Lörrach Perlen aus der Barockfülle

Die Oberbadische
Von Corelli bis Händel: Das Freiburger Barockorchester gefiel im Burghof mit lebendiger Klangrede. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Konzert: Freiburger Barockorchester zeigte sich im Burghof in Spiellaune

Lörrach. Wussten Sie schon, dass es eine „Grillen-Sinfonie“ gibt? Das außergewöhnliche Werk für Piccolo, Chalumeau, Oboe und Streicher und Continuo mit dem schönen Beinamen stammt von Georg Philipp Telemann und imitiert lautmalerisch das Grillenzirpen.

Das Freiburger Barockorchester geht im Burghof aber nicht nur an dieses Werk mit spürbarer Spiellaune heran. Der Abend mit Perlen aus der Fülle der barocken Konzertliteratur und Concerti grossi, dem Typus der hochbarocken Musik und Vorläufer des Concerto, wirkt deshalb keine Spur eintönig, weil diese „Concerti all arrabiata“ mit Drive und Akkuratesse, Leidenschaftlichkeit und Feuer angegangen werden.

Der Urvater des Concerto grosso, Arcangelo Corelli, stand mit Nr.11 aus op.6 (in dessen Sammlung auch das berühmte Weihnachtskonzert zu finden ist) am Anfang. Von der Interpretation her fällt sofort die prägnante Akzentuierung und das präzise Dialogisieren der führenden Stimmen auf. Die Kommunikation stimmt an allen Pulten.

Corellis Prototyp des Concerto grosso hat auf Komponisten wie Francesco Geminiani nachwirkt. In dessen Arrangement über „La Follia“ brilliert Gottfried von der Goltz, einer der beiden Konzertmeister, der an diesem Abend die Leitung hat, mit schneller Bogenführung, während der Gitarrist den Rhythmus auf dem Korpus schlägt – sodass dieses bekannte Thema dank der pulsierenden Attacke vor der Pause größtes Hörvergnügen macht.

Von Stück zu Stück bekommt man als Zuhörer Lust aufs nächste. Und auch bei den Solisten aus den eigenen Orchesterreihen hörte man ganz exzellente Sololeistungen. Etwa im Concerto für Oboe in g-Moll von Giovanni Benedetto Platti. In diesem glanzvollen Beispiel der Gattung nimmt die Oboistin Ann-Kathrin Brüggemann mit sorgfältigster Artikulation und schönster Tongebung für sich ein.

Erstaunt war man, wie zart und leise ein historisches Fagott klingt. Technisch als auch tonlich-musikalisch stellte sich Javier Zafra im Concerto für Fagott Es-Dur von Antonio Vivaldi als ein erstklassiger Bläser vor, der das an sich schon ariose Konzert sehr kantabel phrasiert. Bei beiden Concerti lieferte das Barockorchester mit hörbarem Engagement den Background.

2017 ist ja ein Gedenkjahr zum 250. Todestag von Telemann. Für seine Sinfonia in G-Dur („Grillen-Sinfonie“) nahm das Ensemble eine andere Aufstellung ein. In der Mitte Flöte (Daniela Lieb), Chalumeau (Lorenzo Coppola), dann die Oboe, links und rechts flankiert von zwei Kontrabässen (Dane Roberts, James Munro). Neben den klangmalerischen Aspekten war der zweite Satz („tandelnd“) sehr originell. Die Freiburger sind bei Telemann mit großem Vergnügen bei der Sache und räumen spielend mit dem Vorurteil auf, dass der Vielschreiber barocke Dutzendware komponiert hat.

Welch ein inspirierter Komponist Telemann war, zeigte auch sein Doppelkonzert für zwei Hörner. Natürlich können Naturhörner nie so sauber klingen wie moderne Ventilhörner, aber das macht ihren Reiz und Charme aus. Die beiden Hornsolisten (Bart Aerbeydt, Gijs Laceulle) machten es prächtig, zumal sie sich ja in bester orchestraler Umgebung befanden.

Händels Concerto grosso Nr.7 aus op.6 schmeichelte sich dann mit Esprit ins Ohr des Publikums: eine zeitlose Partitur mit schönstem Unterhaltungswert. In der Zugabe, Ballettmusik von Geminiani, stand das Orchester mit allen Solisten auf der Bühne.

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