Von Kristoff Meller
Langzeitarbeitslose: Öffentliche Förderung deutlich reduziert
Von Kristoff Meller
Lörrach. Was schon im vergangenen Jahr befürchtet wurde, wird nun Wirklichkeit: Der PVD muss Teile seines Lörracher Standorts an der Schwarzwaldstraße spätestens zum 30. September schließen. Hauptgrund dafür ist der massive Rückgang der öffentlichen Förderung von Arbeitsplätzen für Langzeitarbeitslose aufgrund der guten Situation auf dem Arbeitsmarkt: Zwischen 2010 und 2016 wurde die Förderung von 1,2 Millionen auf 300 000 Euro verringert. „Wir haben die Kosten deutlich reduziert, aber es hat einfach nicht gereicht“, erklärte Geschäftsführer Hagen Sichtling am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung.
PVD ist die Abkürzung für Produktion, Vertrieb, Dienstleistungen und bietet bislang Beschäftigung und Qualifizierung für Langzeitarbeitslose in diversen Arbeitsbereichen. Das „Hauptgeschäft“ aus Secondhand-Kaufhaus, Transportservice sowie Möbellager soll laut Sichtling auch weiterhin bestehen. Geschlossen werden hingegen die Kunstwerkstatt „Art4“ – eventuell schon zum 30. Juni, spätestens zum 30. September – und weitere Einrichtungen und bislang angebotene Dienstleistungen wie die Fahrradwerkstatt. „Wir können noch nicht für alle Gruppen sagen, wie es weitergeht“, sagte Sichtling.
Derzeit gehören neun Mitarbeiter zum Stammpersonal sowie rund 70 Maßnahmenteilnehmer. Künftig wird diese Zahl reduziert werden, laut Sichtling stehen aber noch Verhandlungen mit den Mitarbeitern an. Voraussichtlich werden aber vier Stammkräfte gehen müssen. „Die Personalkosten sind immer am höchsten“, rechtfertigt Sichtling den Schritt. „Das ist jetzt das dritte Jahr mit einem hohen Minus. Bislang hat das unser Träger mitgetragen, aber es gibt keine Perspektive, dass sich an unserer Situation etwas ändert.“
Ein weiteres Problem für den PVD, der zum AGJ-Fachverband für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg gehört, ist die Mietsituation: Der neue Eigentümer möchte einen Teil des Geländes für Wohnungsbau nutzen und hat deshalb die Kündigung für das Haus Nr. 51 zum 30. September ausgesprochen. Die beiden Häuser Nr. 49 und 53 können weiterhin genutzt werden.
Eine zwischenzeitlich gefundene Alternative für ein bezahlbares Betriebsgelände in der Gewerbestraße, hängt laut Sichtling noch in der Schwebe: Der PVD ist in Verhandlungen mit dem Vermieter, diese verlaufen aber nur schleppend, weil die Investitionen in den Brandschutz und die Sanierung „viel teurer als geplant“ seien und noch nicht geklärt sei, wer diese Kosten trägt.
Die öffentliche Förderung der Einrichtung ist bislang so ausgelegt, dass die Teilnehmer „fit für den ersten Arbeitsweg“ gemacht werden sollen. Indes: „Die Menschen um die wir uns kümmern, sind aus verschiedenen Gründen zum größten Teil nicht in der Lage, auf dem ersten Arbeitsmarkt zu bestehen. Es sind aber Menschen, die sich trotzdem einbringen möchten und soziale Teilhabe wollen. Dafür sind wir da“, sagte der PVD-Geschäftsführer. Es würden zwar regelmäßig Personen vermittelt, die meisten landen laut Sichtling aber bei Zeitarbeitsfirmen, die ebenfalls auf den Arbeitsmarkt reagieren. „Über kurz oder lang stehen sie dann wieder bei uns auf der Matte.“
Im Grunde müsse ein „sozialer Arbeitsmarkt per Gesetz – analog zu Behinderten-Werkstätten“ geschaffen werden, so Sichtling. „Der Bedarf für unsere Arbeit ist da, aber die Förderung nicht“, beklagt er. Derzeit gebe es kein politisches Interesse, etwas an dieser Situation zu ändern: „Mit Langzeitarbeitslosen lassen sich keine Wählerstimmen generieren.“