Lörrach Schönes Sein statt schnöder Schein

Die Oberbadische

Indie-Festival: „Between The Beats“ bot am Wochenende vielfältige Musikerlebnisse im Burghof

Zum fünften Mal ging am Wochenende das Indie-Festival „Between The Beats“ über die Bühne. Acht Bands waren vertreten – und Publikum in allen Altersklassen.

Lörrach. Discokugeln, Lichterketten, glitzernde Deko: Wie im Vorjahr herrschte Clubatmosphäre im Burghof, wo Saal und Foyer zu einer Festivalfläche von stattlicher Größe verbunden waren. Im Burghof spielten am Freitag vier Bands und am Samstag zwei, anschließend ging es im Wasserwerk mit nochmals zwei Gruppen ins Finale. Die Nihils machten am Freitag den Auftakt zu einem über vierstündigen Konzertabend.

Die Wilden

Romano ist derjenige, der sowohl bei den Texten als auch bei der Performance das markanteste und eigenwilligste Programm abliefert. Der Berliner Rapper mit den blonden Zöpfen und der goldfarbenen „49ers“-Bomberjacke bringt vom ersten Song an („Ich bin der schöne General“) einen Anflug von urbanem Anarchismus ins Haus. Fast alle Lyrics zielen gegen Oberflächlichkeit, Äußerlichkeit, Eitelkeit – wobei aufgespritzte Lippen und Metal-Kutten für ihn offenbar Auswüchse ein und desselben Übels sind. Romano, 1977 in Köpenick geboren, hechtet mit der Attitüde des antikapitalistischen Gerechtigkeitskämpfers zu teilweise sirenenhaften Klängen seiner Band über die Bühne. Die Botschaft: Sein statt Schein.

Ein lustiger Moment entsteht bei der Nikotin-Hymne „Marlboro-Mann“, bei der Romano die Zuhörer zum Rauchen auffordert: „Steckt euch einfach eine an. Das geht in Ordnung“, behauptet er, und weiter: „Ich habe mit dem Bürgermeister geredet.“ Als sich daraufhin einige Leute tatsächlich Zigaretten anzünden, eilen Burghof- und Security-Mitarbeiter sofort in die Menge, um die Qualmerei zu unterbinden.

Die Klassischen

Musikalisch am vielfältigsten sind Clock Opera, die 2009 gegründete Band aus London, die eine ganze Reihe von stilbildenden Größen der letzten 40 Jahre sowohl in der Stimme von Frontmann Guy Connelly als auch im Sound anklingen lässt. Da blitzen Erinnerungen auf an die frühen Genesis, die Talking Heads, an David Bowie, Maximo Park oder die Wild Beasts. Connellys Stimme, die sich immer wieder schmerzzitternd in schrägste Lagen hinaufschraubt, ist das Erkennungsmerkmal im Quartett mit Che Albrighton (Schlagzeug), Andy West (Bass) und Nic Nell (Keyboard, Samples). Clock Opera präsentieren mit Stücken wie „Hear My Prayer“ oder „Whippoorwill“ vor allem Nummern von ihrem neuen – durch Crowdfunding finanzierten – Album „Venn“. Darauf wird musikalische Trauer- und Trostarbeit geleistet.

Die Perfektionisten

Die Nihils aus Österreich haben sogar ein paar Fans aus ihrer Heimat nach Lörrach gelockt, freute sich Organisator Jan Obri eingangs. Indes hatten die Bandmitglieder Ramon Riezouw, Thomas Lackner und Florian Nothegger zuvor von Lörrach noch nie etwas gehört, wie sie einräumten. Das Trio eröffnete den Abend mit dem Song „Put You Back Together“ - sympathisch und immer in Kontakt zum Publikum. Ihr Elektropop ist ästhetisch-elegant, durchdacht, eingängig. Die Musiker aus dem Tiroler Dorf Waidring haben sich unlängst inspirationshalber nach Berlin aufgemacht und präsentieren nun viel neues Material. Mit dem Titel „Like Father Like Son“ kommen die Zuhörer in den Genuss einer am 28. April erscheinenden Single und mit „Breathing“ gibt es ein Stück, das erst vor ein paar Wochen veröffentlicht wurde. Demnächst gehen die Nihils mit „Claire“ auf Tour.

Die Klangzauberer

Drei weiß gekleidete junge Männer entlassen gegen 0.30 Uhr die letzten Elektrobeats aus ihrem Equipment. Jan Obri hatte „Roosevelt“ als „vorläufigen Höhepunkt des Festivals“ angekündigt - und etliche im Publikum waren vor allem wegen Frontmann Marius Lauber gekommen. Der Wahlkölner mit dem präsidialen Künstlernamen servierte zum Schluss mit seinen zwei Mitstreitern relaxten Elektropop und Chillwave. Der schwofig-kühle Synthie-Sound in Ohrwürmern wie „Colours“, „Moving On“ und „Night Moves“ kommt zwar relativ gleichförmig, dafür verlässlich tanzbar daher. Zum Schluss wogte eine begeisterte Besucherschar vor der Bühne.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading