Lörrach Riehener Handel ist beunruhigt

Die Oberbadische

Umfrage unter Riehener Geschäftsleuten zu den Auswirkungen des starken Frankenkurses

Riehen. Die Schweizer Nationalbank hat in der vergangenen Woche völlig überraschend die Koppelung des Franken an den Euro gelöst (wir berichteten). Die Maßnahme wird wohl noch mehr Schweizer Kunden als bisher über die Grenze nach Lörrach locken. Silvia Waßmer fragte Geschäftsleute im Schweizer Nachbarort Riehen, wie sie ihre Lage einschätzen.

Jürg Blattner, Papeterie Wetzel: „Die Befürchtung ist schon da, dass wegen des Eurokurses weniger deutsche Kunden zu uns kommen. Bis jetzt allerdings haben wir noch die gleichen Lörracher Kunden wie vorher. Wir haben auch spezielle Artikel im Sortiment, die man nicht überall findet. Deshalb werden wir hoffentlich unsere Schweizer Kundschaft halten können. Interessanterweise sind auch einige Artikel trotz des derzeitigen Wechselkurses hier in der Schweiz billiger als in Deutschland. Ich habe aber das Gefühl, dass sich der Euro in nächster Zeit nicht erholen wird. Ein wenig Zukunftsangst schwingt schon mit.“

Taifun und Jakob, Etoile Mode und Accessoires: „Die Schweizer Kunden konzentrieren sich nach wie vor verstärkt auf die deutsche Seite, da die Einkäufe dort für sie vorteilhafter sind. Große Sorgen macht uns, wie lange der hohe Frankenkurs anhält. Das wissen wir nicht. Falls dieses Ungleichgewicht zum Euro aber lange Zeit so bleiben sollte, wird das für die Schweizer Unternehmen zum Problem, da die Investitionsbereitschaft sinken könnte. Wir befürchten natürlich auch, dass wir weniger Kunden haben werden. Mit großer Sorge sehe ich die künftige Geschäftslage insgesamt in der Schweiz.“

Christine Schmiederer, Modegeschäft Modeva: „Wir haben derzeit eine Rabattaktion von 50 Prozent und scho ndeshalb nach wie vor sehr viele Kunden. Auch viele Stammkunden, auch aus Deutschland, besuchen uns regelmäßig. Im Moment haben wir keine Angst, dass sich der Kurs negativ auswirken könnte. Ich bin zuversichtlich, dass sich in ein bis zwei Monaten die Aufregung an den Finanzmärkten beruhigen wird.“

Daniela Hafner, Hair and Beauty Studio Hafner:  „Da wir Dienstleistungen anbieten , ist es bei uns wieder etwas anders als im Einzelhandel. Wir verspüren keine negativen Auswirkungen. Unsere Kundschaft hält uns weiterhin die Treue. Das gilt auch für unsere deutsche Kundschaft. Die kommt ebenfalls weiterhin. Daher mache ich mir auch keine Sorgen, dass sich das in nächster Zeit ändert.“

Ingrid van Oordt, Blumen Breitenstein: „Leider ist es schon selbstverständlich geworden, in Lörracher Einkaufsmärkte statt zum Coop zu fahren. Wenn der Euro noch weiter an Wert verliert, wird es langsam kritisch für uns. Unser Blumengeschäft hatte früher auch mehr Lörracher Kunden. Wir müssen uns halt noch mehr anstrengen als bisher. Aber irgendwann gewöhnt man sich auch daran.“

Dieter Wullschleger, Migros: „Den Grenztourismus auf hohem Niveau gibt es schon länger, doch gewiss seit der ersten Eurokrise. Den damals eingeschlagenen Weg gehen wir konsequent weiter. Dabei konzentrieren wir uns auf unsere eigenen Stärken und Kompetenzen, auf die Qualität und Frische unserer Schweizer Produkte sowie auf das beste Preis-Leistung-Verhältnis. Können wir Preisvorteile weitergeben, machen wir das umgehend. Da wir den Wechselkurs jedoch nicht beeinflussen können, warten wir nun zuerst ab, welche Auswirkungen diese neue Situation bringt. Doch wir beobachten und analysieren alles genau, weil die Sicherung der Unternehmung und der vielen Arbeitsplätze immer höchste Priorität hat.“

Andreas Cenci, Sport- und Spielwarengeschäft Cenci Sport: „Der Euro-FrankenKurs hatte sich schon längere Zeit auf einem tiefen Niveau eingependelt. Deshalb hatten wir schon zuvor schwankende Kundenzahlen. Aber seit vergangenem Donnerstag ist es noch ruhiger geworden. Doch nicht nur hier bei uns, sondern auch draußen sind weniger Leute unterwegs. Extrem viele Schweizer haben auch Euros gekauft und die Bankomaten leer gemacht. Das ist jetzt natürlich Geld, das hier fehlt. Meine größte Angst ist, dass wieder so etwas passiert wie 2011 als wir plötzlich 50 Prozent weniger Umsatz hatten. Wir mussten damals verkleinern und Stellen abbauen. Existenzängste sind schon vorhanden.“

Kai Zwettler, Fleisch- und Feinkostgeschäft Henz Delikatessen:  „Bei uns im Geschäft merken wir nichts von dem Euro-Franken-Kurs. Wir haben aber auch hauptsächlich Stammkunden, die sowieso nicht nach Deutschland zum Einkaufen fahren. Die Kunden schätzen unsere hohe Qualität.“

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