Von Peter Ade
Lörrach. Das Schatzkästlein geht an die Elbe: Die Auszeichnung des Hebelbundes, der so genannte Hebeldank, wurde am Sonntag im Dreiländermuseum dem aus Tübingen stammenden Theologen an der Universität Hamburg, Professor Johann Anselm Steiger, verliehen.

Der 47-Jährige lehrt Kirchen- und Dogmengeschichte und publizierte schon früh über Hebel. Unter dem Titel „Bibel-Sprache, Welt und Jüngster Tag bei Johann Peter Hebel“ thematisierte er das weite Feld der Erziehung zum Glauben im Spannungsfeld zwischen Überlieferung und Aufklärung.

Hebelbund-Präsident Volker Habermaier würdigte Steiger als „äußerst produktiven Autor“, der unter anderem die Werke des Kirchenrats Johann Ludwig Ewald herausgegeben hat, eines aufgeklärten Theologen und Pädagogen, der mit Hebel dem Leitungsgremium der evangelischen Kirche Badens angehörte.

Im Dreiländereck sei Steiger kein Unbekannter, erinnerte Habermaier an dessen Festrede beim „Schatzkästlein“ vor fast 15 Jahren. Damals prägte der Theologe für den Dichterfürsten aus Basel und dem Wiesental die Bezeichnung „Aufklärer höherer Ordnung“.

Habermaier nannte Steiger ein „Vergnügen für jeden“, der das Lesen lernen wolle, denn der Professor dokumentiere, wie Hebel die geistliche Sprache – für den Protestanten die Sprache Luthers – benutze, um nichtgeistliche Dinge zu vermitteln. Zitat Steiger (2001): „Hebel biblisiert und theologisiert seine Vorlagen, entfaltet zentrale Inhalte des christlichen Glaubens narrativ und lässt sie gleichsam subkutan einfließen.“

Als herausragender Literat, Dichter und Theologe sei Hebel ein „dankbarer Forschungsgegenstand“, erklärte Steiger in seinem Dank für die Verleihung. Er unterstrich darüber hinaus „viele Gemeinsamkeiten der Religionen“, die zum Gegenstand seiner Arbeit  geworden seien.

Die Festansprache zum Hebeldank hielt  Niklaus Peter, Pfarrer am Zürcher Fraumünster und ausgewiesener Kenner der Theologie des 18. und 19. Jahrhunderts. Er beschrieb Hebels „Dichterische Religion und Theologie“ unter dem Titel „Ehrwürdig gerosteter Glaube – ein Hemdlein fürs nackte Evangelium?“

Aus Peters Sicht war Hebel ein „aufmüpfiger Theologe“, der das Spießbürgertum und engstirnigen Dogmatismus abgelehnt habe. Sein Bekenntnis zum Alemannischen und zur Wiesentäler Heimat sei aufklärend gewesen. Er habe es verstanden, das Buch der Natur und das Buch der Bibel sprachlich und inhaltlich zu harmonisieren – frei nach dem Wort: „Du lieber Gott, erhalte uns eine dichterische Religion.“

Umrahmt wurde der Hebeldank von Kompositionen des Fagottisten und Dozenten an der Musikschule Lörrach, Eckhard Lenzing. Aus seiner Kantate nach Hebels „Kannitverstan“ erklangen zwei Lieder, dargeboten von Andreas Schmidt (Bariton), Naomi Westlake (Sopran) und Simon Rekers (Klavier).

Den Hebelgottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche gestaltete  Beate Schmidtgen, Pfarrerin in Rötteln. Bezirkskantor Herbert Deiniger begleitete einfühlsam auf der Orgel mit Werken von Mendelssohn-Bartholdy und Gounod.