Von Gerd Lustig Lörrach. „Wenn Sie nicht da wären, könnten wir hier nicht spielen.“ Fürwahr, sympathischer und bescheidener hätte sich Manu Katché vor dem Publikum im nahezu vollbesetzten Burghof nicht verneigen können. Dabei sind es doch sonst immer die Zuhörer, die sich vor dem Franzosen verneigen. Der 55-Jährige gilt nämlich seit vielen Jahren als Ausnahme-Drummer. Und nur zu Recht hatte Burghof-Geschäftsführer Markus Muffler bei seiner Ansage zum Gastspiel des 55-Jährigen betont, dass er sich auf einen erneut legendären Auftritt einer der derzeit besten Schlagzeuger der Welt freut. Ob es nun tatsächlich ein legendärer Auftritt war, bleibt dahingestellt. Zumindest feierte das Publikum Manu Katché am Ende des Konzerts derart, dass er und seine Band sich zu zwei längeren Zugaben hingerissen sahen. Dass sein Konzert den Besuchern auch gefalle, sei ja nicht immer vorprogrammiert, ließ Katché wissen. In New York, so erzählte er zwischen den Songs, seien mal die vorderen Reihen komplett eingeschlafen. Umso mehr freute sich der Ausnahmekünstler, dass die Art wie er und seine Band Musik machen, offensichtlich ankamen. Dabei ist die Musik nicht immer ganz einfach. Natürlich handelt es sich bei dem Quartett (Drums Manu Katché, Saxophon Tore Brunborg, Trompete Luca Aquino und Klavier/Hammond Jim Watson) ausnahmslos um exzellente Könner und absolute Musikprofis. Doch hin und wieder ist die dargebotene und weitestgehend dem Jazz zuzuordnende Musik alles andere als leichte Kost. Serviert wird an diesem Abend ein bunter Querschnitt durch die inzwischen veröffentlichten fünf Alben, zuletzt 2012 das Werk mit den Namen „Manu Katché“. Seinen musikalischen Mitstreitern lässt der Chef dabei jede Menge Raum zu Soli und Improvisationen. Doch immer wieder blitzt das Können Katchés an großen und kleinen Trommeln, Tom-Tom, Hi-Hat, Splash-Becken und Schellen mehr oder weniger deutlich auf. Stets geht es ihm um die Melodie, keineswegs aber um Krafttrommeln und Lautstärke. Von Beginn zeigt der Drummer, wo es an diesem Abend langgeht. Bei ihm sitzt jeder Beat. Mal streichelt er die Trommeln ganz zart, dann wieder wird er forsch und rhythmisch, stets aber präsentierte er sich voller Eleganz und Genialität. Sein Spiel ist wie die Präzision eines Uhrwerks und die Entspanntheit eines urbanen Hipsters. Es ist wie der elegante Groove eines Tänzers und die Energie eines Marathonläufers. Mit seinen unverwechselbaren Qualitäten inspiriert Katché sein Ensemble, die gewohnten Bahnen zu verlassen. Er spielt instinktiv, in liebevollem Dialog mit seiner Umgebung, und flirtet dabei quasi mit seiner Snare-Drum, mit dem Song und mit den anderen Instrumenten. Katché sieht sich dabei aber in erster Linie als Taktgeber. Sein Schlagzeugspiel ist die rhythmische Essenz, die das Fundament der Architektur des musikalischen Werks stellt. Just mit diesem Können ist der 55-Jährige auch jener Schlagzeuger mit einer der umfassendsten Referenzlisten auf hohem Niveau geworden. „Ohne seine ungeheuer einfühlsamen, stets groovenden Schlagzeugkünste wäre die Popwelt (und nicht nur die) deutlich ärmer. Er ist im Pop und Rock ebenso zu Hause wie in Produktionen mit afrikanischer Musik und im Jazz“, urteilte mal ein renommierter Kritiker. Und dem ist nichts hinzuzufügen. Manu Katché tritt auch als Komponist, Sänger, Autor und Produzent in Erscheinung. Katché hat intensiv mit vielen Musikgrößen zusammengearbeitet und stellt seit Jahren seine geradezu universelle Vielfältigkeit als Drummer auch mit eigenen Bands unter Beweis.