Dass es eine Zeitreise für alle Sinne wurde, lag auch am gesprochenen Text, der neben der Musik fester Bestandteil von „Stimmen im Advent“ ist. Doris Wolters, Schauspielerin und Sprecherin, las das alttestamentarische Hohelied Salomos in einer modernen Übersetzung, in der die Fülle erotischer Sehnsuchtsbilder fast wie zeitgenössische Liebeslyrik klang. Mit diesem Arrangement schaffte Dramaturgin Marion Schmidt-Kumke, die „Stimmen im Advent“ im zwölften Jahr realisiert, einen rundum hörenswerten Brückenschlag in die Gegenwart.
In den „Profeti Della Quinta“ hatte sie dafür musikalisch die perfekten Baumeister an Bord. Die Sänger und Musiker umspielten das „Lied der Lieder“ mit einem Programm, das einige durchaus seltene Preziosen enthielt. So waren Intro, Mittelteil und Schluss Salamone Rossi (circa 1570 – 1630) gewidmet. Dem italienisch-jüdischen Geiger und Komponisten des Frühbarocks und damaligen Neuerfinder des Synagogalgesangs haben die „Profeti Della Quinta“ und das Ensemble Muscadin schon vor zehn Jahren in den Einspielungen zu „The Song of Solomon“ ein Denkmal gesetzt. Mit Rossis ergreifendem Kaddish-Gebet „Yitgadal veyitkadash“ bescherte das Sextett dem Publikum ein ergreifendes Finale.