Lörrach Perfekt wie kunstvolle Skulpturen

Die Oberbadische

Weihnachtscircus: Das Duo Paschenko gehört zu den Besten Hand-auf-Hand Künstlern weltweit

Von Dorothee Philipp

Artistik der internationalen Spitzenklasse bietet der Lörracher Weihnachtscircus, dessen Gastspiel im Grüttpark noch bis 8. Januar dauert. Mit dabei ist das Duo Paschenko, das eine der besten Hand-auf-Hand Darbietungen der Welt präsentiert.

Lörrach. Atemlos folgt die Menge in der Manege dem Geschehen, das sich da hoch oben in der Kuppel des Zirkuszelts abspielt: Zwei Artisten zeigen hier Körperkunst von höchster Ästhetik, winden sich scheinbar schwerelos durch die „Strapaten“ genannten Tuchschlaufen. Auf dem Boden dann zeigen sie kraftvolle Konstellationen, perfekt ausbalancierte Partner-Equilibristik.

Alles ist Eleganz und Geschmeidigkeit, die enorme Kraft, die hinter diesen mühelos wirkenden Figuren steckt, kann man nur ahnen. Das „Duo Paschenko“ wird nicht umsonst als eines der ganz großen Highlights im Lörracher Weihnachtszirkus gefeiert. Die beiden Ukrainer gehören zu den Besten der Artistenbranche, haben bei internationalen Festivals haufenweise Preise und Auszeichnungen geholt, unter anderem beim renommierten „Festival des Artistes de Cirque“ im südfranzösischen Saint Paul Lès Dax und im holländischen Enschede.

Nein, Brüder sind sie nicht, lachen die beiden verschmitzt beim Gespräch im Wohnwagen, in dem Pavlo mit Frau Maria, Sohn Michael und Schwiegermutter lebt. Man sitzt gemütlich um einen ovalen Tisch, es ist mollig warm, in der Ecke blinkt ein üppig aufgeputztes Weihnachtsbäumchen, Spielsachen liegen herum.

Pavlos Partner Vadym, der „Untermann“ bei der Boden-Performance, ist ebenfalls Familienvater. Er hat Frau und zwei Töchter, fünf und drei Jahre alt, mit denen er in einem anderen Wohnwagen wohnt. Die kleinen Mädchen wollen auch Zirkusartistinnen werden, erzählt er. Sie üben jetzt schon kleine Tanz- und Akrobatik-Nummern, sagt er stolz.

Seit zwölf Jahren touren er und Pavlo als untrennbares Duo durch ganz Europa, der Künstlername des Duos geht auf die Idee eines Zirkusdirektors zurück, der ihn aus dem Namen von Pavlo über Pascha ableitete. „Klingt so schön russisch und ist einfach zu merken“, sagen die beiden Künstler. Dass ein Artisten-Duo so lange zusammenbleibt, sei in der Branche eher selten. Aber es zahlt sich aus, denn „Duo Paschenko“ ist inzwischen ein echtes Markenzeichen bei Zirkus-Kennern.

Kennengelernt haben sie sich in einem Sportinternat in Kiew. Vadym wollte eigentlich Sportlehrer werden. Dann kam der Agent einer Artistik-Show und suchte einen „Untermann“ für eine Partner-Equilibristik-Nummer. Ab da war Zirkus sein Leben. Disziplin braucht es, wenn man Abend für Abend in Höchstform sein will.

„Er darf auf keinen Fall zunehmen“, meint Vadym und zeigt auf Pavlo. Sonst kann er ihn nicht mehr mit einer Hand so elegant in die Höhe stemmen. Aber Kraft ist nicht alles: Um diese Figuren, die wie künstlerische Skulpturen aussehen, so perfekt zu arrangieren, braucht es ein sicheres Gespür für Balance und Timing.

Doch im Vergleich zum Sportinternat sei Zirkus viel besser, sind sich beide sicher.

Morgens um 7 Uhr aufstehen, das Training nach festgelegten, an militärischem Drill orientierten Regeln absolvieren, abends um halb zehn ins Bett – zum Glück müssen sie das schon lange nicht mehr. Für ihre Fitness sind sie selbst verantwortlich, die erhalten sie sich mit einem ein- bis zweistündigen täglichen Training. Und haben dabei noch jede Menge Zeit, sich in der Umgebung umzusehen, wo der Zirkus gerade gastiert.

In Schweden konnten sie sogar angeln gehen, eine Leidenschaft, die die beiden Artisten verbindet. Aber auch Lörrach gefällt ihnen. „Das Publikum geht richtig gut mit, so eine Zustimmung brauchen wir Zirkusleute zum täglichen Leben“, sagt Pavlo. Und noch ein großes Plus hat das Leben in der Zirkusgemeinschaft: Man hat seine Familie 24 Stunden am Tag um sich.

Eine Trennung des Lebens in „Arbeit“ und „Freizeit“ wie bei einem Büro-Job, können sich weder Vadym noch Pavlo vorstellen. Und wie lange kann man so einen Job machen?

„Solange die Kraft reicht“, meinen die beiden. Das Ende ist im Moment zum Glück noch sehr weit weg.

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