Lörrach Sanft, zärtlichund warm

Die Oberbadische
Kyriakos Kalaitzidis und das griechische Ensemble „En Chordais“ nehmen die Besucher mit auf eine Reise durch Perioden des „Rembetiko“. Foto: Dorothea Gebauer Foto: Die Oberbadische

Stimmen II: Griechischer Blues für die Welt

Von Doothea Gebauer

Lörrach. Es liegt ein Lächeln über dem Abend. Und eine große Ruhe. Kyriakos Kalaitzidis und das griechische Ensemble „En Chordais“ nehmen die Besucher mit auf eine gemächliche Reise durch Perioden des „Rembetiko“, einer Stilrichtung, die sich des Erbes aus dem byzantinischen Zeitalters bedient und sich bis ins 20. Jahrhundert erstreckte. Nährboden für das „“Rembetiko“ sind die griechische Volksmusik sowie die osmanische Musiktradition. Die Orte, in denen der griechische Blues gären konnte, waren Athen, Piräus oder Thessaloniki. Dort hat er zwischen 1920 und 1950 sein Revival gefeiert.

Die eindeutigen Protagonisten des Abends sind das Holz, die Saite, menschliche Stimme und das Schlagwerk. „La Chorde“, die Saite, wird durch die Zurückhaltung und dem Können ihrer Übersetzer prominent in die Mitte gestellt. Sanft und warm entfaltet sie dabei große Kraft und nimmt den Raum ganz für sich ein. Denn die Musiker sind „en chorde,“ ihr sensibles Zusammengehen im Halbkreis macht das Spiel der Einzelnen und aller wirklich groß. Viele Kulturen tummeln sich musikalisch auf der Bühne: die Mongolei, der Iran, China, Italien und Griechenland. Ihr Tonmeister ist Leonidas Palaskas.

Neben Gesang, Viola da Gamba, Cello oder Tenorblockflöte ist für den Hörer von Genuss, die klangliche Schönheit von Daf, Setar oder Pipa, Toumpeleki oder Bendir neu für sich zu entdecken und zu erleben. Die wunderschöne trapezförmige Kastenzither (Kanun) oder anmutige Schalenhauslaute (Oud) sind Zeugen einer reichen und vielfältigen Musiktradition aus Syrien und anderer Länder im Orient, die davon künden, dass seit Menschengedenken Künstler Holz und Saite für sich gewannen und sich Ausdruck verschaffen wollten.

Der Klang der Saiteninstrumente bewegt sich zwischen kleiner, feiner Melodie, treibendem Rhythmus und kontemplativer Entspannung, zwischen begleitetem solistischem Beitrag des Vorsängers und gemeinsam erhobener Stimme. Über allem liegt der Flair von Trauer, der andeutet, dass hier der Blues dominiert. Zu spüren und zu hören sind hier die Sorgen der kleinen einfachen Leute. Ihr Alltag, ihr Umgang miteinander, mit den Mächten und dem Schicksal, dem man sich ausgesetzt sieht. Da wirft wie in einer rituellen Beschwörung der Vorsänger schon einmal die Hände nach oben, da geht der Blick in den Himmel oder in auffordernder Gebärde auch zu den Mitmusikern.

Zwischendrin blitzen jedoch der Schalk, die Lebensfreude oder die schiere Freude am musikalischen Miteinander durch. Da sieht man den Tanz auf den Plätzen, hört den Schwatz in den Cafés, auf den Bazars oder das murmelnde Gebet in den Gotteshäusern. Sehr faszinierend ist das Wandern vom vorderen Orient in musikalisch hintersten Winkel Asiens. „Yi Zu Wu Qu,“ der Tanz des chinesichen Yi – Volkes mit Obertongesang greift die Metapher auf, die die Klammer für das Konzert bildet: Die Neugier des Kosmopoliten und Großhändlers Marco Polo, der auch diesen Gesang hören und entdecken wollte und sich ganz darauf einließ.

Die Wärme, der Blues und die Lebensfreude des fernen Nahen Ostens kommen an. Das Publikum erklatscht sich zwei Zugaben und möchte die Musiker immer wieder sehen. Diese verschwinden so sanft wie sie gekommen sind.

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