„Insel“, das hört sich nach Urlaub, Sonne und Strand an. Doch die „InSeL“ im Lörracher Rathaus ist kein Urlaubsparadies. Hier gibt es statt Sonne und Strand Dienstleistungen für die Bürger. Von Guido Neidinger Lörrach. „In unserer InSeL herrscht jeden Tag reger Betrieb. Die meisten Bürger, die im Rathaus etwas wollen, landen hier“, erklärte Oberbürgermeister Jörg Lutz vor dem Rundgang durch diese Abteilung im Erdgeschoss des Rathauses. Die hohe Zahl von Bürgern, die die InSeL (Information & Service Lörrach) aufsuchen, lässt sich exakt beziffern. Im Schnitt kommen pro Tag 160 Bürger mit einem Anliegen hierher. Die meisten wurden am Donnerstag, 3. März dieses Jahres, gezählt: 307. „Da bekommt man eine Vorstellung von der großen Belastung für die Mitarbeiter“, betonte Lutz. Den täglichen Kundenansturm bewältigen laut InSeL-Sachbearbeiterin Theresa Geiger acht Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte. Seit einiger Zeit hat die InSeL mittwochs nur noch bis 12.30 Uhr geöffnet. Notwendig wurde die verkürzte Öffnungszeit nach Ausführungen des Oberbürgermeisters „aufgrund von Gesetzesänderungen, die die Arbeitsabläufe für die Mitarbeiter aufwendiger machen“. Beispielhaft nannte Geiger das Bundesmeldegesetz. Danach werde der Wohnungsgeber bei Mietern seit dem 1. Januar 2015 wieder in die Anmeldung einbezogen. „Die Vermieter müssen uns den Einzug des Meldepflichtigen in Lörrach bestätigen.“ Sicherheitsaspekte spielten hier eine Rolle. Anmeldungen und Ummeldungen nehmen im Durchschnitt laut Geiger zehn bis 15 Minuten in Anspruch, „wenn keine Besonderheiten zu berücksichtigen sind“. Pro Monat werden im Lörracher Rathaus im Schnitt gut 300 Anmeldungen, 200 Ummeldungen und 82 Abmeldungen abgewickelt. Immer wieder unnötig belasten sogenannte „Reichsbürger“ die Mitarbeiter der InSeL. Dabei handelt es sich um Rechtsextreme und Verschwörungstheoretiker, die die Bundesrepublik Deutschland als Staat ablehnen. Sie leugnen häufig den Holocaust und behaupten, das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 bestehe weiter fort. Auf zehn bis 15 Personen, „mit denen wir immer wieder zu tun haben“, beziffert Geiger die Zahl der in Lörrach lebenden „Reichsbürger“. Weil diese die Bundesrepublik Deutschland nicht als Staat akzeptieren, zerreißen sie oft ihre Ausweisdokumente. Da jeder Bürger aber verpflichtet ist, Ausweisdokumente mit sich zu führen, ist das rechtswidrig. Nach den Worten von Geiger sind die Personen bei der Stadt registriert und werden zum Ablauf ihres Personalausweises oder Reisepasses aufgefordert, die Dokumente vorzulegen. Können sie das nicht, wird ein Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen sie eingeleitet. Gerade in jüngster Zeit treten sogenannte „Reichsbürger“ nach Beobachtung der InSeL-Mitarbeiter wieder vermehrt auf. Auch mit Wutbürgern, die ihren Frust an den Beratungsplätzen der InSeL auslassen, haben die Mitarbeiter immer wieder zu tun. Glücklicherweise kommt das laut Geiger allerdings „eher selten vor“. Der Zustrom von Flüchtlingen hat den Mitarbeitern eine zusätzliche Arbeitbelastung beschert. Froh ist Geiger deshalb, dass Aufgaben der InSeL auch von den Ortsverwaltungen in Brombach, Haagen und Hauingen übernommen werden. „Das entlastet uns deutlich“, betonte sie.