiteres ersetzt werden. Dies wurde bei der Veranstaltung des SPD-Ortsvereins Hauingen am Dienstag deutlich. Die beiden Ortsvorsteher machten sich bei einer Führung durch die Rathäuser in Haagen und Hauingen für dezentrale Verwaltungen stark. Von Sarah Trinler Lörrach. „Das ist ein Haus der gelebten direkten Demokratie“, sagte Günter Schlecht, Ortsvorsteher von Hauingen. Die erneute Spardiskussion im Stadtrat um die Frage, ob die Ortsverwaltungen noch aufrecht erhalten werden sollen, hatte ihn und seinen Haagener Kollegen Horst Simon „gekränkt“. Diese Diskussion stelle eine mangelnde Wertschätzung für ihre Arbeit dar. Mit Brombach, Haagen und Hauingen unterhält die Stadt mehr als 40 Jahre nach der Eingemeindung der drei ehemals selbstständigen Gemeinden noch drei Ortsverwaltungen. „Wir sind nicht zum Spaß hier“, betonte Simon und listete seine und die Aufgaben seiner Mitarbeiter auf. Aufgrund des großen Zuzugs in Haagen habe man besonders viele Bürgeranmeldungen (2015: 122 Personen) zu tätigen. Auch die 400 ausgestellten Lebensbescheinigungen für Rentner aus der Schweiz im vergangenen Jahr seien enorm. Sowohl in Haagen als auch in Hauingen übernehmen die Ortsverwaltungen neben dem Meldewesen auch Sozial- und Rentenangelegenheiten sowie die Friedhofsverwaltung. In Haagen kommt zum Beispiel noch der Volkshochschul-Apparat hinzu, in Hauingen die Gärtenvermietung und der Verkauf von Fahrscheinen für die neue Buslinie 10. „Und das soll alles zur Bürgerinsel nach Lörrach verlagert werden"“, fragte Schlecht entsetzt, „die sind doch jetzt schon heillos überfordert.“ Der Hauinger Ortsvorsteher kann nicht nachvollziehen, wie bei Auflösung der Ortsverwaltungen von Kosteneinsparungen in Höhe von 300 000 Euro gesprochen werden kann. Die Ortsverwaltungen erfüllen Pflichtaufgaben für die Stadt – diese müssten in vollem Umfang von der Stadt übernommen werden, was wiederum räumliche und personelle Erweiterungskosten mit sich ziehen würde. Beide Ortsvorsteher machten sich Gedanken darüber, was mit den weiteren Nutzern der Rathäuser passieren würde, wenn die Ortsverwaltungen aufgelöst werden würden. Denn der Anteil der Räume für die Verwaltung sei der kleinste – in Haagen vier, in Hauingen zwei – vielmehr seien bedeutsame Einrichtungen für die Orte, wie Feuerwehr und VHS (Haagen) oder die Bücherei (Hauingen) hier untergebracht. „Soll diesen allen gekündigt werden"“, sagte Schlecht. „Das hier ist keine politische Folklore, sondern Basisdemokratie“, sagte Christiane Cyperrek, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat. Sie möchte sich auch weiterhin für die Erhaltung der Ortsverwaltungen stark machen – die Rathäuser vor Ort seien die erste Anlaufstelle für die Bürger. Doris Jaenisch, stellvertretende Ortsvorsteherin von Brombach, pflichtete Cyperrek bei und betonte, wie viele Bürger pro Tag auf die Ortsverwaltungen kämen – lange Wartezeiten, wie auf der Bürgerinsel, habe man aber nicht. Würde man die Einrichtungen aus Haagen und Hauingen nach Brombach in eine zentrale Ortsverwaltung verlegen, könnte man zum Beispiel noch längere und bürgerfreundlichere Öffnungszeiten gewährleisten, sagte Stadtrat Gerd Wernthaler. „Solche Überlegungen müssen erlaubt sein.“ Für eine zentrale Ortsverwaltung sei man räumlich nicht ausgestattet, entgegnete Jaenisch. „Das wäre der erste Schritt in die endgültige Abschaffung“, betonte Cyperrek. „Kurze Wege zeichnen uns aus“, sagte Christa Rufer, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Haagen. Dieser enge Kontakt zu den Bürgern, der sich besonders in den rege genutzten Bürgersprechstunden zeige, sei der Mehrwert einer dezentralen Ortsverwaltung, ergänzte Schlecht. „Auch 40 Jahre nach der Eingemeindung hat sich die demokratische Struktur und die Bürgernähe nicht überlebt, sondern bewährt.“