Lörrach Scharfsinniger Verstand und treffsichere Sprache

Die Oberbadische
Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Werkraum: Laura de Weck eröffnet politische Reihe „Lichterloh! – Alternativlose Fakten über Demokratie“

Seit Donald Trump Präsident ist, funktionieren ihre Reime nicht mehr, sagt Laura de Weck etwas kokettierend. Sind ihre Dialoge noch zu retten? Was reimt sich auf Trump? Da muss die Schweizer Autorin, Schauspielerin und Theatermacherin halt ein neues Kindergedicht für Erwachsene schreiben. Im alten reimte es sich noch auf Obama.

Lörrach-Brombach. Mit ihren gesellschaftskritischen Zeitungskolumnen aus dem im letzten Frühjahr erschienenen Band „Politik und Liebe machen“ präsentierte die 35-Jährige eine Sammlung von Alltagsgeschichten am Montag bei der Autorinnenlesung im Werkraum Schöpflin. Es war die Auftaktveranstaltung der politischen Veranstaltungsreihe „Lichterloh! – Alternativlose Fakten über Demokratie“, die in diesen Tagen nicht aktueller sein könnte. Allerdings war der Kreis der Zuhörer überschaubar, was vielleicht damit zusammenhängt, dass die Autorin hierzulande noch nicht so bekannt ist.

Aber es war ein recht lockerer, charmanter und sympathischer Auftritt mit ihren kurzen Erzählungen, die einen leichten, nachdenklichen und poetischen Tonfall haben. Mit scharfsinnigem Verstand und treffsicherer Sprache macht sich Laura de Weck Gedanken über Beziehungen zwischen Menschen und Nationen und Beobachtungen im Alltag.

Sie war zum ersten Mal in Lörrach, sieht sich aber als eine Grenzgängerin zwischen der Schweiz und Deutschland. Bereits als Kind hat sie in Deutschland gelebt, jetzt pendelt sie zwischen Hamburg und Zürich. Dazu stellt sie gleich den ersten Text vor: „Usländer“. „Verstehen Sie Schweizerdeutsch?“, fragt sie, bevor sie die pointierte Geschichte über die Minibar im Zug liest.

Kolumnen als Dialoge

Eigentlich schreibt sie ja Theaterstücke und Drehbücher, aber diese Kolumnen sind alles kleine Dialoge. Dialoge schreiben scheint überhaupt ihre große Leidenschaft, und so hört man eine Schauspielerin (es könnte durchaus sie selber sein) im Gespräch mit einem etwas blasierten Regisseur über weibliche Theaterrollen, dass sie nicht immer nur junge Verliebte spielen will, sondern andere, ernsthafte Heldinnen.

Man merkt, Laura de Weck hat sich mit Feminismus beschäftigt, mit dem Rollenbild der Frauen in der Gesellschaft, und hier hat sie Deutschland „lieben gelernt“, Errungenschaften wie kostenlose Kitas in Hamburg, Elternurlaub, überhaupt die Familienpolitik, die ein Privatleben zwischen Mann und Frau komplett verändern kann.

Sie will die aktuelle gesellschaftspolitische Debatte im Alltag runterbrechen, etwas über Big Data, private Datenschnüffler und Digitalisierung („purer Stress für Liebesbeziehungen“) sagen, und darüber, was sich verändert, wenn Mama „voll peinlich“ auf Facebook Fotos postet. Sie nimmt, so gut es geht, Dialoge aus dem Alltag.

Natürlich streift sie auch die Flüchtlingsdebatte; da habe sich gezeigt, dass die Schweizer nicht demokratischer seien als die Deutschen. Populismus, meint sie, sei auch in repräsentativen Demokratien möglich. Laura de Weck hat viel über das Ausländerbild in der Schweiz geschrieben, sieht sich als Europäerin, hat aber gelernt, dass die Deutschen sehr verbal kommunizieren und die Schweizer nonverbal. Auch darüber hat sie sich schreibend so ihre Gedanken gemacht.

Wenn sie schon hier in der Grenzecke ist, liest sie natürlich auch etwas über Grenzen, über eine Grenzstadt zwischen Deutschland und der Schweiz: die Geschichte „Grenzkonsum“. Hier spricht ein Ladenbesitzer über den Masseneinkauf der Eidgenossen nach dem Anstieg des Frankenkurses. Laura de Wecks knapp auf den Punkt gebrachtes Fazit: „Wechselseite Liebe zwischen Deutschen und Schweizern je nach Wechselkurs wechselhaft“.   Mehr Informationen zur Veranstaltungsreihe im Werkraum Schöpflin unter www.werkraum-schoepflin. de; Laura de Wecks Stück „Direkt demokratisch – Love“, ein neues Theaterformat zwischen Rede, Konzert und Performance, hat am 6. April, 20.30 Uhr, in der Kaserne Basel Premiere

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