Lörrach (bea). In der „Halle Neun“ gibt es keinen Champagner. Die Glastür an der ehemaligen Industrie-Halle in Brombach steht offen, aus dem Innenraum dringen leise Gespräche. Das Reparaturcafé feiert Eröffnung, und das ganz bescheiden: Gemeinsam wird repariert, was die ersten Cafébesucher gebracht haben. Ein alter Plattenspieler, ein defekter Staubsauger, eine Nudelmaschine, die klemmt, ein Toaster mit Klappmechanismus, der nicht mehr zuklappt. Ganz vertieft sind die Reparateure in ihre ehrenamtliche Arbeit. Mit „Hilfe zur Selbsthilfe“ will man im Reparaturcafé Menschen unterstützen und zugleich einen Treffpunkt schaffen – ein Konzept, das allem Anschein nach regen Zuspruch findet. Die Entstehungsgeschichte ist schnell erzählt: Treffen sich drei bestens vernetzte Lörracher – Klaudia Klein, Axel Rulf und Beatrice Kaltenbach-Holzmann – und stellen fest, dass ein Reparaturcafé genau das ist, was in Lörrach noch fehlt. Schnell nimmt das Projekt konkrete Formen an. Kaltenbach-Holzmann kann mit der Halle Neun als festem Treffpunkt aufwarten, Rulf bietet als Direktor der Volkshochschule organisatorisches Know-How und institutionelle Expertise, und Klaudia Klein bringt die Bürgerstiftung Lörrach mit ins Boot. Einmal den Entschluss gefasst, rühren die Gründer die Werbetrommel. Die Resonanz ist positiv: Pünktlich zur Eröffnung am Freitag sind die Reparaturteams einsatzbereit. Unter ihnen befinden sich bekannte Gesichter: Wolfgang Krämer etwa, ehemaliger Ortsvorsteher von Haagen und Büromaschinenmechanikermeister von Beruf, der nun ehrenamtlich sein Können weitergeben will. Die Zeit dafür hat er. „Ich bin jetzt wirklich Rentner“, schmunzelt er, während er geduldig versucht, eine alte Tischuhr wieder in Gang zu bringen. Wie alle anderen hat er sein eigenes Werkzeug dabei, mit dem er jetzt hier ein Schräubchen festzieht und dort an einem Zahnrad dreht. Auch in der Abteilung Textiles wird Fachkenntnis aufgeboten: Jutta Renk, viele Jahre mitverantwortlich im gleichnamigen Bettengeschäft, sitzt an der Nähmaschine bereit. Als Schnittdirektrice hat sie in Berlin ihr Handwerk von der Pieke auf gelernt. Was aber nicht heiße, dass man das Nähen nicht auch so lernen könne, sagt sie mit Blick auf ihre Mitstreiterin Bettina Simon, Krankenschwester und Handarbeits-Autodidaktin, die sich aber schon mit Strickkursen in der Volkshochschule einen Namen gemacht hat. Die beiden geraten ins Schwärmen, wenn sie an die vielen Dinge denken, die sie früher selbst hergestellt haben: Kleider, Pullis, Leggings für die Tochter als Alternative zum Einheitslook. Dass heute die meisten nicht mehr selbst stricken und nähen, wundert die beiden nicht: „Früher ging’s auch um’s Geld“. Den Blick wieder schärfen für den Wert von Dingen Den Blick wieder zu schärfen für den Wert von Dingen, ist eines der zentralen Ziele des Reparatur-Cafés, wie Beatrice Kaltenbach-Holzmann erläutert, oder, um mit dem Buchautor Wolfgang M. Heckel zu sprechen, „Die Kultur der Reparatur“ wiederzuentdecken. n  Einmal im Monat immer samstags, jeweils wechselnd zwischen 17 und 21 Uhr und 10 bis 14 Uhr, gibt es nun in Lörrach die Gelegenheit dazu.