Lörrach Sinnlichkeit in Klang und Wort

Veronika Zettler
Vollendete Stimmkunst brachten die Profeti Della Quinta in die Stadtkirche. Foto: Veronika Zettler

Ensemble „Profeti Della Quinta“ begeisterte bei „Stimmen im Advent“.

Lörrach - Einen Abend voller ungewöhnlicher Hörerlebnisse bot auch die dritte von vier Konzertlesungen unter dem Titel „Stimmen im Advent“ in der Lörracher Stadtkirche. Das Vokalensemble „Profeti Della Quinta“ nahm die Zuhörer am Sonntag mit auf eine wunderbare musikalisch-lyrische Zeitreise rund um das Hohelied Salomos.

Dass es eine Zeitreise für alle Sinne wurde, lag auch am gesprochenen Text, der neben der Musik fester Bestandteil von „Stimmen im Advent“ ist. Doris Wolters, Schauspielerin und Sprecherin, las das alttestamentarische Hohelied Salomos in einer modernen Übersetzung, in der die Fülle erotischer Sehnsuchtsbilder fast wie zeitgenössische Liebeslyrik klang. Mit diesem Arrangement schaffte Dramaturgin Marion Schmidt-Kumke, die „Stimmen im Advent“ im zwölften Jahr realisiert, einen rundum hörenswerten Brückenschlag in die Gegenwart.

In den „Profeti Della Quinta“ hatte sie dafür musikalisch die perfekten Baumeister an Bord. Die Sänger und Musiker umspielten das „Lied der Lieder“ mit einem Programm, das einige durchaus seltene Preziosen enthielt. So waren Intro, Mittelteil und Schluss Salamone Rossi (circa 1570 – 1630) gewidmet. Dem italienisch-jüdischen Geiger und Komponisten des Frühbarocks und damaligen Neuerfinder des Synagogalgesangs haben die „Profeti Della Quinta“ und das Ensemble Muscadin schon vor zehn Jahren in den Einspielungen zu „The Song of Solomon“ ein Denkmal gesetzt. Mit Rossis ergreifendem Kaddish-Gebet „Yitgadal veyitkadash“ bescherte das Sextett dem Publikum ein ergreifendes Finale.

Doch der Spannungsbogen enthielt weitere Höhepunkte. Ein Klangerlebnis boten – neben zwei Werken des italienischen Lautenisten Giovanni Girolamo Kapsberger (1580 - 1651) – die Hohelied-Kompositionen des Ensemble-Chefs Elam Rotem, der seine fünf Mitstreiter am Cembalo begleitete – etwa der zweite Beitrag „Kol dodi hineh-zeh ba“ – „Da ist die Stimme meines Freundes“.

Im Mittelpunkt des Abends stand jedoch die schlichtweg vollendete Stimmkunst der aus Israel stammenden und heute in Basel ansässigen „Profeti Della Quinta“. Neben Elam Rotem gehören dazu die Countertenöre Doron Schleifer und Roman Melish, die beiden Tenöre Dan Dunkelblum und Lior Leibovici sowie Ori Harmelin, der auf den 14 Saiten der im 16. und 17. Jahrhundert so gern gespielten Theorbe beziehungsweise Chitarronne einen zeitlos anmutenden Klangkosmos eröffnete. Das von Girolamo Kapsberger geschriebene Solo „Passacaglia“ war ein Glanzlicht des Konzerts.

In Erinnerung bleiben den Zuhörern wohl auch die solistischen Passagen von Countertenor Doron Schleifer, der in atemberaubenden Stimmhöhen kühnste Koloraturkunst stil- und stimmsicher beisteuerte. Im preisenden „Adonai Adoneinu“ und „Hallelujah“ verflochten, vereinten und trennten sich die Stimmen, um sich gegenseitig mal gläsern und zart, mal perlend, mal kraftvoll zu verzieren. Eindrücklicher kann man das Hohelied nicht singen.

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