Lörrach Songs zum Fühlen und Nachdenken

Die Oberbadische

Stimmenfestival: Zweites „Rosenfelspark-Konzert“ mit Suzanne Vega und Yael Deckelbaum – im Burghof

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Schade. Diese beiden Frauenstimmen hätten wunderbar zu einem lauen Sommerabend im Rosenfelspark gepasst. Doch auch im Burghof, in den das zweite Stimmenkonzert am Mittwochabend angesichts der Wetterprognosen kurzfristig verlegt worden war, wurde das gut dreistündige Konzert zu einem bewegenden Abend – ein Abend der Frauen, der Stimmen und der Gitarren.

Suzanne Vega, seit Mitte der 80er- Jahre unermüdlich kreative SingerSongwriterin hatte schon lange im Vorfeld für einen ausverkauften Abend gesorgt. Sie kam das zweite Mal zum Stimmenfestival – und das Publikum lag ihr auch dieses Mal vom ersten Song an zu Füßen.

Für einen bemerkenswerten, ergreifenden Auftakt sorgte die Israelin Yael Deckelbaum. Angesichts deren virtuoser Stimmgewalt von sanft beschwörend bis lebensfroh war das Publikum hingerissen.

Es war ein Abend bewusster Schlichtheit. Beide Sängerinnen kommen ohne Schnickschnack aus, legen den Schwerpunkt auf die Akustikgitarre, verzichten auf Band. Auch Suzanne Vega hat nur ihren sie geradezu symbiotisch kongenial begleitenden irischen Gitarristen Gerry Leonard mit seinem Technik-Equipment dabei.

Deckelbaum sorgt ganz allein mit ihrer Gitarre für ein Programm, das angesichts seiner Qualität ohne weiteres für sich allein hätte stehen können. Die in Jerusalem geborene Sängerin überzeugt mit Charme und stimmlicher Bandbreite. Sie singt bis auf eine hebräische Ausnahme in Englisch, bringt das Publikum zum hingebungsvollen Mitsummen im „Angel Song“, fasziniert mit ihren sehr persönlichen, emotionalen Texten. Sie erzählt von der Liebe, von der Sehnsucht, von nachdenklichen Morgenstunden, an denen man aufwacht und sich fragt, ob man dieses Hamsterrad, das sich Leben nennt, so weiterführen möchte. Sie ist eine überzeugende Werberin für Toleranz und Freiheit des Geistes – über alle Religionen hinweg. Den Augenblick leben – derlei Appelle gehen dem Publikum zu Herzen. Und auch, wenn sie mal zornig, fast aggressiv aufbegehrt, kommt ihre Stimmkunst voll zur Geltung. Deckelbaum präsentiert sich als aufgeschlossene Erzählerin, die Persönliches preisgibt, wie es auch wenig später ihr – wie sie verrät – viel bewundertes Vorbild Suzanne Vega tut.

Das so bestens eingestimmte Publikum empfängt mit warmherzigem Applaus den Auftritt der Protagonistin des Abends: Zierlich und gewohnt unprätentiös betritt die mädchenhafte 57-jährige Amerikanerin die Bühne. Gekleidet schlicht und sportlich ganz in Schwarz, schwarz, wie ihre Haut und Seele ist, „Black is the truth of my situation“, singt sie gegen Ende des Konzerts im von scharfer E-Gitarre begleiteten, sehr rockigen Song „White“.

Dabei ist Vegas Stil eher einer der leiseren Töne, der einprägsamen Melodien. Mit ihrer unverkennbaren, warm und jugendlich gebliebenen Stimme präsentiert sie im Konzert neben ihren ganz großen Songs wie „Tom’s Diner“, „Gypsy“ oder „Calypso“ vom großartigen 1987er-Album „Solitude Standing“ viele „new-old“-Stücke aus den letzten Jahren, aber auch Songs aus ihrem im Oktober erscheinenden neuen Album. Liebe, Beziehungen, Menschen und Orte, Seinszustände – die nachdenkliche SingerSongwriterin entwickelte in ihrer Musikerlaufbahn zu den ganz großen Themen textintensive Stücke, die sie als kritische, reflektierte Persönlichkeit ausweisen, die sympathischerweise über einen guten Humor verfügt, wie sie beim geradezu persönlich anmutenden Gespräch mit dem Publikum zeigt.

Unvergessene Songs und neue Inspirationen

Sie kann von Rumba-Rhythmen unterlegt sehr romantisch sein: „Ich kenne deinen Namen, deine Haut, deine Art...“ Sie beherrscht auch anspruchsvolle Rhythmen wie in „Jacob the angel“ und kann dabei mühelos ins Sphärische gleiten. Oder sie spielt lässig Folk betonte Arrangements. Erstaunlich, welche musikalische Bandbreite sie über die Jahrzehnte entwickelt hat.

In ihren Texten interessiert sie sich für Emotionales genauso wie für gesellschaftliche Zustände. Ihre neuen Songs widmet sie bemerkenswerten Persönlichkeiten wie den US-amerikanischen Schriftstellerinen Carson McCullers oder Harper Lee, der Pulitzer-Preisträgerin, die das Thema Rassismus aufgriff. Ein Thema dass Suzanne Vega gerade angesichts der aktuellen Ereignisse in ihrer Heimat umtreibt. So wie sie auch schon Ende der 80er Jahre mit dem unvergessenen „Luka“, das sie in Lörrach in einer neuen, bewegenden Version spielte, Missstände aufgriff und zu einem unvergessenen Song aufbereitete. Dankenswerterweise mutiert die Sängerin dabei nicht zur Zeigefinger erhebenden Mahnerin, sondern bleibt zum Nachdenken und -fühlen anregende Inspirationsquelle.

Bemerkenswerte Schlichtheit ist Vegas Markenzeichen: musikalisch und menschlich. Gepaart mit Intellektualität und viel Gefühl erweist sie sich dabei als wichtige Stimme. Eine Stimme, von der auch künftig noch viel zu erwarten ist.

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